Kapitel 3

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Ich blinzelte in das helle Licht und zog mir stöhnend die Bettdecke über das Gesicht. Mein ganzer Körper schmerzte. Außerdem hatte mich der Traum gestern Nacht nicht zur Ruhe kommen lassen. Ich fühlte mich, als wäre ich tatsächlich durch die Gegend geschleppt wurden. Nie wieder würde ich dieses Gebräu der "Schwestern" anrühren!
Hoffentlich würden die Vorlesungen heute entspannt werden.
Mit einer Hand tastete ich nach dem Wecker auf meinem kleinen Nachttisch.
Doch da war nichts. Stattdessen fühlte ich kalten Stein.

Nein!

Ich riss mir die Decke vom Kopf. Sofort blendete mich das Licht und ich kniff die Augen zusammen. Die Decke zwischen meinen Fingern fühlte sich ungewohnt an, dünner als meine eigene. Trotzdem seltsam warm.
Mit großer Anstrengung zwang ich mich dazu, die Augen wieder zu öffnen.
Es schmerzte, aber nach kurzer Zeit blieb nur noch ein stetiges Brummen in meinem Kopf.
Ich sah mich um. Mit jeder Sekunde fühlte sich mein Herz schwerer an.
Das hier war nicht mein Zimmer. Nicht mal annähernd. Das Wohnheim hatte weiße Wände und helle Holzmöbel, aber um mich herum erstreckten sich nackte Steinwände, nur unterbrochen von einem großen Fenster.

Das durfte nicht sein!
Wo war ich hier gelandet?

Panisch ließ ich meinen Blick erneut durch den Raum wandern, auf der Suche nach einer Tür.
Doch, da!
Zu meiner Linken war eine graue Holztür in die Mauer eingelassen. Mit den Fingern strich ich über die raue Oberfläche. Kein Türgriff, kein Schlüsselloch. Doch egal wie stark ich mich gegen die Tür warf, sie gab nicht nach. Gefangen. Ich war eine Gefangene. Und ich wusste nicht einmal, wo ich war. Oder warum.

Letzte Nacht... War es ein Traum? Und wenn nicht? Und selbst wenn es kein Traum war... Wie sollte ich hier je wieder heraus kommen?

Meine Augen brannten. Mein Körper schmerzte. Die Muskeln fühlten sich an, als wäre ich drei Tage durchgelaufen ohne Pause. Außerdem brannten meine Rippen.
Immer noch trug ich nur meine relativ dünnen Sportsachen und die kalte Luft auf meiner Haut brachte meinen Körper zum Zittern.

Kalte Luft?
Das offene Fenster!
Die plötzliche Bewegung schickte gleißenden Schmerz durch mich, aber ich hielt nicht inne, sondern stürzte zum Fenster.
Wenn ich hier raus kommen würde, könnte ich vielleicht meinen Weg zurück finden ...
Doch ein Blick nach draußen reichte, damit die Hoffnung, die in mir aufgestiegen war, zerbarst wie dünnes Glas.

Unter mir wiegten sich rot goldenen Baumkronen im Wind. Dazwischen schlängelte sich ein kleiner Fluss, ein silbernes Band in der Ferne.
So tief!
Ich hatte nie Höhenangst gehabt, aber jetzt wurde mir bei dem Blick in die Tiefe schlecht.
Ich war gefangen.
Den Sprung aus dem Fenster würde ich nicht überleben.

Ein furchtbarer Gedanke durchzuckte mich.
Was, wenn ich tot besser dran wäre? Wer wusste schon, was die mit mir vorhatten?
Vielleicht würde ich in weiteren seltsamen Zeremonien irgendwem geopfert werden.
Dann fiel mir ein, was Sarah mal gesagt hatte:
"In manchen Mythen können die Fairie ihren Opfern ihren Willen aufzwingen..."
Bilder füllten meinen Kopf. Dinge die sie mit mir tun könnten, zu denen sie mich zwingen könnten.
Galle stieg in mir hoch und mit einem Schluchzen erbrach ich meinen Mageninhalt aus dem Fenster vor mir. Tränen liefen mir über das Gesicht.
Zwischen Schluchzern würgte ich, bis mein Magen völlig leer war. Dann rollte ich mich vor dem Fenster auf dem Steinboden zusammen und weinte.
Irgendwann wusste ich nicht mal mehr, warum genau ich weinte.
Aus Angst? Oder vielleicht aus Verzweiflung? Es war fast egal geworden.

Als die Tür klickte, war ich zu schwach um aufzuspringen und mir meinen Weg nach draußen zu erkämpfen. Stattdessen blieb ich einfach liegen und schloss die Augen.
Eine erschrockene Stimme rief Worte, die ich nicht verstand. Dann folgte eine zweite Stimme. Diese kam mir allerdings bekannt vor.
Ich zwang mich, meine Augen wieder zu öffnen.

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