Kapitel 23

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Noch immer wusste ich nicht, ob ich den Brief lesen sollte, den mir Elena von Erik gegeben hatte. Zu sehr hatte er mich verletzt. Doch irgendetwas sagte mir, dass ich diesen Brief lesen sollte. Aber was ist, wenn es mich damit nur noch mehr verletzen würde? In 2 Tagen könnte ich in Stuttgart anfangen und meine Freundschaft mit Erik hinter mir lassen. In 2 Tagen könnte ich ein neues Leben beginnen ohne das er mich zum wiederholten Male verletzen würde. Doch konnte ich das? Ich wusste es einfach nicht.

Vielleicht sollte ich es einfach wagen. Es war das letzte Stück unserer Beziehung - unserer Freundschaft - die vor anderthalb Wochen zerbrochen war und das vermutlich für immer.

Ohne groß darüber nachzudenken was ich tat, öffnete ich den Brief. Sofort wurde mir warm ums Herz als ich Eriks Schrift erkannte, doch ich musste meine Gefühle abstellen. Es war das beste für alle Beteiligten.

Liebe Josi,

vermutlich bin ich der größte Idiot, den es auf der ganzen Welt gibt. Nein, ich bin garantiert der größte Vollidiot, den es auf der ganzen Welt weit und breit gibt.

Ich habe dich verletzt. Dich ausgenutzt. Und vor allem habe ich mit deinen Gefühlen gespielt. Es tut mir so unendlich leid. Ich wollte dich niemals verletzen. Das musst du mir Einfach glauben. Du bist der wichtigste Mensch in meinem Leben.

Ich bin einfach so ein Idiot. Ich hätte dir schon längst erzählen müssen, dass ich noch verheiratet bin. Ich hätte dir so etwas niemals verheimlichen dürfen. Doch ich wusste nicht wie ich dir das hätte beibringen sollen. Ich wollte dich einfach nicht verletzten, weil ich wusste, dass du mir das niemals verziehen hättest. Ich kann dich voll und ganz verstehen, dass du wütend und enttäuscht bist und vermutlich hasst du mich auch. Aber etwas anderes habe ich auch nicht verdient, weil ich ein Trottel und vor allem ein Idiot bin.

Alles was ich zu dir gesagt habe, habe ich ehrlich gemeint. Wirklich alles. Ich hatte dich keinen einzigen Moment angelogen, denn das würde ich niemals über mein Herz bringen. Ich liebe dich. Und diese Worte sage/ schreibe ich nicht nur, weil mir gerade danach ist, sondern weil es tief aus meinem Herzen kommt.

Es tut mir alles so unendlich leid. Wirklich alles, was ich getan habe.

Du bist alles für mich. Ich hoffe du kannst mir irgendwann verzeihen, dass ich dir ein wichtiges Detail aus meinem Leben verheimlicht hatte. Es tut mir leid. Ich hätte dir schon längst von meiner Ehe mit Victoria erzählen müssen, doch ich konnte es nicht. Es war einfach so eine dämliche Jugendsünde, die ich nicht so schnell wieder aus meinem Leben streichen konnte.

Ich hatte mich damals so allein gefühlt, als du nur mit deiner Ausbildung zu tun hattest. Das soll jetzt hier keine Entschuldigung für mein Handeln sein, aber vielleicht kannst du es dann ein Stückchen nachvollziehen. Ich war einfach dumm und verpeilt und das hatte Vici einfach ausgenutzt, obwohl mein Herz damals schon dir gehört hat.

Ich wollte es nie einsehen, doch ich war damals schon zu unserer Schulzeit in dich verliebt. Jedes Mal schlug mein Herz schneller, wenn ich dich sah. Und jedes Mal versetzte es mir einen Stich, wenn du mit einem anderen Jungen als mir gesprochen hattest. Doch bis dato dachte ich, dass das alles nur mit unserer Freundschaft zusammen hing bis ich dich fast endgültig verloren hatte. Doch jetzt habe ich dich verloren, weil ich einfach so dumm bin. Weil ich es damals nicht auf die Reihe bekommen hatte mir meine Gefühle einzugestehen. Alles was ich tat, war falsch. Alles wirklich alles.

Es tut mir unendlich leid. Ich kann es einfach nicht oft genug sagen, weil du mir einfach so viel bedeutest. Schließlich bist du das beste was mir je passiert ist.

Ihr hattet immer alle recht, wenn ihr gesagt habt, dass ich das verpeilte Dürmchen bin. Ihr hattet so recht. Doch das möchte ich einfach nicht sein, denn:

Ich frag' mich viel zu viel
Und vielleicht auch zu oft
Ich glaub' ich kann's ändern
Indem ich still hoff'
Irgendwie hab' ich das Chaos gemocht
Doch langsam fällt mir die Decke auf'n Kopf

Und jede Nacht lieg' ich wach
Und frag' mich was ich sagen soll
Und jede Nacht stell' ich mir vor
Das es irgendwann einfach passiert

Es ist endlich an der Zeit etwas zu ändern und das werde ich auch tun. Vielleicht haben wir dann eine Zukunft, wenn du mir noch eine Chance gibst. Doch ich glaube, auf die kann ich ewig warten, da ich es einfach vermasselt habe. Ich würde für dich ewig warten, denn:

Ich hab' schon 365 Tage
Ewig lang gewartet
Völlig außer Atem
In den letzten 52 Wochen
Den Kopf so oft zerbrochen
Und jetzt ist es einfach passiert.

Und das hätte nicht passieren dürfen. Meine Scheidung wird demnächst durch sein und dann bin ich ein freier Mann.

Ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen könntest.

Ich würde mich freuen, wenn du in 2 Wochen dich mit mir auf der Dachterrasse des Mannschaftshotels treffen würdest, wenn du diesen Brief überhaupt lesen wirst, denn so wie ich mich verhalten habe, kann ich dir es auf keinen Fall übel nehmen, wenn du es nicht tust.

Ich werde auf dich warten. Vielleicht hatte ich es auch verdient, wenn du nicht erscheinen würdest, weil ich dich zu sehr verletzt hatte, dass du mir nicht mehr in die Augen sehen kannst. Egal wie du dich entscheidest, weiß ich, ob ich es versaut hatte oder ob du mir eine allerletzte Chance gibst, die ich auf jeden Fall ergreifen werde und alles dafür tun würde, doch nicht noch einmal zu enttäuschen oder zu verletzen.

Vergiss niemals, dass ich dich von ganzen Herzen liebe.

In Liebe,

Dein Erik.

Er hatte mir das Herz gebrochen, dennoch gingen mir seine Worte sehr nahe. Doch ich wusste nicht, ob ich ihm noch eine allerletzte Chance geben sollte. Es tat einfach zu sehr weh, um von ihm erneut verarscht zu werden.

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