Kapitel 15

965 60 7
                                    

Erik Durm

Niedergeschlagen von Elenas und Kathis Worten machte ich mich zurück auf den Weg zu meinen Teamkollegen.

Ich hörte immer noch Elenas Worten in meinen Gedächtnis nachhallen. Jetzt schalte doch endlich mal dein Gehirn und dein Herz ein. Doch konnte ich das? Mein Gehirn als auch mein Herz sagten etwas ganz anderes. Auf wen sollte ich nur hören? Wer sagte mir das Richtige? Ich wusste es einfach nicht. Zu viel schwirrte mir einfach im Kopf herum.

Ich war noch nie gut darin Entscheidungen zu treffen, denn meistens hatte ich Josi um Rat gefragt, doch dieses Mal konnte ich es nicht. Dieses Mal hatte ich einfach einen zu gravierenden Fehler begangen.

Ich konnte ohne Josi nicht leben. Sie war ein Teil meines Lebens. Ein Teil meines Ich's. Wir waren schon immer unzertrennlich, doch jetzt war das anscheinend alles Geschichte. Ich war so dumm und zog Jenny Josephine vor, weil ich dachte, dass es die richtige Entscheidung war. Doch das war sie nicht. Es war die falscheste Entscheidung, die es gab. Die ich je getroffen hatte. Doch wie konnte ich es nur wieder gut machen? Ich wusste es nicht. Ich wusste es einfach nicht.

“Na, du Superheld.” Ich verdrehte nur meine Augen, als ich die Stimme meines Mannschaftskollegen hörte. Manchmal nervte es mich, dass er mich immer mit irgendwelchen Dingen aufzog, doch Marco meinte es immer nur gut. Er war der ältere von uns dreien und hatte somit auch eine bessere Lebenserfahrung als ich.

“Ich bin kein Superheld. Ich bin das größte Arschloch, das es gibt.” Ich sah in den Himmel und beobachtete wie sich die Wolken verformten. Ich wusste, dass es einen Grund gab warum Josi nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, doch ich wusste noch nicht welcher Grund es war.

“Die Einsicht ist der erste Weg zur Besserung.” Wenn Marco das meinte, doch ich glaubte daran nicht wirklich. Wieso sollte sich dann an meinen Problemen etwas ändern? Ich meine, wie konnte die Einsicht seinen Teil dazu beitragen. Ich wusste es einfach nicht.

“Du hast leicht zu reden”, sagte ich nur und  sah zu Marco, der mich vermitzt anlächelte. Woody hatte sicherlich schon wieder irgendeinen Plan ausgeheckt, der vermutlich wie jeder andere eigentlich auch nicht funktionieren konnte, da er einige Faktoren nicht beachtet hatte.

“Vielleicht solltest du Jenny endlich den Laufpass geben.” Als ob das so leicht wäre.

“Wo wir gerade bei Jenny wären. Ich dachte du magst sie nicht und dennoch machst du mit ihr vor den Augen von Elena rum.” Ich hatte bis heute immer noch keine Antwort darauf warum Marco das getan hatte geschweige denn warum er Elena so verletzen wollte.

“Ich wollte dir eigentlich nur zeigen, dass Jenny es mit jedem Fußballer treibt und sie nur mit dir zusammen ist, damit du ihren Lebensunterhalt bezahlen kannst. Verstehst du worauf ich hinaus möchte?” Fragte Marco mich und so mich abwartend an. IM Grunde hatte er ja recht, aber ich konnte ihr doch jetzt nicht weh tun. Obwohl Josephine hatte ich schon weh getan doch das wollte ich nie.

Ich zuckte mit den Schultern, da ich nicht genau wusste, was ich antworten sollte. Ich hatte einfach keine Idee.

“Erik. Schieß Jenny endlich in den Wind und steh zu deinen Gefühlen für Josi:” Wollte Marco mich gerade komplett verarschen, warum sollte ich Gefühle für meine beste Freundin haben? Erik, sei doch endlich ehrlich zu dir. Irgendwie hatte Woody schon recht mit seiner Vermutung, doch das musste er nicht wissen...

Josephine Saalfeld

Zusammengekauert saß ich einige Tage später auf der Couch meiner Eltern und versuchte jeden Gedanken an Erik aus meinem Gedächtnis zu verbannen. Es war einfach das beste ihn zu vergessen. Doch konnte ich das überhaupt? Erik und ich ergänzten uns in jeder Lebenslage und seitdem wir uns aus dem Weg gingen fehlte mir etwas. Fehlte er mir schrecklich. Ich konnte mir noch nie ein Leben ohne meinen besten Freund vorstellen und kann es jetzt immer noch nicht. Zu sehr hänge ich an ihn.

“Wenn du hier den ganzen Tag auf der Couch liegst, wird dein Liebeskummer auch nicht weniger”, sagte meine Mutter zu mir als sie das Wohnzimmer betrat. Irgendwie hatte sie schon recht, doch so wirklich gefiel es mir nicht meinen sicheren Ort zu verlassen. “Komm lass uns einkaufen gehen. Ich brauche noch etwas für das Mittagessen.”

Widerwillig erhob ich mich vom Sofa und folgte meiner Mutter Richtung Flur, dort zog ich mir meine Schuhe und eine leichte Sommerjacke an. Nachdem wir angezogen waren, machten wir uns auf den Weg zum nächsten Supermarkt.

“Was brauchst du alles?” Fragend sah ich sie an, während wir uns in der Gemüse - und Obstabteilung befanden.

“Tomaten, Paprikas, Zucchinis, Äpfel und Bananen”, zählte meine Mutter auf und ich versuchte mir die Details zu merken. Doch, wenn ich ehrlich war, glaubte ich nicht wirklich daran, dass ich mit mehr als zwei Früchten zurückkommen würde.

Während ich nach dem besagten Obst und Gemüse suchte, stach mir eine Zeitung ins Auge. Auf dem Titelblatt war mein ehemaliger bester Freund abgebildet, doch statt einem Lächeln zeigte er nur ein trauriges Gesicht. Ich musste wissen was los war, auch, wenn es zum wiederholten Male eine tiefere Wunde hinterlassen würde. Sofort war mir alles andere egal. Ich lief zum Zeitungsständer und zog, nachdem ich dort angekommen war, das Magazin heraus, bevor ich auf die Seite mit dem Artikel blätterte.

Erik Durm: Unglücklich verletzt

Am Montagabend verletzte sich Erik Durm (25) beim Testspiel gegen die Niederländer unglücklich am Knie. Zum wiederholten Male fällt der Defensiv - Allrounder für einen längeren Zeitraum aus. Wie der DFB bekannt gab, wird Durm die Nationalmannschaft nach Italien nicht begleiten und sich voll und ganz seiner Genesung in Dortmund widmen. Jogi Löw bedauert es sehr, dass er auf den Dortmunder verzichten müsse, aber er könne sich auf seinen breitgefächerten Kader verlassen. Er wünscht Erik Durm “gute Besserung und eine schnelle Genesung”. Es ist abzuwarten wie sich der Heilungsprozess entwickelt und welche Aufgabe seine Freundin Josephine Saalfeld (25) einnehmen wird.

Verwirrt laß ich die letzte Zeile nochmals und konnte mir überhaupt keinen Reim daraus machen, wie die Presse darauf kam, dass ich mit Erik in einer Beziehung war. Vielleicht lage es ja daran, dass ich in den letzten Jahren meinen besten Freund zu sehr vielen Spielen begleitet hatte und wir immer zusammen gesehen und abgelichtet wurden.

“Es war also keine gute Idee hierher zu kommen oder?” Fragend und gleichzeitig besorgt sah mich meine Mutter an.

“Es war die beste Idee, die du jemals hattest”, antwortete ich und umarmte sie.

“Wirklich?” So wirklich wollte meine Mutter mir es noch nicht glauben, also rückte ich ihr das Magazin in die Hand, woraufhin sie den Artikel ebenfalls laß.

“Sie erwähnen dich als seine Freundin. Also wirst du nicht so kampflos aufgeben, verstehe ich das richtig?” Ich nickte und auf meinem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus.

“Wir haben noch eine Chance und, wenn ich diese nicht nutzen würde, wäre es der größte Fehler, den ich begehen könnte. Ich werde mir etwas einfallen lassen, aber dazu brauche ich die Hilfe von Elena und den anderen. Aber morgen werde ich erstmal schauen, ob Erik auf meiner Station liegt”, ließ ich sie an meinen Gedanken teilhaben.

“Du tust das Richtige”, sagte meine Mutter, obwohl ich ganz genau wusste, dass sie nicht wirklich damit einverstanden war, da meine Mutter das Verhalten von Erik nicht tolerieren und verstehen konnte.

Doch ich wusste noch nicht wie ich Erik von meinen Gefühlen beziehungsweise von seinen Gefühlen für mich überzeugen konnte. Ich hoffe, dass Marco und die anderen eine Idee hätten. Doch damit würde ich sie erst morgen belästigen, nachdem ich bei Erik war und mich nach seinem Befinden erkundigt hatte.

Perfection Where stories live. Discover now