Kapitel 8: "Sag mal, geht's noch?..."

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Kapitel 8: „Sag mal, geht’s noch?...“ (Der Junge auf dem Bild ist Lee Baker)

David

Ich stellte ihre Taschen im Eingang für derweil ab und zu zweit gingen wir ins Wohnzimmer. Ich ließ mich auf die Couch fallen und legte meine Füße auf den Tisch, während Isabel sich am anderen Ende vom Sofa hinsetzte. Sie hatte vorher schon zwei Wochen bei mir gewohnt und ich war immer noch überrascht, wie sie sich verhielt. So als wäre sie das erste Mal hier und sie konnte manchmal wirklich extrem schüchtern sein, um dir im nächsten Moment den Hintern einzutreten.
Mittlerweile war es schon Abend und der Himmel färbte sich rosa, also hatten Isabel und ich beschlossen, einen Film zu schauen, aber das war die nächste Herausforderung.

„Den hab ich aber schon so oft angesehen! Was glaubst du, wie es bei mir zu Hause ist, mit vier Männern unter einem Dach? Das laufen den ganzen Tag Action - Filme.“, beschwerte sie sich, als ich gerade ‚The Gunman‘ einlegen wollte. „Okay, okay und was sonst?“, fragte ich sie. Isabel stand auf und kniete sich vor meiner DVD - Sammlung neben mich. Prüfend ließ sie ihre Augen über die Titel streifen bis sie bei einer Hülle stehen blieb und sie herauszog. „Den kenn ich gar nicht.“, stellte ich fest. Ja, klingt lächerlich, dass es Filme aus meiner Sammlung gibt, die ich noch nie gesehen habe, aber es kann gut möglich sein, dass ihn entweder ein Mädchen bei mir vergessen hat, nachdem ich sie flach gelegt hatte, oder meine 3-Jährige Nichte Cloe hatte ihn vergessen.
„Du hast einen Film und ihn noch nie angeguckt?“, fragte sie mich mit ihrem üblichen Ist-das-dein-Ernst-Blick. Ich nickte lediglich und legte die DVD ein. Wieder legte ich meine Füße auf den Tisch und Isabel kuschelte sich auf die andere Seite des Sofas. Als im Wohnzimmer nur noch der Fernseher den Raum in Licht tauchte, warf ich einen Blick zu ihr. Sie sah gerade genauso aus, wie Cloe, wenn sie einen Film schaute. Es war mir schon immer ein Rätsel, wie es Leute schafften so in eine andere Welt abzudriften. Isabel schien fasziniert und ich musste mir das Lachen verkneifen, als sie bei einer gewissen Stelle zusammen zuckte. So sehr sie sich auch von den anderen unterschied, so konnte sie auch ein typisches Mädchen sein.

Als es zu Ende war, sah ich, dass sie auf der Couch eingeschlafen war. Klingt zwar stalkermäßig, aber es war die erste Gelegenheit, dass ich sie mir genauer ansehen konnte. Ihre langen Wimpern warfen Schatten auf ihre Wangenknochen und eine schwarze Strähne rutschte ihr ins Gesicht. Wie ein Reflex strich ich sie zurück und ihre Haut fühlte sich ziemlich gut an. Keinerlei Schminke schimmerte auf meinen Fingern, so wie es teilweise bei anderen war. Ihre Füße waren schräg angewinkelt und eine Hand lag auf ihrem leicht entblößten Bauch, bei dem ihre Hüftknochen deutlich hervor standen. Die rechte Hand hatte sie unter ihre Wange geschoben und das erste Mal in meinem Leben sehe ich dieses Mädchen friedlich. Erst jetzt als ich sie so entspannt war, fiel mir auf, dass sie sonst den ganzen Tag die Schultern angespannt hatte. Ich kannte sie gar nicht anders. Ein letztes Mal ließ ich meine Finger über ihre weiche Haut gleiten, bevor ich meine Arme jeweils unter ihre Kniekehlen und ihrem Rücken gleiten ließ und sie den Kopf auf meine Brust lehnte. „Luis?“, nuschelte sie verschlafen. Ich grinste und flüsterte: „Schlaf weiter, Kleine.“
Sie lag federleicht in meinen Armen und ich brachte sie so vorsichtig wie nur möglich in ihr Zimmer, damit sie durch meine Schritte nicht wach wurde. Ich schlug die Decke zurück, legte sie ins Bett, zog ihr ihre Chucks aus und deckte sie wieder zu. Als ich sie in eine bequemere Position gelegt hatte und meine Arme wieder unter hier hervorziehen wollte, ließ sie das aber nicht zu. Da ich sowieso gebückt über dem Bett stand verlor ich den Halt und fiel fast auf sie drauf. „Luis, bleib da.“, murmelte sie wieder ohne die Augen zu öffnen. Da sie mich nicht los ließ, ließ ich mich neben sich ziehen und sie kuschelte sich an mich. Mein Herzschlag stieg in die Höhe und mein Atem ging einen Tick schneller. Ich glaube mir wird schlecht.

Isabel

Dieses Mal wurde ich nicht von einem Wecker aus dem Schlaf gerissen, sondern von einem lauten und schnellen Herzschlag unter meinem Ohr. Ich hob meinen Kopf leicht und meine Augen rissen sich automatisch noch ein bisschen mehr auf, als ich sah, wer da unter mir lag. David sah mich einfach nur an und ich spürte die leichte Hitze in meinen Wangen, als ich mir unserer Position bewusst wurde. Mein Kopf und mein linker Arm lagen auf Davids Brust, während mein Bein angewinkelt auf den seinen lag. Ich nahm meine Körperteile wieder zu mir und eine Gänsehaut durchlief mich, als ich seine Stimme hörte. „Morgen, Kleine.“, lächelte er auf mich herunter und seine Stimme war tiefer und rauer als gewöhnlich. „Morgen.“, nuschelte ich zurück. Gott, war das peinlich! Ich strich mir die Haare aus dem Gesicht und noch immer grinste der Typ neben mir mich an. Ach du heilige Scheiße! Seine kurzen hellbraunen Haare lagen etwas durcheinander -also so wie fast immer- und seine blau-grauen Augen waren noch ganz glasig vom Schlaf. Man konnte es ungefähr so ausdrücken: David Ansty sah morgens noch heißer aus als sonst. Seine perfekten weißen Zähne lächelten mich schüchtern an und… schüchtern?! Der da war alles andere als schüchtern.
Ich stand langsam auf, um den Abstand zwischen uns zu vergrößern und nahm mir ein paar Sachen, bevor ich im Bad unter die Dusche ging. Das Wasser prasselte auf meinen Köper herunter und ich sah dabei zu, wie ein einzelner Tropfen sich einen Weg an dem Milchglas der Scheibe nach unten suchte. Solche simplen Dinge liebte ich und solche Dinge faszinierten mich. Als ich fertig war, zog ich mir eine helle Jeans und ein lockeres graues T-Shirt an und ging in die Küche, in der ein gähnender David stand.
„Und nur damit du’s weißt, du hast mich in dein Bett gezogen.“, sagte er und ich konnte ihm anhören, dass er schmunzelte, weil er mit dem Rücken zu mir an der Küchenanrichte saß. Oh shit, schlimmer geht’s doch echt nicht, oder? „Übrigens heiße ich David und nicht Luis.“ Okay, geht es doch. Er drehte sich zu mir um und prustete los, als ich mein Gesicht in den Händen vergrub. Kann mich mal jemand erlösen? Meine Backen stehen in Flammen!
Ich spürte, wie sich Hände um meine schlossen und sie leicht von meinem Tomatengesicht wegnahmen. „Ach komm schon, ich bin’s doch bloß.“, sagte er und wieder einmal war ich überrascht wie sanft David sein konnte. Trotzdem war es mir immer noch unangenehm, also sah ich auf meine Füße und schaute dabei zu, wie ich meine Zehen wackeln ließ. Mein Kinn wurde nach oben gedrückt und er lächelte mich warmherzig an. Wie konnte es sein, dass er einmal der emotionslose Betthüpfer ist und dann der liebevolle Junge, der gerade vor mir stand? Aber ehrlich gesagt war ich mit dem Arschloch nicht ganz so überfordert. Ich trat einen Schritt zurück, räusperte mich und schaute auf die Uhr in der Küche. „Scheiße, wir kommen zu spät.“, fluchte ich, aber ich wurde von einer Hand an meinem Gelenk zurück gehalten. Fragend sah ich zu David, aber wieder schmunzelte er nur. „Sag mal wo hast du heute deinen Kopf gelassen? Wir haben heute keine Schule, weil ja morgen…“
„… das Zelten anfängt.“, beendete ich seinen Satz. Oh man, dass hatte ich total vergessen und gerade jetzt, wo ich auf Davids Nähe liebend gerne verzichten hätte können, musste ich mir mit ihm ein sehr kleines Zelt teilen und das geschlagene vier Tage. Irgendwie kommen sie hier in Amerika auf die bescheuertsten Ideen.

Ass meets another Girl  ✔Where stories live. Discover now