Kapitel 7: "Das was?..."

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Kapitel 7: „Das was?...“

David

Ich war gerade mit Madison beschäftigt, als ich aus den Augenwinkeln sah, dass Isabel in den Armen von Connor lag. Verdammt, was stellte dieses Mädchen nur mit den allen an? Erst Lee, dann Connor und dann auch noch… nein, weiter durfte ich wirklich nicht denken. Sie spielte eine auf kalt? Na schön, das konnte ich auch. Ich hatte mich bei ihr entschuldigt und es das erste Mal seit langer Zeit wirklich ernst gemeint, aber sie war einfach davonstolziert. Ich war überrascht wie scheußlich sich diese Mischung aus Verlust und Wut war. Irgendwie vermisste ich sie ja, aber ich war auch stinkwütend. Ja, ich hatte es verbockt, aber sie konnte doch auch einmal über ihren Schatten springen und mir verzeihen. Umso mehr ließ es mich kochen, wie sie sich von Connor erdrücken ließ ohne auch nur Anstalten zu machen, ihn von sich zu drücken. Ich widmete mich wieder Madisons Lippen und versuchte nicht unbedingt zu viel von ihrem Parfüm ein zu atmen. Ihr Körper war vielleicht heiß -ich spreche aus Erfahrung-, aber wenn man mit ihr das Bett teilte, dann durfte ich ihr wirklich nicht ins Gesicht sehen. Ich hatte schon Mal erwähnt, wie abstoßend ich so viel Make-up fand, aber leider war es für fast jedes Mädchen normal.
„Lass uns verschwinden.“, gurrte sie mir ins Ohr und ihre Hand fuhr an meinem Oberschenkel nach oben. Irgendwie löste es nicht die gewünschte Reaktion von ihr in mir aus, aber trotzdem nahm ich sie an ihrer manikürten Hand und zog sie mit zu meinem Auto. Den Rest könnt ihr euch denken.

*

Madison zog sich gerade ihr T-Shirt über den Kopf, was sich aber als ziemlich schwierig erwies, wenn man auf der Rückbank eines Autos eingezwängt war. Draußen war es schon stockdunkel, also zog sie sich weiter an, stieg aus und ich fuhr (angezogen) wieder nach Hause. Die ganze Fahrt über musste ich über diesen Dreckskerl und Isabel nachdenken. Ach, was denke ich da schon wieder, verdammt. Ich kenne Connor schon Ewigkeiten, da die Jungs und ich schon eine ganze Weile Stammkunden im ‚Hot Spot‘ waren. Er war schwer in Ordnung und war mir wirklich sympathisch, aber es wurmte mich wie dumm Isabel doch war. Sie hatte doch schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht mit älteren Männern und jetzt schmiss sie sich an jemanden, der gleich sechs Jahre älter war! Da kommt mir gerade eine Idee… Natürlich! Connor war dieser Freund, bei dem sie untergekommen war. Wieso war ich da nicht schon früher drauf gekommen? Sonst kannte sie ja noch fast niemanden. Zu Hause angekommen stellte ich mich noch einmal kurz unter die Dusche, um das grauenvolle Parfüm loszuwerden und schwang mich schließlich ins Bett.

Isabel

Wie jeden Morgen fühlte ich auf dem Nachttisch herum, bis ich mein Handy ertastete, um meinen mehr als unerwünschten Wecker auszuschalten. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und ging mit dem Blick auf Halbmast ins Badezimmer. Ich wusste, dass Connor noch schlafen würde, also musste ich nicht anklopfen oder so. Ich streifte mir den Stoff vom Körper und stellte mich unter das Wasser, bis ich das Gefühl hatte auch nur ein wenig wacher zu sein. Mit dem Handtuch um mich ging ich zurück ins Zimmer und zog mir eine Röhrenjeans, ein weißes T-Shirt und eine schwarze Weste an. Ich machte einen Kakao, schnürte anschließend meine schwarzen Chucks und ging mit meiner Umhängetasche zur Tür raus. Ich war jetzt schon lange genug weg und ich hatte nach dem Abend von gestern beschlossen, dass es mir egal sein konnte, was David dachte. Na gut, sollte er doch denken ich sei naiv, aber es ging mir gewaltig auf den Geist, dass er dachte, ich sei ein leicht zu habendes Mädchen. Ich war keine von diesen Tussen, die nichts Besseres zu tun hatten, als sich zu überlegen, wie sie den nächsten Typen in die Kiste zerren konnten. Ich hatte nicht sonderlich viel Interesse an Jungs, was das betraf. Ich hatte nach Javier gelernt, mit ihnen befreundet sein zu können, aber ich wollte weder eine von diesen Sex-Beziehungen noch eine feste Beziehung. Ich war nicht wie die anderen Mädchen, die auf ‚den Richtigen‘ warteten. Ich konnte mir noch nie vorstellen, dass es zwei Menschen in einer Welt gab, die für einander bestimmt waren oder konnte ich mir genauso wenig vorstellen, dass man ein ganzes Leben mit einer Person verbringen konnte. Ich würde zwar nie fremdgehen, falls ich eines Tages doch mal eine hätte, aber trotzdem kam es mir so absurd vor, dass sie zwei Menschen über einen dreiviertelten Teil ihres Lebens lieben konnten. Es gab auf der Welt 7.202.951.000 Milliarden Menschen, also wie konnte es möglich sein, dass ausgerechnet dieser eine Mensch diese Liebe erwidern würde? Zwischen meinen Eltern war es vielleicht möglich, aber meiner Meinung nach musste diese Liebe, das Verlangen zwischen zwei Menschen wieder verblassen.

Im Bus hörte ich Musik und legte mir ein paar Sätze zu Recht, nur für den Fall, dass David mich ansprechen würde, was ich aber für unwahrscheinlich hielt. Betont langsam ging ich ins Schulgebäude auf meinen Spind zu und lieferte mir mal wieder einen Kampf mit dem Schloss. Ich rüttelte das hundertste Mal daran, bis es dann doch aufsprang.
„Was hat es dir denn getan?“, fragte mich eine amüsierte Stimme. „Es wollte nicht aufgehen. Das hat es mir getan.“, sagte ich völlig emotionslos und sah Jayden nicht in die Augen. Ich wusste nicht, ob er von dem Grund wusste, aber ich wusste, dass er meinen Schenkel gesehen hatte. Er war ja schließlich dabei und seither hatten wir auch nicht wirklich mehr miteinander gesprochen. Zu meinem Glück trat David neben ihm und sah mich erst kalt an, dieser Blick wich aber der Reue in seinen Augen. Das würde ich doch mal hoffen, dass es ihm Leid tat. Dieser Arsch hatte es ohne weiteres seinen Freunden erzählt, obwohl ihm eigentlich hätte klar sein müssen, wie sehr ich dieses Geheimnis behütet hatte. Selbst Luis wusste nur einen Teil der Geschichte, aber nicht, dass es Javier war und Dad, der hatte keine Ahnung was passiert war. Damals hatte ich ihm in den Glauben gelassen, dass es ein Unfall war.
„Isabel, kann ich mit dir reden?“, riss er mich wieder aus meinen Gedanken. Als ich nickte wurden seine Worte nachdrücklich. „Unter vier Augen?“ Ich nickte wieder nur und ließ mich von David den Flur entlang zu den Umkleidekabinen der Sporthalle ziehen. „Hör zu, es tut mir wirklich Leid, dass ich das gesagt habe. Sie hatten mich die ganze Zeit mit irgendeinem Schrott genervt, also wollte ich ihnen klar machen, dass…“, fing er an. „Das was?“, fragte ich ihn gereizt. „Das zwischen uns nichts läuft.“, half er mir auf die Sprünge. „Ja, aber deswegen hättest du das noch lange nicht sagen brauchen.“, sagte ich ohne Emotionen. Es war schon praktisch, wenn man ein Pokerface hatte. Es war mein persönliches Gesicht, wenn ich jemanden keinen Einblick in mein Innerstes geben wollte und bei David wollte ich das im Moment so überhaupt nicht. „Ich habe doch schon gesagt, dass es mir rausgerutscht ist. Wirklich Isabel. Ich wollte das nicht sagen. Ich weiß doch, wie schwer das für dich war und so viel wie ich weiß hast du das auch noch nicht besonders oft erzählt.“, sagte er als hätte er meine Gedanken lesen können. Bei dieser Vorstellung zuckte ich leicht zusammen. Wie hatte er es geschafft, selbst durch mein Pokerface zu durchdringen?! Für einen Moment wich es einer überraschten Mine, denn dieser Junge brachte mich mehr als nur ein bisschen aus dem Konzept.
„Es tut mir so Leid.“, flüsterte er schon beinahe und ich wich einen Schritt zurück, als er mich aus seinen intensiven blau-grauen erdrücken zu schien, aber er machte mir einen Strich durch die Rechnung und trat einen Schritt nach.
Seine Augen flehten mich förmlich an und ich spürte, wie sich die Wut und die Verletzung der letzten Tage langsam auflösten. „Tu mir das nie wieder an, verstanden?“, sagte ich scharf, aber trotzdem hellte sich sein Gesicht auf und er nickte energisch. „Und du redest nie wieder über dieses Thema mit jemanden, außer du fragst mich vorher.“, und wieder nickte er so heftig, dass ihm ein paar Strähnen ins Gesicht fielen. „Heißt das, du verzeihst mir?“, fragte er hoffnungsvoll. Ich zögerte absichtlich, weil ich ihn noch ein wenig auf die Folter spannen wollte. Meine Augen rissen sich ein Stück auf als er doch tatsächlich vor mir auf beide Knie ging, meine Hände in seine nahm und wie ein kleiner Junge, der um ein Eis bettelte, aufsah. Ich konnte mit das Lachen um ein Haar noch zurück halten.
„Isabel Àlavarez. Ich verspreche, dass ich versuche mich zu bessern und ich werde nie wieder auch nur ein Wort darüber verlieren, wenn du damit nicht einverstanden bist, aber bitte bitte bitte sei mir nicht mehr böse. Mir fehlen unsere Streitereien.“, sagte er so ernst, dass ich loslachen musste. „Also das letzte Argument war am Überzeugesten.“, lachte ich und sah in das nun strahlende Gesicht von David. Er stand auf und zog mich wie selbstverständlich in seine starken Arme und ich kam mir auf einmal so klein und zerbrechlich neben diesem Mann vor. So wie vorher schon ein paar Mal getan hatte, vergrub er seine Nase an meiner Halsbeuge und rieb sie ein wenig daran. Ein kleiner Stromschlag durchfuhr mich und automatisch wollte ich mich von ihm wegdrücken, aber er ignorierte dies. Ich gab nach und schloss zögerlich meine eigenen Arme um seinen Nacken. Es sah bestimmt komisch aus, denn David musste sich ziemlich runter beugen, um seine Nase dort zu platzieren wo sie war.
„Ziehst du wieder zu mir?“, sagte er vorsichtig und seine Stimme klang an meiner Haut gedämpft. Er schien zu bemerken, dass ich mit mir selbst rang. „Erstens will ich dich im Auge behalten können und zweitens bleibt dir nichts anderes übrig, wenn du keinen Verweis kassieren willst. Das ist hier bei uns Pflicht, wenn du schon bei diesem Austauschhalbjahr mit machst und wenn ein Lehrer oder so davon Wind bekommt, dass du bei jemand anderes wohnst, dann bekomme ich auch noch einen.“, sagte er immer noch leise. Ich nickte, weil es anscheinend wirklich keinen anderen Ausweg gab. Ich löste mich langsam von ihm und sofort fiel mir auf wie gut sich seine Wärme angefühlt hatte, denn jetzt war mir schon wieder fast kalt. David lächelte mich breit an und nahm mich anschließend am Handgelenk, um mich in den Englisch Unterricht zu zerren.

*

Nachdem David und ich Schulschluss hatten gingen wir zu seinem BMW und fuhren zu Connor, weil ich meine Sachen wieder holen musste. Eigentlich schade, weil ich mich wirklich wohl bei ihm gefühlt hatte.
Heute auf dem Flur hatte mich nur Brandon auf mein Bein angesprochen und gefragt, was denn damit sei. Es entging mir nicht, dass sich David bei dieser Frage neben mir sofort angespannt hatte und unbehaglich den Gang entlang schaute. Brandons Worten wich ich aus und als er mich nicht mehr misstrauisch beäugt hatte, hatte er sich einfach damit zufrieden gegeben und mir meine Ruhe gelassen.
Die Bäume zogen an mir vorbei und mit kam meine Familie in den Sinn. Ich war jetzt schon seit einem Monat in South Dakota und ich vermisst meine Männer. Ich vermisste Luis, Rico, Juan und Dad wirklich sehr, denn ich war es wirklich nicht gewöhnt, so lange von ihnen getrennt zu sein. Bei der Vorstellung, dass ich sie erst in fünf Monaten wieder sehen würde, zog sich mein Herz zusammen. Es war ja nicht so, dass sie ohne mir nichts dir nichts zu mir fliegen könnten, denn ich brauche gar nicht erst erwähnen, wie die Geldverhältnisse bei uns waren. „Wer war eigentlich dieser Mann gestern in der Bar?“, fragte David mitten in die Stille hinein. „Welcher Mann?“, fragte nur wenig schlau zurück, weil ich noch immer meinen Gedanken nach hing. „Dieser Typ mit den braunen Haaren und der Brille.“ „Ach so, du meinst Mike.“, sagte ich und verstand nun. David musste ihn noch gesehen haben, bevor Mike gegangen ist. „Ähm, ja… er war ein sehr guter Freund meiner Mom. Ich habe ihn nicht mehr gekannt, aber er mich, weil ich ihr ein wenig ähnlich sehe.“, versuchte ich zu erklären. „Ach so.“, war alles, was er darauf sagte. Die Navi-Stimme kündigte ihm an, dass wir da waren und wir stiegen aus, um auf Connors Wohnung zuzugehen. Ich sperrte auf, da ich sowieso nicht wusste, ob er zu Hause war oder nicht. „Hei Isabel, weiß du wo…“, hörte ich ihn und er trat aus der Küche, unterbrach sich aber wieder, als sein Blick auf David gerichtet war. Sofort verdunkelte sich seine Miene und er zog mich beschützerhaft hinter sich. „Was willst du hier.“, sagte Connor völlig kalt und seine Augen blitzten sein Gegenüber an. „Isabel wollte ihre Sachen holen. Sie zieht wieder bei mir ein.“, erwiderte David ebenso gefühlslos. Was zum Teufel war nur los mit den Beiden? Bei Connor konnte ich das ja noch verstehen, weil ich wusste wie er sein konnte, aber David hatte er nie etwas getan. Mein Boss drehte sich verwirrt zu mir und kaufte es ihm anscheinend nicht ab. „Keine Sorge, wir haben uns wieder vertragen und außerdem kriegen wir beide einen Verweis, wenn ein Lehrer davon Wind bekommt, dass ich nicht mehr bei ihm wohne. Er hat die Verantwortung für mich.“, versuchte ich ihn zu beruhigen. Als er bemerkte, dass es keinerlei Argumente mehr gab, die mir widersprechen könnten, seufzte er und nickte verstehend. Ich lächelte ihm noch einmal dankbar zu, bevor ich in das Gästezimmer ging und alles zusammen packte. Als ich fertig war ging ich wieder zu den Beiden, als Connor bedrohlich vor David stand.
„… weiß zwar nicht, was du getan hast, aber tu ihr nie wieder so weh, verstanden?“ Dieser nickte nur und seine blau-grauen Augen fixierten wieder mich. „Bist du soweit?“, fragte er und ein kleines Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Ich nickte und ging auf Connor zu. „Danke. Du bist wirklich der beste Chef, den man sich wünschen kann.“, lachte ich und er ebenfalls. Er schloss mich in seine Arme und murmelte in meine Haare: „Pass auf dich auf, ja? Und wenn der da wieder böse ist, dann trete ich ihm in den Arsch.“, murmelte er und sah dabei aber David an. Ich musste mir das Lachen noch verkneifen, als er ihm einen Killerblick zuwarf. Wir lösten uns voneinander und schon war ich mit David wieder in seinem Auto.

„Sag mal, läuft das was zwischen euch?“, fragte er mich und setzte den Blinker. Ich war wegen dieser Frage etwas überrascht. „Zwischen mir und Connor? Bist du bescheuert, er ist mein Chef, falls es dir noch nicht aufgefallen sein sollte und noch dazu viel älter als ich.“, hielt ich dagegen. „Falls du das meinst, weil wir uns umarmt haben, dann kann ich dir gleich sagen, dass du absolut falsch liegst. Sein Beschützerinstinkt ist eben ein wenig ausgeprägt.“, murmelte ich noch zum Schluss und schaute für den Rest der Fahrt aus dem Fenster, während wir wieder über Gott und die Welt diskutierten. Er hatte Recht, mir fehlten unsere Streitereien auch ein bisschen.

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Danke, an alle die meine Story lesen und gevotet haben. Lasst mir doch noch n paar Kommis da :)

Ass meets another Girl  ✔Where stories live. Discover now