Kapitel 5: "Ich hätte auf Luis hören sollen..."

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Kapitel 5: „Ich hätte auf Luis hören sollen…“

Isabel  (Dienstag)

Vielleicht ist er doch nicht so ein Arsch wie ich dachte.

Den Sonntag hatte ich den ganzen Tag im Bett verbracht und ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie gut das nach dieser harten Zeit tat. Gestern in der Schule dachte ich, ich würde nun vollends den Verstand verlieren, denn ich habe alles durcheinander gebracht, das man nur vertauschen kann, aber solche Tage hat glaube ich jeder.

Ich ging gerade mit David durch die Flure zu unseren Spinden und ich hatte wirklich so null Motivation jetzt in Mathe zu gehen. Ich hasste dieses Fach einfach über alles und das würde sich auch nie ändern. „Ich will nicht, ich will nicht, ich will nicht!“, jammerte ich ihn die ganze Zeit voll. „Ach komm. Du hörst doch sowieso nicht zu.“, lachte er und ich schlug ihm gegen die Brust, aber er war wie aus Stahl. „Au! Sag mal, ist da drunter Beton?“, fragte ich beleidigt. Wieder lachte er bloß auf. „Ich höre vielleicht nicht zu, aber das heißt nicht, dass ich nicht trotzdem vor Langeweile sterbe. Dieser Typ kann wirklich nichts erklären und da soll er sich über meine Noten wundern?“, beschwerte ich mich weiter. Wenn ich erst mal in meinem Element war, konnte man mich nur schwer bremsen. Ich regte mich noch weiter auf dem Weg zum Klassenzimmer über ihn auf und David hörte mir einfach nur schmunzelnd zu.

*

Der Schultag war so langweilig und ich dachte, er würde nie enden! Als es gongte, ging ich sofort raus, denn ich hatte nicht wirklich vor auch nur eine Sekunde länger hier unnötig zu bleiben. Ich ging zur U-Bahn, stöpselte meine Kopfhörer ein und lauschte der Musik, während ich die Augen schloss. David hatte mich heute nicht nach Hause fahren können, weil er Footballtraining hatte, deswegen nahm ich ausnahmsweise mal die Bahn. Ich dachte die ganze Zeit über das nach, was ich mich bald er warten würde. Wie konnten unsere Scheißlehrer uns das nur antun? Denken die etwa, wir hatten kein Privatleben oder so? Aus heiterem Himmel hatten sie uns heute mitgeteilt, dass wir zum Zelten gehen würden. ZUM ZELTEN! Ich weiß, ich reagiere wahrscheinlich über, aber es war mir schon genug mit David in einem Haus zu schlafen, aber nicht im selben Raum, der noch dazu keinerlei Fluchtmöglichkeiten besaß. Momentan verstanden wir uns eigentlich ganz gut, aber ich wurde das Gefühl nicht los, dass es nur die kleine Pause zwischen Blitz und Donner war. David und ich fanden einfach immer einen Grund zum streiten, deswegen musste ich mich die letzten Tage richtig zusammen reißen. Normalerweise war es ja nicht erlaubt, dass ein Junge und ein Mädchen zusammen in einem Zelt schlafen würden, aber ich war nun mal das Einzige und deswegen würde ich aber nicht eins für mich allein haben. Nein, nein. Unsere Lehrer wollten auf keinen Fall auf ihren Privatraum verzichten, aber mein Privatraum war ihnen anscheinend egal.
Genervt ging ich noch die restliche Strecke bis zu unseren Wohnung, rammte den Schlüssel ins Schloss und ließ meine Tasche im Flur fallen. In den letzten einundeinhalb Wochen hatte ich mich bei Connor in der Wohnung eigentlich schon Recht gut eingewöhnt, was mich wunderte. Ich war normalerweise nicht so der Freund von Veränderungen, weil ich einfach die Kontrolle liebte.
Gut, ich liebte die Natur, das hieß aber noch lange nicht, dass ich darin ausgesetzt werden wollte.
Ich ging auf unsere Wohnung zu, steckte den Schlüssel ins Schloss, kickte wütend die Tür mit dem Fuß zu und ließ meine Tasche auf dem Flur fallen. Ich ging auf den Kühlschrank zu, nur um ihn fünf Mal hintereinander wieder auf und zu zumachen. David und ich waren doch erst einkaufen! Man, mein Tag lief bisher echt super und ich hatte jetzt schon so viel Lust wie eine Kartoffel ihn weiterzuführen. Da mir nichts Besseres einfiel, ging ich in mein Zimmer und räumte meinen offenen Schrank auf. Dann machte ich noch schön brav meine Hausaufgaben, doch bis ich fertig war, war es erst 17:00 und ich saß wie auf Kohlen. Wenn mir nicht gleich etwas einfallen würde, dann… Ja, was dann? Dann müsste mir für das auch erst mal etwas einfallen. Ich beschloss einfach mal etwas raus zu gehen, also nahm ich zog ich mir eine Weste über mein graues Shirt, zog meine Schuhe an und schlenderte durch die Stadt.

Ass meets another Girl  ✔Where stories live. Discover now