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Hyungwon

Die nächsten Tage verliefen nahezu genau wie dieser.
An irgendeinem Punkt verlor ich mein Zeitgefühl, das einzige was sich änderte war dass ich spühren konnte wie die Mienen von the Clan Morgen um Morgen in dem wir so früh aufstehen mussten um uns wie Nutztiere herumtreiben zu lassen während wir von diesen hellblau gekleideten, scheinbar regungslosen Robotern beobachtet wurden immer verbitterter wurden.

Am Ende der Woche wusste ich dass es nicht mehr lang dauern würde, bis jemand etwas Dummes anstellte.
Ich würde denjenigen nicht daran hindern.
Höchst wahrscheinlich wäre ich sowieso daran beteiligt.

Jeder war neugierig wie der Sonntag sein würde, also war es kein Wunder dass ich noch früher als sonst von einem sich räkelnden Shownu geweckt wurde.
Mein Schlaf war sowieso sehr leicht, und das hatte sich hier in Interstellars' Außenregion nicht gebessert.
Wie auch, wenn man einen schnarchenden Bären und einen Kettenraucher mit merkwürdigem Vokabular als Zimmerkameraden hatte.
Mal ganz von der Situation in der wir uns befanden abgesehen.

Shownu richtete sich also langsam auf und tappte verschlafen ins Bad davon, während ich gedankenverloren an meiner aufgesprungenen Lippe zupfte. Das dritte Bett war natürlich leer, wie jeden Morgen.
Ich hatte es nicht eilig mich fertig zu machen, deswegen ließ ich allen den Vorrang.
Als ich gerade als Letzter das Badezimmer betreten wollte kam mir Lisa entgegen, die mir im Vorbeigehen einen kurzen, misstrauischen Blick zuwarf.
Sie wusste wahrscheinlich dass ich sie nicht mochte, und das beruhte wohl auf Gegenseitigkeit. Mit Jooheon und Minhyuk, die immer etwas zu sagen hatten kam sie gut aus, und zu meinem Missvergnügen auch mit Hoseok.

Er saß neben mir in der Kantine, seine Schulter beruhigend and meiner. Missmutig stocherte ich in dem matschigen Haferbrei herum während sich die Anderen leise unterhielten.
Wie ein gehetztes Tier warf ich immer wieder Blicke über meine Schulter. Nirgendwo waren Soldaten zu sehen, und das machte mich unruhig.

"Es sind keine hier. Du kannst in Ruhe essen," Ein tiefes Krächzen erreicht mein linkes Ohr, und als ich mich drehe sehe ich einen schlaksigen Mann mit Elfenohren neben der Bank auf der Wonho, Changkyun, Kihyun, Shownu und ich sitzen, aber als ich ihm in das ausdruckslose Gesicht sehe geht er schon weiter.
Er humpelt stark und jede Bewegung mit dem Oberkörper scheint ihm Schmerzen zu bereiten.

"Chanyeol mein Junge, du kannst wieder gehen!"
Yongguk grinst breit und springt auf um den (offensichtlich noch angeschlagenen) Neuankömmling in der Kantine überschwänglich zu begrüßen.
Wonho schüttelt den Kopf leicht.
"Als ob es ihn nicht einmal kümmert warum er überhaupt weg war diese Woche..."
"Wonho? Was denkst du ist in dem vierten Block?"
"Keine Ahnung...vielleicht eine Krankenstation? Ja, ich denke ein Krankenhaus oder sowas. Genug Patienten gibts hier ja," Er zuckt grimmig mit den Schultern.
"Hm, wahrscheinlich..."
Unterbewusst berührte ich meine Oberarme, die von Handflächen und Kunststoffknüppeln die letzten sechs Tage stark drangsaliert worden waren.

Den Rest des Tages haben wir anscheinend wirklich zur freien Verfügung, und für mich steht schnell fest was ich tun werde. Die Grenzen erkunden.
Besser gesagt, wo sie liegen.

Die Ausbildung, oder wie auch immer man das hier nennen kann, hat meiner Meinung nach einige Vorteile.
Innerhalb einer Woche habe ich einiges an Gewicht, hauptsächlich an Muskelmasse zugelegt.
Es fühlt sich gut an, nicht nach zweitausend Metern Fußmarsch das Gefühl zu haben, gleich umzukippen.
Die vielen blauen Flecken und scharfen Worte sind mir komischerweise ziemlich egal.

Die Gassen zwischen den vielen Hütten sind gefüllt von Rekruten, doch ich habe wenig Augen für sie. Nach einigen hundert Schritten bin ich aus den Vierteln raus, und vor mir ragt der gold-orangene Wald auf.
Die Bäume haben ihre Farbe zu einem noch wärmeren Ton gewechselt, bald würden alle ihre Blätter abfallen und der Winter würde kommen, härter als jemals zuvor.
Ich konnte es spühren.

Es herrschte Stille im Dikicht, nicht einmal ein Vogel sang, und so erschreckte ich mich heftig als ich nach ein oder zwei Stunden ein leises Geräusch vernahm.
Es klang aber nicht wie ein Soldat der seine Waffe lud, also entspannte ich mich wieder leicht, aber ich blieb trotzdem wachsam.
Wahrscheinlich wäre es besser einfach umzukehren oder in die andere Richtung zu laufen.
Wie Schade dass die Neugier die Kontrolle über mich besaß, und nicht andersherum.

Bedacht darauf keinen Laut zu erzeugen bewegte ich mich also auf die Geräuschsquelle zu, blieb jedoch verdattert stehen als ich entziffern konnte, was ich da hörte.
Es war ein Wimmern.

Jetzt lief ich schneller, und die dünnen Äste, die unter meinen Füßen knackten verrieten meine Anwesenheit, bis ich auf einer kleinen Lichtung ankam.
Jemand der weinte würde mich bestimmt nicht überfallen.

Eine Person hockte mit dem Rücken an einen Baumstamm gelehnt auf dem Boden.
Sie weinte wirklich, ihr Körper zuckte immer wieder unter Schluchzen.

"Minhyuk?"

Er hob verwirrt den Kopf, den er zuvor in den Händen verborgen hatte.
Beschämt schniefend rieb er sich kurz die Augen und stand auf als er mich erkannte, doch mit wenigen Schritten war ich schon bei ihm und legte die Arme um seinen-jetzt wieder bebenden-Körper.

"Ich will weg hier, Hyungwon, ich will einfach nur weg hier..."
"Es wird alles gut. Komm schon, lass nicht den Kopf hängen-"
"Lass nicht den Kopf hängen? Begreifst du es denn nicht?! Es ist komplett egal, ob ich-ob ich den K-Kopf hängen lasse oder nicht, ich muss so oder so den Rest meines Lebens hier verbringen...ich habe die letzten Tage so viel Schmerzen gehabt wie in meinem ganzen Leben noch nie, und das nicht mal nur körperlich! Sogar wir brechen auseinander, Hyunwon, es ist so offensichtlich wie sehr du es Wonho Übel nimmst dass er so gut mit dem Mädchen kann, Kihyun und Shownu hätten sich letztens direkt auf dem Platz vor den vier Blöcken geprügelt weil Shownu immernoch nicht über den Tod seines Großvaters hinweg ist und Kihyun ihn deswegen verurteilt. Der alte Kihyun hätte so etwas niemals getan.
Das macht dieser Ort mit uns, verstehst du?"

Minhyuk starrt mich mit verzerrter Miene an, die zitternden Lippen verzweifelt zusammengepresst, so sehr dass sie weiß anlaufen.
Ich starre zurück, in sein aufgequollenes, verweintes Gesicht, und obwohl ich weiß dass er noch schlechter im Training ist als ich und sie ihn deswegen noch härter bestrafen, obwohl ich weiß dass es falsch ist, obwohl ich weiß dass the Clan zusammenhalten muss, kann ich nicht anders als pure Abscheu für seine Schwäche zu empfinden.

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Wenn irgendwer n kommentar zu dem satz dass der winter härter als jemals zuvor kommt schreibt gibts 1 gegen 1 amk





Battlecry || THE CLAN ; hyungwonho [IN EDITING]Where stories live. Discover now