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Ich öffnete meine Augen. Ich sah mich um und spürte meinen Schmerz. Mein Herz schrie. Meine Seele schrie. Ich wollte anfangen zu Weinen, doch ich konnte nicht. Ich sah die Decke an. Meine Hand ging zu meinem Bauch und ich wusste, das sich da kein Lebewesen befand.
„Ich konnte nicht auf dich aufpassen", zitterte ich. Ich wollte nicht liegen. Ich wollte weg von hier. Ich wollte sterben. Ich wollte dahin wo mein ungeborenes Kind war. Meinetwegen war es weg. Meinetwegen. Ich Schloß meine Augen vor Schmerz.
Ich riss mir meine Infusion weg. Ich stand auf und verließ das Zimmer.
Als ich die Tür öffnete hörte ich die Stimmen.
„Bilal geh zu ihr!", rief Reyhan.
„Ich werde ihr nicht ins Gesicht schauen" Als er das sagte fühlte ich mich schlechter als ich es war. Wie schlecht könnte es mir noch gehen?
„Rede nicht so! Iclal brauch dich! Gururuna baslatma simdi!" (Ich scheiße auf dein Stolz)
Ich hörte nicht weiter hin und ging mit schnellen Schritten weg von da.
Ich wusste nicht Wo hin. Ich wollte weg. Ich war ein so schlechter Mensch. Ich lebte aber ich war gestorben. Ich atmete doch seelisch war ich Tod.
Ich lief und lief. Wieso war ich nicht gestorben?
„Warten Sie!" Ich drehte mich zu der Person.
„Sind sie aus dem Krankenhaus geflüchtet? Kommen Sie ich bringe Sie" Ich schüttelte mein Kopf und rannte weg. Woher diese Kraft kam wusste ich nicht. Ich wollte  alleine sein. Ich wollte nicht zurück in dieses Krankenhaus.
Ich stand vor einem Plakat. Das Baby im Arm der Mutter. Ich fiel auf die Knie. So ein Bild würde ich wahrscheinlich nie mehr haben können. Ich weinte und ich hörte nicht auf. Blendete meine Umgebung aus. Bis ich nur schwarz sah.

..
Bilal

„Ich schaue nach meiner Schwester nach", ging Reyhan ins Zimmer. Wo ich mich nicht rein bewegte. Ich wollte weder Iclal verletzten, noch Wut spüren wenn ich ihr ins Gesicht sah.
„Sie ist nicht da!", schrie Reyhan.
„Wie sie ist nicht da?", fragte Caner.
„Wo hin könnte sie denn gehen?" dann sah sie zu mir.

„Bist du durch? Mach dir Sorgen um deine Frau! Reg mich nicht auf!", schrie sie.

Reyhan sah mich hasserfüllt an. Es ließ mich jedoch kalt.

Wie konnte ich mich so ändern? Wieso spürte ich keine Liebe mehr?
Wieso sah ich sie als schuldig?

„Komm lass nach sie suchen gehen" Ich nickte und mit einem Mal schrie Reyhan auf. Iclal lag auf einer Liege und wurde in ihr Zimmer gefahren.
„Wie geht es ihr?", fragte Reyhan. Sie war voll in Rage. Verständlich. Meine Gefühle hatten sich ausgeschaltet.
Reyhan lief zu Iclal und fing an zu weinen.

„Ablam benim"

...
„Bilal du musst zu dir kommen!", schrie Baran mich an. Ich könnte Gift nehmen, dass er mich zusammenschlagen wollte.
„Was verstehst du nicht man?! Sie hat es von mir verheimlicht. Mein Leid, mein Schmerz!"
Er wollte was sagen doch ich unterbrach ihm.
„Halt die Fresse! Halt einfach die Fresse! Ich habe mein Kind verloren, ohne es zu wissen", drehte ich mein Rücken und verließ das Krankenhaus.

....
„Wo ist Bilal?", fragte ich in die Runde. Ich sprach so leise, dass ich mich sehr leise hörte.
Meine Mutter war auch da. Sie streichelte an meinen Haaren. Ich fühlte mich damals immer so geborgen, so sorgenlos. Doch jetzt spürte ich alles andere außer die Sorglosigkeit. Ich spürte Schmerz.
Keiner antwortete mir. „Wo bist Bilal?!", hörte ich mich selber fragen. Alles war zum Kotzen. Ich brauchte Bilal! Er konnte mich doch nicht in diesem Zustand alleine lassen?
„Kizim er war die ganzen Tage im Krankenhaus. Lass ihn zu sich kommen. Er soll sich ausruhen" Ich Schloß meine Augen. Ich wollte die Tränen unterdrücken, die kommen würden.
Baran saß sich an meine Bettkante und umarmte mich. Ich ließ alles raus und weinte mich bei ihm aus. Viel lieber hätte ich dies bei meinem Mann gemacht. Ihn von meinen Schmerzen erzählt. Seine Waren genauso groß wie meine. So wie ich Bilal kannte war seine Wut gegenüber mir genauso groß wie sein Schmerz.
„Baran gelsin..." (Er soll kommen) Er nickte und küsste meine Stirn. „Ich werde dafür sorgen ablam. Yeterki sen aglama. Gözünden bir damla yas akinca benim kalbime hancer saplaniyor" (Hauptsache du vergießt keine einzige Träne, denn es fühlt sich so an, als stecht jemand mit seinem Schwert in mein Herz)
Ich liebte meinen kleinen Bruder so sehr. Ich spürte das erste mal Freude. Und lächelte unter Tränen.
Es war schon 22 Uhr. Bilal war immer noch nicht da. Würde er überhaupt kommen? Sollte ich meine Hoffnung aufgeben. Meine Augen schlossen sich.
..
Ich spürte wie eine Hand mich an meinen Haaren strich. Ich öffnete meine Augen nicht.
„Sana cok kizginim anlatamam" (Ich bin so wütend auf dich, ich kann es nicht beschreiben)
Es brach mein Herz in tausend Stücken. Er hörte sich so müde, so kraftlos an.
Er nahm seine Hand weg doch ich hielt sie fest und öffnete somit meine Augen.
„Bilalim lütfen affet beni", umarmte ich ihn. Die Umarmung die er nicht erwiderte. Er ließ stur seine Hände unten.
„Verzeih mir bitte", weinte ich weiter.
„Ich kann nicht", antwortete er mir und löste sich von mir.
Er war gegenüber mir so distanziert. Ich konnte damit nicht klarkommen. Er bemühte sich, nicht loszuschreien. Er wollte mich nicht verletzten. Doch irgendwann wäre das Glas doch überfüllt? Sollte ich nicht Angst vor seiner Wut haben? Die Wut die sich in seinen Herzen sammelt...

„Frau Degirmenci... Sie können heute entlassen werden. Bitte nehmen sie die Tabletten regelmäßig und achten Sie auf ihre Ernährung. Strengen Sie sich nicht an. Bei Fragen oder Beschwerden können sie sich jederzeit melden" Ich nickte ihm nur zu. Was sagen wollte ich nicht. Der Arzt verließ das Zimmer und ich sah zu Bilal, der meine Sachen packte. Ich wollte weg von hier. Es erinnerte mich immer an meinen Schmerz.
Als ich aufstehen wollte hatte ich echt Schmerzen, die ich so gut wie manipulieren wollte. Bilal sollte davon nichts mitbekommen.
Doch Bilal kam zu mir und stützte mich.
Wir gingen zum Parkplatz wo er mir half mich reinzusetzen. Danach schloss er die Tür und ich seufzte. Würde es immer so sein?
Wir  fuhren Nachhause. Doch er bog eine andere Richtung ab. „Wo hin fahren wir?", fragte ich.
„Zu deinen Eltern."

„Warum?", fragte ich. Da ich nur schlafen wollte.

„Wirst bei deinen Eltern bleiben." Er tat so als wären seine Worte die aus seinem Mund kamen, normal wären. Mein Zuhause war er. War die Wohnung in der wir gemeinsam lebten! Wieso wollte er mich loswerden?

„Und das entscheidest du?" er sagte dazu nichts.

„Ich will Nachhause!", schrie ich. Als er mich ignorierte.
Mit einem Mal bremste er, dass ich mit meinem Kopf nach vorn knallte.

„Bana iyi bak! Sana bakabilcek durumda mi gözüküyorum? Seni sevmeye gücüm kaldi mi saniyorsun? Tükendim ben Iclal sen tükettin!"
(Sieh mich richtig an! Sehe ich so aus, als befinde ich mich in der Lage auf dich aufzupassen? Ich bin erschöpft! Deinetwegen)

Ich Schloß meine Augen. Allahim gib uns Geduld. Gib unserer Ehe eine Chance allahim.

BENI SEV'MEOnde as histórias ganham vida. Descobre agora