12.Kapitel - Aufbruch

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Carl

Als die Schlacht vorbei war, stand ich zwischen all den Toten. Diejenigen, die keine Verluste erlitten hatten, waren zu Rick gegangen, um ihm zu helfen. Auch ich war dort gewesen, bis mir eingefallen ist, dass Kate gleich zwei verloren hatte.
Auch wenn ich nicht sicher war, ob sie für beide trauerte. Ich wartete kurz, aber sie tauchte nicht auf, also war sie immer noch draußen. Ich ging heraus und suchte sie.
Da war sie, mitten auf dem Platz saß sie zusammengesunken zwischen Risikas und Jace Leiche und starrte auf ihre Hände.
Ich trat zu ihr, sie schreckte auf und richtete eine Pistole auf mich.

Ich hob die Hände und sagte: »Hey, ich bin es bloß ...«.

Sie starrte mich an und ich sah voller Angst, wie kalt ihr Gesichtsausdruck war. Ich hatte gedacht, sie weint oder trauert, aber ihr Gesicht war staubtrocken.

Sie senkte die Waffe und sagte: »Entschuldige, ich dachte, du wärst ... keine Ahnung, ein Zombie? Ein anderer Überlebender? Ein wildes Tier? Egal, zumindest eine Bedrohung.«

Ich setzte mich neben sie und strich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht.

»Alles in Ordnung?«, fragte ich sie.

»Ja. Nein. Ich weiß es nicht. Ich kann nicht weinen, obwohl ich es sollte ... sie fehlt mir so und Jace, ich weiß nicht, ich bin traurig, seine gute Seite verloren zu haben. Aber ich spüre keine Trauer. Nur Wut. Ich bin nicht zufrieden mit mir. Wieso? Carl, was passiert mit mir?«, fragte sie mich und ich sah ihre Angst und ihre Wut in ihren Augen aufblitzen.

»Ich weiß es nicht, Kate. Aber es geht sicher bald vorbei!«, antwortete ich ihr wahrheitsgemäß.

»Komm, gehen wir rein und helfen wir den anderen«, fügte ich noch hinzu.

Sie starrte nur weiter auf ihre Hände. Jetzt erst sah ich, dass sie blutüberströmt waren. Ich wollte sie gerade darauf ansprechen, als sie sich erhob.

»Du hast recht. Es geht sicher bald vorbei«, sagte sie und dann sah sie all die anderen Leichen um sich herum.

Augenblicklich änderte sich ihr Gesichtsausdruck und sie sagte: »Oh Gott! Die habe ich alle umgebracht!«.

»Nein. Hast du nicht«, log ich sie an.

Es stimmte, sie hatte ihre Waffe nicht mehr weggelegt, auch als sie versucht hatten zu fliehen. Sie war hartnäckig geblieben und hatte weiter gefeuert.

»Doch! Ich war es ... es tut mir leid«, flüsterte sie leise.

Ich ging zu ihr und nahm sie in den Arm. Sie zitterte und ich hob ihren Kopf an, um ihr in die Augen zu schauen. Ich fand aber nichts. Keine Emotionen, weder Trauer noch Wut oder Ungläubigkeit. Sie sperrte ihre Gefühle weg und bemerkte es noch nicht einmal. Ich zog sie in meine Arme zurück, strich ihr über den Kopf und spürte ihren Kopf an meiner Brust. So blieben wir einige Minuten stehen.
Dann gingen wir zurück ins Gefängnis.

Kate

Alle tot. Meinetwegen! Die Bilder der Toten gingen mir nicht mehr aus dem Kopf ... Ich wusste nicht, wieso. Ich hatte meine Familie umgebracht, warum interessierten mich diese fremden Menschen so sehr? Ich war immer noch wütend. Wütend auf mich und auf Hologan. Den hatte ich auch umgebracht! Aber die Wut klang ab und ich hatte Angst vor der Leere, die danach kam. Ich versuchte mich auf Ricks Befehle zu konzentrieren, aber irgendwie funktionierte das nicht so ganz ... Ich bekam nur mit, dass unsere Tore beschädigt waren und wie viele wir verloren hatten. Wir waren weniger als die Hälfte!

»... Ich weiß nicht, wie wir uns gegen Zombies wehren wollen. Wir sind zu wenige, um genug Wachen aufzustellen«, sagte Rick gerade.

»Ich weiß wie!«, unterbrach ich ihn.

Alle starrten mich an.

»Ich musste mich ja alleine gegen Zombies wehren und habe trotzdem schlafen können. Wir brauchen nur ein paar Drähte und Kabel. Habt ihr so etwas da?«, fragte ich.

Rick sah mich stirnrunzelnd an und antwortete dann: »Nein. Leider nicht ...«.

»Na gut, dann gehe ich los und hole welche. Ich weiß, wo es welche gibt«, sagte ich und wollte gerade los.

»Ich komme mit«, sagte Carl und kam zu mir.

Rick nickte zu meiner Überraschung nur und wand sich dann den anderen wieder zu. Wir liefen aus dem Gelände und ich führte ihn in den Wald.

»Was machen wir hier?«, fragte er neugierig.

»Ich habe hier in der Nähe mein Motorrad versteckt. Ich weiß nicht, ob es noch funktioniert, aber es würde uns den Weg um einiges erleichtern«, antwortete ich ihm.

Nach einem kurzen Marsch und einer Suche hatten wir das Motorrad gefunden.

»Ich mache das. Ich weiß, wie es funktioniert«, sagte Carl.

»Na gut. Versuch dein Glück«, antwortete ich ihm und holte Wasser und Essen aus meinem Rucksack.

Dann setzte ich mich an einen Baum und sah ihm zu. Er hatte wirklich Ahnung. Nach einer kurzen Zeit war er fertig und ich startbereit.

Carl saß vorn auf und fragte: »Bereit?«.

»Oh nein. Du kannst da wieder schön heruntersteigen! Ich fahre. Mein Motorrad! Du kannst hinten sitzen«, sagte ich empört.

Carl seufzte. »Da mache ich die ganze Arbeit und darf nicht mal genießen!«

Dann stieg er ab und ließ mich vor.

Ich grinste: »Keiner hat dich gezwungen«, dann gab ich Gas und wir fuhren los in Richtung Stadt.

772 Wörter

Der Geruch des Todes                                         The Walking Dead FFWhere stories live. Discover now