Prolog

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»Aufstehen, Schatz!«, rief meine Mutter.

Vorsichtig öffnete ich die Augen. Scheiße, mein Wecker hatte nicht geklingelt! Ausgerechnet heute.

»Ja, ich komme gleich«, rief ich zurück.

Ich hörte meine Mutter mit Pfannen klappern. Wahrscheinlich bereitet sie schon Frühstück vor, aber heute würde ich nur schnell ein Brot auf dem Weg essen. Ich musste mich doch beeilen! Blitzschnell streifte ich mir die Klamotten, die ich glücklicherweise gestern schon bereitgelegt hatte, über. Eine hübsche rote Bluse, die ich mir in meinen schwarzen Rock steckte und dazu noch einen schlichten schwarzen Gürtel, der perfekt zu meinen roten Boots passte. Ich weiß, viele sagen, ich habe einen komischen Geschmack, aber ich finde, es gibt Schlimmeres! Ich rannte ins Bad und trug schnell ein wenig Make-up auf. Nicht zu viel, das sieht sonst viel zu übertrieben aus. Ich war ohnehin kein wirklicher Fan vom Schminken. Ich blickte kurz in den Spiegel und war recht zufrieden mit dem Ergebnis: Die enge Bluse betonte meine Kurven und so sah man nicht gleich, dass ich nicht so viel Oberbreite besaß. Der Rock betonte meine langen und schlanken Beine und mein Make-up brachte meine grünen Augen zum Vorschein. Meine Haare hatte ich etwas gelockt und so reichten mir meine dunkelbraunen Haare mit den goldenen Strähnen noch gerade so bis über die Schultern. Schnell packte ich noch meinen Rucksack und dann rannte ich auch schon die Treppen runter.

»Nicht rennen! Du könntest hinfallen«, ermahnte mich meine Mutter, die bereits am gedeckten Tisch stand und auf mich wartete.

»Mom, du weißt doch, ich bin noch nie die Treppe heruntergefallen. Und ich kann nicht mitessen, wir haben doch gestern darüber geredet!«, antwortete ich gehetzt.

Meine Mutter seufzte und meinte: »Ach so, stimmt ja, wegen Jace ... Aber bleib heute nicht zu lange weg! Deine Schwester will bei einer Freundin übernachten und du musst sie hinbringen! Du weißt ja, ich muss arbeiten und heute sind die Vorbereitungen für den Frühlingsball, also habe ich keine Zeit, sie hinzubringen.«

»Keine Sorge, ich habe schon alles organisiert. Bis später!«, rief ich, packte mein Brötchen in den Rucksack und war schon halb aus der Tür raus.

Ich lief die Treppen runter und hetzte in unsere Garage, wo neben dem Auto meiner Mom mein Motorrad stand, welches ich zu meinem 16. Geburtstag bekommen hatte. Das Auto meines Dads fehlte und würde erst heute Abend wieder an seinem Platz stehen. Ich stieg auf und fuhr auf die Straße raus.

Gerade, als ich Gas geben wollte, öffnete meine Mutter das Fenster und rief mir noch hinterher: »Ruf mich an, wenn was ist, und richte viele Grüße aus!«

Ich winkte ihr zum Abschied und fuhr dann davon. Ich folgte der Hauptstraße aus unserem kleinen Dorf und fuhr Richtung Stadt. Dort angekommen, lenkte ich mein Motorrad Richtung des Sonnenberges, ein kleiner Hügel am Rande der Stadt, der seinen Namen dem Sonnenaufgang, den man von dort super sehen kann, zu verdanken hat. Ich hörte die Jungs schon bevor ich um die Ecke bog. Sie lachten und grölten. Bestimmt hatten sie schon angefangen zu trinken, dachte ich belustigt. Ich bog um die Ecke und der Erste, den ich sah, war Jace, wie er auf der Mauer saß, mit einem Bier in der Hand. Jace hatte kurze braune Haare und Augen und war sportlich. Er sah wirklich gut aus. Er erkannte mich natürlich sofort und winkte mir zu. Ich stellte mein Motorrad ab, hängte den Helm um den Griff und lief ihm entgegen.

Er umarmte mich zur Begrüßung und sagte: »Hey! Schön, dass du doch noch gekommen bist.«

Ihr denkt euch bestimmt, wieso doch noch? Na ja, ich wollte erst nicht auftauchen, weil ich erstens keine Partymaus bin. Zweitens verstehe ich mich nicht gut mit den Leuten aus meiner Klasse und sie sind nun mal sehr gut mit Jace befreundet. Und drittens, weil ich weiß, dass Jace mich liebt. Er hatte es mir vor einem Jahr gesagt und tat es immer noch regelmäßig und es brach mir das Herz, ihn meinetwegen traurig zu sehen. Aber der wahre Grund, weshalb ich Angst hatte bei ihm zu sein, war, dass er eventuell eines Tages nicht mehr so schüchtern war wie sonst und vielleicht einfach versuchen würde, mich zu küssen. Wieso ich Angst vor einem Kuss hatte? Ich hatte keine Angst, aber mein erster Kuss sollte jemandem ganz besonderen gehören. Außerdem hatte ich ihn noch nie mit Alkohol im Blut erlebt und ja, ich hatte schon Angst davor, deshalb fand ich es echt scheiße, dass er bereits am Morgen eine Bierflasche in der Hand hielt. Vielleicht wollte er es heute einfach wirklich versuchen und trank sich gerade seine Sorgen und Zweifel weg!

Ich löste mich aus der Umarmung und sagte: »Du weißt doch, dass ich kommen muss! Du hast doch heute Geburtstag! Alles Gute!«.

Er grinste, legte einen Arm um meine Schulter und stellte mich seinen Freunden vor, die ich bislang nicht kannte. Jace wollte den Arm nicht mehr von mir lösen und deshalb sagte ich bei der erst besten Gelegenheit, ich müsse mal geschwind aufs Klo. Er nickte nur und ließ mich gehen. Ich lief Richtung Toilette, als ich mein Handy vibrieren spürte. Scheiße, schon 10 verpasste Anrufe!

Ich ging ran und meine Mutter sagte panisch: »Kate! Komm sofort nach Hause! Um Himmels willen! Wieso bist du nicht vorher rangegangen? Hast du die Nachrichten gelesen? Es passiert überall auf der Welt! Halt dich von Menschen fern, wer weiß, wer die nächsten sind!«.

Ich verstand gar nichts.

»Mom? Was ist los? Bitte versuch es mir deutlich zu erklären, ich verstehe nicht, warum du so panisch bist. Es tut mir natürlich leid, dass ich nicht gleich angerufen habe«, versuchte ich sie zu beschwichtigen.

Gerade als sie antworten wollte, kam ein Junge vorbei und rempelte mich an. Mein Handy fiel auf den Boden und der Bildschirm zersprang.

»Scheiße! He! Was sollte das?«, rief ich dem Jungen hinterher, der schnell verschwand.

Ich hob mein Handy auf und verstaute es in meiner Tasche. Dann suchte ich Jace auf, um mich zu verabschieden.

»Wieso gehst du denn? Du bist doch gerade erst angekommen«, lallte er mich an.

Ich seufzte, diesen Jungen konnte man wirklich keine Sekunde alleine lassen.

»Ich muss nach Hause, meine Mom meint, es sei etwas passiert. Wieso hast du so viel getrunken? Bitte versprich mir, du gehst zu Martin und bleibst bei ihm«.

Ich wusste, dass Martin ihn zunächst den Kater ausschlafen lassen würde, und außerdem war er sein bester Kumpel. Jace nickte nur und torkelte dann Richtung Martin davon. Kopfschüttelnd stieg ich auf mein Motorrad und fuhr nach Hause.

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Der Geruch des Todes                                         The Walking Dead FFWhere stories live. Discover now