7.Kapitel - Wut

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Carl

Bevor sie auf den Boden knallte, fing ich noch ihren Kopf auf. Der Schlag war etwas zu stark gewesen, aber notwendig. Ich war wirklich sauer auf meinen Vater und ich konnte sie einfach nicht noch einmal herausschicken. Wenn ihr etwas passierte, würde ich es mir nie verzeihen können.
Vorsichtig hob ich sie auf und trug sie ins Krankenzimmer. Dort angekommen, legte ich sie auf eine Pritsche. Paul, der verletzte Mann, lag links neben ihr. Er wand sich vor Schmerzen und schrie. Madlen, eine Ärztin, stand neben ihm und versorgte ihn. Ich wusste, er würde nicht mehr lange durchhalten und bald würden alle Freunde und seine Familie vorbeischauen und Abschied nehmen. Ich seufzte und wartete, bis Madlen zu mir kam.

»Was ist passiert?«, fragte sie mich.

»Sie, ähm ... also, sie hat einen Schlag gegen den Hinterkopf bekommen«, antwortete ich.

Sie sah mir stirnrunzelnd in die Augen, wand sich dann aber Kate zu. Ich atmete erleichtert aus und wandte mich zum Gehen, als mein Vater durch die Tür kam.

»Wo ist Kate?«, fragte er mich barsch, »Sie sollte längst wieder auf ihrem Posten sein«.

Wow, das hatte mir gerade noch gefehlt ... Madlen hatte es nicht interessiert, was vorgefallen war, aber meinen Vater würde es interessieren. Sehr sogar.

»Also? Ich warte auf eine Erklärung?!«, riss er mich aus den Gedanken.

»Sie ist ausgerutscht, als wir Paul hierher brachten. Jetzt liegt sie dort neben ihm, weil sie bewusstlos geworden ist. Es sieht ziemlich schlimm aus«, erklärte ich ihm.

Rick sah mich durchdringend an, aber anscheinend nahm er mir meinen unschuldigen Gesichtsausdruck ab, denn er drehte sich um und sagte: »Ich benötige deine Hilfe draußen. Es werden weniger, aber Paul ist leider nicht der einzige Verletzte. Und hol neue Munition aus dem Lager.«

Jace

Ich stand oben auf dem Turm neben zwei weiteren Frauen. Ich hatte beobachtet, wie Kate umzingelt wurde und wollte ihr helfen. Aber immer, wenn ich versuchte, in ihre Richtung zu zielen, sagte mir die Schwarzhaarige, wir sollen einer anderen Person helfen und drehte sich so um, dass ich keinen Sichtkontakt mehr hatte. Ich bekam aber noch mit, wie Carl herausgerannt kam und ihr half, den Verletzten hineinzubringen. Das war vor 10 Minuten gewesen und eigentlich sollte beide wieder da sein. Ich warf einen Blick in Richtung Rick und sah gerade, wie Carl sich neben ihn stellte.
Wo war Kate? Ich konnte nicht glauben, dass Rick sie hatte gehen lassen. Es sei denn, sie war verletzt! Aber dann würde Carl nicht so beruhigt da stehen. Wir mussten das hier beenden, vorher würde ich nicht wissen, was mit ihr ist. Ich konzentrierte mich also wieder auf die Schlacht vor uns. Es sah gut aus für uns, aber es waren auch einfach zu viele Leute dafür gefallen oder verletzt. Plötzlich spürte ich, wie Risika an ihrer Leine zog.
So konnte ich nicht schießen!
Sie verwackelte mich immer wieder, wenn ich zielte. Ich drehte mich um und wollte sie gerade schimpfen, als sie so stark an der Leine zog, dass diese nachgab und ich nach hinten taumelte. Kaum war sie frei, rannte Risika weg. Ich knurrte, wenn ich ihr hinterherrannte, musste ich meinen Posten verlassen und das sah Rick nicht so gerne, aber wenn ich sie laufen ließ und ihr etwas passierte, würde Kate mir das niemals verzeihen.

Ich wollte ihr gerade hinterher, als mich die Schwarzhaarige am Arm packte und knurrte: »Oh nein. Du bleibst schön hier!«.

Dann zog sie mich wieder neben sich. Ach was. Risika würde es auch ohne mich schaffen. Sie war kein Welpe mehr. Ich zielte wieder auf die Zombies. Gerade als ich ein paar erschossen hatte, sah ich, wie ein Tier die Zombies ansprang und ihnen den Kopf abriss. Risika! Sie ... oh nein! Wenn ihr etwas passierte? Nein ... Nein! Sie war stark und hatte schon oft gegen Zombies gekämpft. Außerdem gab ich ihr Feuerdeckung.
Sie war eindeutig gut!
Sie sprang von Opfer zu Opfer und ließ sich von nichts beirren. Ich denke, dass wir auch dank ihr letztlich alle Beißer erledigen konnten.
Wir schlossen die Tore wieder und trugen alle Verletzten und Toten weg. Ich trug gerade einen verletzten Mann in die Krankenstation, als ich dort Kate liegen sah. Ich bekam Panik und rannte zu ihr. Madlen, die Ärztin, war gerade nicht bei ihr und deshalb konnte ich auch nicht fragen, was ihr zugestehen war. Also suchte ich sie nach Bisswunden ab, fand aber zu meiner Erleichterung keine. Als ich ihren Kopf anhob, sah ich dann das Blut. Jemand hatte sie niedergeschlagen! Wieso hatte sie noch keinen Verband? Ich eilte zum Medizinschrank, aber dort stand bereits Carl, mit einem Verband in der Hand. Es sah so aus, als ob er die gleiche Idee gehabt hatte.

»Was ist Kate passiert?«, fragte ich ihn.

Er drehte sich überrascht zu mir um.

»Ach so, du bist es, Jace. Sie ist ausgerutscht und auf den Kopf gefallen«, antwortete er mir.

»Ich kann eine Wunde, die man sich selbst zugefügt hat, sehr wohl von einer, die jemand anderes einem zugefügt hat, unterscheiden!«, meinte ich misstrauisch, »Also sag mir die Wahrheit!«.

Carl wurde wütend: »Das ist die Wahrheit! Außerdem, was interessiert dich das bitte? Wenn du dir so Sorgen gemacht hast, dann hättest du ihr auch Feuerschutz geben können! Hast du aber nicht! Also misch dich gefälligst nicht ein!«, schrie er mich an.

»DU hast sie doch erst in diese Lage gebracht! DU hast sie doch geküsst!«, schrie ich zurück.

»Woher weißt du das? Oh, du Mistkerl! DU hast es Rick erzählt! Natürlich, wer den sonst?!«, schrie er.

Dann ging er auf mich los. Ich wich zurück und stieß gegen den Medizinschrank. Die Sachen fielen runter und alle drehten sich zu uns um. Da wurde ich auch wütend und versuchte ihm einen linken Haken zu verpassen. Er wich jedoch aus und setzte selbst einen Haken an. Dann traf er mich mit voller Wucht an den linken Rippen. Er konnte wirklich stark zuschlagen. Aber so leicht würde ich mich nicht geschlagen geben.
Ich rammte ihn um und er stürzte zu Boden. Ich setzte mich auf ihn und rammte ihm meine Faust ins Gesicht. Er hob seine Hände schützend vor sein Gesicht und wehrte damit das Schlimmste ab. Aber ich ließ nicht nach und schlug immer weiter. Plötzlich schlug Carl mir seine Faust in den Magen. Ich bekam kurzzeitig keine Luft und diese Zeit nutze er, um mich auf den Boden zu werfen.
Jetzt war er es, der auf mich eindrosch. Ich griff neben mich und erfasste das Erstbeste, was meine Finger ertasteten. Es war ein Skalpell. Ich rammte es in Carls Unterarm und er schrie auf vor Schmerz. Schnell zog ich es heraus, um noch einmal zuzustechen, aber das machte ihn nur noch wütender und er verpasste mir ein blaues Auge.
Gerade als ich nochmals zu stechen wollte, packte jemand Carl und ich stach in die Luft. Dann wurde auch ich auf die Füße gerissen und festgehalten.
Es war Rick, der Carl festhielt. Wow, er hatte wirklich einstecken müssen. Er blutete oberhalb von seinem Auge an der Augenbraue. Das Blut lief ihm in sein Auge. Durch die Nadel, die ich ihm in seinen Unterarm gerammt hatte, blutete er dort ziemlich stark und das Blut tropfte auf den Boden. Außerdem sah es so aus, als ob er ziemliche Schmerzen an den Rippen hatte. Wahrscheinlich hatte ich ihm eine angebrochen. Aber trotzdem wandte er sich und schrie seinen Vater an, er solle ihn loslassen.
Aber Rick hielt ihm mit eisernem Griff fest. Ich hingegen blieb relativ ruhig, ich grinste Carl nur herausfordernd an. Ich vermutete, die Schwarzhaarige hielt mich fest. Mein Auge war ziemlich angeschwollen und mein Bauch schmerzte. Zudem hatte ich mehrere blaue Flecken. Carl schrie immer noch seinen Vater an.

Plötzlich hörte ich eine vertraute Stimme: »Schluss jetzt. Alle beide! Wieso verletzt ihr einander?! Wenn ihr euch schon umbringen wollt, dann tut es gefälligst auf die schmerzvolle Art und lasst euch von den Zombies auffressen!«.

Dann trat Kate zwischen uns und funkelte uns beide böse an.

»Kate ...«, fing Carl an, doch sie unterbrach ihn: »Ich will es nicht wissen, Carl! Und jetzt raus hier! Los! Beide!«.

Rick und die Schwarzhaarige schleiften Carl und mich raus. Carl sah ziemlich niedergeschlagen aus. Ich grinste immer noch. Mir würde Kate verzeihen, so wie es aussah. Bei Carl war ich mir jedoch nicht so sicher.

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Der Geruch des Todes                                         The Walking Dead FFWhere stories live. Discover now