Colin Teil 64

16 2 0
                                    

Wir redeten nicht, während er zu seiner Villa raste.

Als wir über den englischen Rasen zu dem kleinen Bootshaus gingen, überkamen mich die Erinnerungen, kalt und schmerzhaft. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich die hohlen Augen vor mir sah, die blutigen Nägel, das boshafte Lächeln. Jetzt war er ein anderer. 

Wütend über meinen schwachen Geist kickte ich die Erinnerungen beiseite und konzentrierte mich auf das Jetzt. Das Boot, das er besaß, war mit einem einfachen Benzinmotor ausgestattet, den man durch schnelles Ziehen an einer Schnur anschmeißen musste. Nathaniel ließ es über Schienen in das dunkle Wasser rollen, wo es mit einem dumpfen Platschen aufschlug. Entgeistert bemerkte ich, dass es nicht viel größer war als das Ruderboot. Mit einem Captor auf engstem Raum, na toll. Für einen Moment überlegte ich, ab ich doch lieber hier bleiben sollte, aber dann dachte ich an Royce. Nur wir gemeinsam würden ihn besiegen können.

Die schwarzen, dünnen Haare fielen dem Captor ins Gesicht, als er sich über den Motor beugte, kraftvoll an der Leine zog und das alte Ding damit knatternd zum Laufen brachte. Die Nacht verschluckte die Hälfte seines Körpers, wodurch er noch dünner wirkte. Niemand würde glauben, dass er gefährlich war. Aber die lange, tiefe Narbe auf meiner Brust war der Beweis. Ich machte meinem Zweifeln ein Ende und stieg in das Boot, das sich sofort tiefer ins Wasser senkte. Dann tuckerten wir auf den dunklen See hinaus.

Ich war überrascht, als er irgendwann die Stille durchbrach, die sich zwischen uns gelegt hatte. „Warum hast du mich gerettet?"

„Tja", schnaubte ich bitter, „irgendetwas stimmt mit mir nicht."

„Ich könnte dasselbe von mir behaupten", sagte er. Im weißen Licht meines Handys, auf dem ich eine Navigationshilfe aufgerufen hatte, sah ich ihn lächeln. Es passte nicht zu seinen fahlen Wangen und den dunklen Augen.

Stirnrunzelnd senkte ich den Blick. Ich hatte ihn retten sollen und hatte rote Magie benutzt um gegen den Zirkel anzukommen. Magie, die gar nicht in mir stecken sollte. Sie war einzig und allein dafür bestimmt gewesen. 

Plötzlich entstand ein Gedanke, der mir zuvor noch nicht gekommen war. „Im Ernst. Ich glaube ich muss dich beschützen", sagte ich. Nathaniel sollte aus irgendeinem Grund nicht sterben und ich sollte ihn vor dem Tod bewahren.

„Was?" In seinem Gesicht war deutlich zu lesen, dass er mit der Antwort nicht klar kam.

„Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll, aber es scheint, als hätte die Magie einen Plan. Und du gehörst auch dazu." Was wenn, es ein guter Plan war? Eine Notwendigkeit? Und ich eine wichtige Figur in all dem?

„Das klingt jetzt ein bisschen abgedreht," fand er.

„Ja vielleicht", gab ich zu. Trotzdem fühlte ich, dass etwas davon der Wahrheit entsprechen musste. Es musste einfach.


Könnte da etwas dran sein? Was glaubt ihr? 

Stay twinned!

Obwohl wir Freunde wurden (Colin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt