Colin Teil 13

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Im Rückspiegel beobachtete ich  wie der schwarze Wagen hinter mir in die Einfahrt bog. Bis hier hatte ich noch geglaubt, er würde vielleicht seine Meinung ändern und doch abhauen. Stattdessen parkte der Todgeweihte ebenfalls vor dem Bootshaus und stellte den schnurrenden Motor ab.

Für einen Augenblick verharrte ich angespannt auf meinem Sitz, die sehnig Hände um das Lenkrad gekrallt und fühlte mich, als hätte ich ihn soeben mit meinem Colin überfahren. Aber noch war er nicht tot, sondern lebendig, den Arm auf die Autotür gestützt, seine vom Seewind verwehten Haare hastig beiseite wischend, während er sich umsah.

Tu es Colin, sagte ich mir, du bist als Jäger geboren. Ich konnte es jetzt wieder spüren und es verdrängte die letzten Zweifel. Mit neuer Entschlossenheit stieg ich aus, sah bewusst nicht mehr zu ihm, während ich auf das geschlossene Tor zuging. Royce hatte mich vor nicht mal einer halben Stunde hier weggeschickt.

Kaum war ich durch das Tor getreten, stand mir Royce auch schon gegenüber. Er musste die Motoren gehört haben. Überrascht starrte er mich an, den Mund dämlich offen. In diesem Moment wusste ich, was passieren würde. Ich sah es in seinem Gesicht kommen, wie ein Tsunami, der unaufhaltsam auf mich zurollte, bereit mich mit sich zu reißen.

„Hab ich nicht gesagt, du sollst dich hier nicht blicken lassen, bis wir den Captor getötet haben?!", brüllte er mir so laut ins Gesicht, dass mir die Ohren schmerzten. Sein heißer Atem schwappte mir ins Gesicht, einmal, zweimal, dann legten sich auch schon zwei Hände von hinten um meinen Hals. Der Captor zog mich hinaus auf den Hof und ich versuchte verzweifelt, seine Finger von meiner Kehle zu lösen, aber sie saßen fest wie Schraubstöcke. Natürlich hatte er sofort verstanden, dass er in Gefahr war.

Mein Blick lag noch immer in Royces Gesicht, der verdattert beobachtete, wie der Feind mir die Luft abdrückte. Es war seine Schuld. Hätte er nicht sofort losgeschrien, sondern erstmal zugehört, hätte mein Plan funktioniert. Aber Royce steckte so voller Wut, Hitzköpfigkeit und Dummheit. Mit einem Satz hatte er es geschafft, meine Lüge aufzudecken und mich damit auszuliefern. 

Obwohl wir Freunde wurden (Colin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt