Colin Teil 47

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Ich war aufgewühlt, als ich zu Bob in den Wagen stieg. In ein paar Minuten nahm ich Cid seinen Bruder und Florence einen alten Freund. Die Nacht bewegte sich auf ihr Ende zu, die Sterne am Himmel waren schon verblasst.

„Hey", begrüßte ich Bob ohne ihn richtig anzusehen. Sein Gesicht war nur halb von der Innenbeleuchtung beleuchtet.

„Wie geht es dir?" Er sah besorgt an mir herunter, aber die Wunden wurden durch mein Shirt verdeckt.

Äußerlich? „Okay, denke ich", antwortete ich und starrte auf das Armaturenbrett auf dem alte CDs, ein Kugelschreiber und zerknäulte Kaugummi-Verpackungen herumflogen.

„Es ist ein Wunder, dass du noch lebst." Seine Stimme klang plötzlich ungewöhnlich tonlos.

Wunder. Passender Ausdruck, dachte ich. Zu viele Male hätte Nathaniel mich töten können. Aber es war nicht passiert.

Vorne startete Royce seinen monströsen Jeep. Ich erkannte Juliens Silhouette auf dem Beifahrersitz. Im Seitenspiegel blitzten die Lichter von Lukes giftgrünen Enduro auf und ich hörte das angriffslustige Knurren der Maschine, als er provokativ Gas gab. Er hatte sich auf die Maschine gekauert wie ein Jockey auf seinem Pferd und sauste rechts an uns vorbei. Es fühlte sich alles so unwirklich an, als befände ich mich in einem Videospiel. Wir sollten normale Menschen sein, die um diese Zeit in ihrer Betten lagen, stattdessen machten wir uns auf dem Weg, um ein weiteres Spielzeug der dunklen Magie zu vernichten.

Bob legte ruckartig den Gang ein und hängte sich an den Jeep, hielt aber genügend Abstand, sodass Royce die Ausdrücke auf unseren Gesichtern nicht sehen konnte, falls er in den Rückspiegel schaute.

„Was passiert, wenn das alles vorüber ist?", fragte ich, weil ich plötzlich das Gefühl hatte, nicht mehr der zu sein, der ich vor dem Auftauchen des Captors gewesen war.

„Dann geht alles weiter, als wäre nichts gewesen." Bob nahm den Blick nicht von der Straße. „Bis der nächste Captor kommt und wir wieder jagen."

„Wie soll das gehen?" Kopfschüttelnd sah ich auf meine zerschundenen Hände herab. „Nathaniel war kein Geist. Menschen haben ihn gesehen, mit ihm gesprochen, mit ihm in einem Haus gewohnt."

Bob fuhr sich hastig mit der Hand durch das schon zerwühlte Haar. „Du solltest aufhören, ihn bei seinem Namen zu nennen."

„Warum? Er ist immer noch ein Mensch."

„Nein, er ist ein Captor!", brüllte er so überraschend laut, dass ich zusammenzuckte.

Wie konnte es ihm so egal sein? Wie konnte er einfach darüber hinweg sehen, dass Nathaniel anders war.

„Soll ich dir mal sagen, was wir über Captoren gelernt haben?", sagte ich ruhig, aber voller Wut, „Captoren sind Menschen, die es zugelassen haben, dass dunkle Magie von ihnen Besitz ergreift. Die Magie macht sie zu boshaften, egoistischen, skrupellosen, sadistischen und einsamen Mördern, die den Kontakt zu Menschen aufgeben und ruhelos umherziehen, um ihren Drang zu Töten zu stillen. Sie bleiben unter sich und legen keinen Wert auf menschliches Leben." Ich machte eine kurze Pause um Luft zu holen, beugte mich dann weiter in seine Richtung. „Das, was ich erlebt habe, trifft darauf nicht zu. Wie kann das sein? Wie kann es sein, dass in diesem Captor Menschlichkeit steckt? Dass er sich auf einem College anmeldet? Dass er seinen kleinen Bruder aus einem Heim holt? Dass sich ein Mädchen für ihn einsetzt? Wie passt das zusammen?" Ich war immer lauter geworden. Jetzt war die Stille fast spürbar.


Heute gleich zwei Teile! Stay twinned!

Obwohl wir Freunde wurden (Colin)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt