Kapitel 28

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In Gedanken versunken saß ich da, hörte der Menge nicht zu. Auch nicht dem Orchester.

Auch wie es immer dunkler wurde bemerkte ich nicht.

Es beschäftigte mich, dass ich anscheinend aussah wie meine Mutter.





Du siehst genauso aus wie deine Mutter. Nur deine Augen- und Haarfarbe hast du, wie es mir scheint, von deinem Vater.





Das waren die genauen Worte von Amos Diggory gewesen.

Natürlich wurde ich dadurch nur noch neugieriger. Ich wollte wissen, wer meine Eltern waren. Dazu gehörte auch ihr Aussehen zu kennen.

Irgendwie wunderte es mich, dass mir unser Schulleiter nicht irgendwelche Bilder zeigen konnte, doch er wusste, was er tat und vor allem wieso. Dumbledore konnte man nicht einfach hinterfragen.

Er hatte immer seine Gründe.





Wortlos stand ich auf, lief zu Professor McGonagall, die neben Snape saß, der mich abschätzend musterte.

„Miss Guerrin? Ist alles in Ordnung?", fragte sie sofort besorgt, als sie mich sah.

„Dürfte... Dürfte ich etwas sehen?"

Fragend sah sie mich an, zog die Augenbrauen zusammen.

Bevor sie antworten konnte wurde mir schon eine Hand hingehalten.

Als ich dem Arm folgte, war es kein geringerer als Professor Albus Dumbledore selbst.

„Hier. Sieh, was du sehen willst."

Kurz zögerte ich, nickte dann allerdings und ergriff seine Hand.





Sofort durchströmten mich Bilder.

Ein junger Mann, schwarze Haare, die etwas durcheinander waren. Hellgraue Augen. Sein Blick war sanft und er schien vertrauenswürdig zu sein. Er hatte breite Schultern, war trainiert und schien ein starker Mann zu sein.

Neben ihm war eine junge Frau zu sehen, deren Hand er hielt, ihre Haare gingen ihr bis zu der Mitte ihres Rückens. Braun waren sie, mit leichten Wellen. Ihre Augen grün-blau. Sie wurden von langen, dichten Wimpern umrandet. Sie hatte ein sanftes Lächeln. Sie machte ebenfalls einen etwas sportlicheren Eindruck, doch an Eleganz fehlte es ihr allemal nicht.

Die Statur, die Gesichtsform... Sie wirkte fast genau wie die Frau aus meinen Träumen. Nur ihr Haar war zu lang und ihr Gesicht kannte ich nicht.

„Rhea", hörte ich sie sagen und eine Gänsehaut überzog meinen Körper. Diese Stimme.

„Rhea", sagte sie erneut. Sie war sanft und beruhigend. Melodisch, trotz, dass sie nur meinen Namen genannt hatte. Diese Vertrautheit, die ich in ihrer Stimme spürte.
Es gab keinen Zweifel: Sie war die Frau, die mich gewarnt hatte.

Sie, genauso wie der Mann neben ihr, senkten ihre Blicke, sahen auf ein Bündel in ihrem Arm. Dass sie ein Baby hielt, hatte ich glatt übersehen. Es war in einem roten Tuch eingewickelt und spielte mit einem Kuscheltier. Ein Hund.

Natürlich erkannte ich diesen Hund. Es war meiner, den ich bis heute noch besaß. Nur hatte ich nie gewusst, dass es von meinen leiblichen Eltern gewesen war.

Ich wusste nur, dass es anscheinend immer mein Liebstes war, aber nicht warum.

Jetzt erst erkannte ich die Verbindung zu diesem Kuscheltier.

Ein letztes Mal sah ich die beiden Lächeln, bevor die Bilder unscharf wurden.





Ich zog meine Hand von Dumbledore langsam weg, konnte ihm aber nichts ins Gesicht sehen.

Gryffindor's Ice PrincessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt