heimkehr

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- Juniper -

Im ersten Moment bin ich sichtlich irritiert darüber gewesen, dass mich jemand im Wald entdeckt hat - in einem fremden Wald noch dazu. Schlimmer ist aber gewesen, dass ich keine wirkliche Möglichkeit gefunden habe, um mit diesem jemand zu kommunizieren. Es sind seltsame Laute, die meine Kehle verlassen haben, aber mehr nicht. Ich muss erneut das Bewusstsein verloren haben, zumindest habe ich nicht gewusst, wohin ich gebracht worden bin. Und dann diese schmerzhafte Tortur, die ich mit diesem jemand durchgemacht habe. Zwar bin ich gesäubert und meine Wunden versorgt worden, aber... noch nie in meinem Leben habe ich je solche grässlichen Schmerzen aushalten müssen. Ich bin mehr als nur erleichtert gewesen, als ich es überstanden haben.

Der jemand, mit der seltsam farbigen Haarpracht, hat sich als Devin vorgestellt. Irgendwie haben wir uns auch darauf geeinigt, dass er mich Kenay nennen würde. Der Name ist zwar immer noch recht gewöhnungsbedürftig, aber besser als die anderen Vorschläge, die er parat gehabt hat. Ich bin ihm wenig später gefolgt und bin an einem Spiegel vorbei gekommen, den ich anfänglich für ein Fenster gehalten habe. Ich habe mich gesehen. Mich, mein eigenes Spiegelbild, welches mir völlig absurd vorgekommen ist. Ich bin ein Wolf! Nicht im Geringsten habe ich mir ausmalen können, wie es dazu gekommen ist, habe es lediglich vermuten können. Dass es irgendetwas mit der Kirche, mit der Krönung zu tun hat, zum Beispiel. Anders habe ich mir das nicht erklären können, aber ich würde noch von irgendwoher meine Antworten bekommen.

Es müssen mehrere Wochen vergangen sein, so kommt es mir zumindest vor. Meinen Verband habe ich nicht mehr und allmählich habe ich mich auch an diesen Wolfskörper gewöhnt. Zumindest... irgendwie.

Des nachts verlässt Devin die Wohnung, wie er es nennt, diese Einrichtung hier. Und obwohl ich weiß, dass er sich verfolgt fühlt, mache ich mir weniger Sorgen um ihn. er ist sicherlich völlig außer Gefahr. Dieses Kind, wie Devin es immer nennt, war gar keines. Es war ein Kobold. Widerwärtige Geschöpfe. deren schwarzes Blut wie Harz klebte - und nach meiner neuesten Erkenntnis auch so schmeckte. Mir war an dem Tag deutlich bewusst geworden, dass der Kobold nach mir gesucht hatte. Nur, warum war mir unschlüssig.

Jedes Mal wenn Devin mit mir diese Wohnung verlässt, sehe ich mich aufmerksam um, nur um sicher zu gehen, dass alles in Ordnung war. Zion und Yasha hätten mich dazu immer und immer wieder ermahnt.

Nachts schlafe ich auf dem großen Bett, genauso wie in der heutigen Nacht., während Devin arbeitet. Allerdings ist mir nicht ganz klar, was er arbeitet. Was arbeitete man denn überhaupt in der Nacht?

Als ich am Morgen die Tür höre, fange ich zu blinzeln an und hebe den Kopf.

»Kenay, ich bin wieder da.«

Ich seufze erleichtert, als ich Devins Stimme höre, springe vom Bett und laufe ihm entgegen, um ihn zu begrüßen. Sofort tätschelt er mir den Kopf und erzählt mir von der anstrengenden Nacht. Irgendetwas mit Betrunkenen und ganz nervigen Gästen, lästig seien sie gewesen. Ich kann damit überhaupt nichts anfangen.

»Übrigens, Kumpel... Du bist wieder gesund.«, fängt er mit einem Mal an und steckt sich wieder eines dieser seltsamen schmalen Dinger zwischen die Lippen, welches er anzündet und welches dann anfängt zu qualmen.

Sie erinnern mich ein wenig an die Pfeifen von Yashas Großvater, aber irgendwie hat auch nur der Rauch eine Ähnlichkeit mit ihnen. Vielleicht sind sie tatsächlich was Pferdenähnliches?

»Ich meine nur, aber du kannst wieder in den Wald zurück. Da willst du doch hin, oder?«

Ich sehe ihn verständnislos an. Er hat sich noch nicht umgezogen und der Erfahrung nach, gehen wir erst noch Spazieren, damit ich Wolf-Dinge erledigen kann. Und ich liege tatsächlich richtig. Wenig später erhebt sich Devin und ich folge ihm. Es ist noch immer erstaunlich, was ich alles riechen kann und noch immer weiß ich nicht wohin it all diesen Eindrücken. Ich bemerke daher auch gar nicht, dass Devin den Weg in Richtung Wald einschlägt. Erst, als der Waldduft nach einer gefühlten Ewigkeit deutlicher wird.

forgotten kingsWhere stories live. Discover now