XII.

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XII.

                Wenn man erstmal erwachsen ist, erwartet man an seinem Geburtstag eigentlich keine großartigen Überraschungen mehr. Die Eltern fragen nach, was man sich wünscht, die Freunde schenken dir gemeinsam einen Gutschein, die Verwandten schicken eine Karte mit Geld. Der eigentliche Event ist die Feier und dass man etwas Zeit miteinander verbringt. Nicht so gezwungene Zeit wie zu Weihnachten oder anderen Festivitäten. Man lädt nur ein, wen man einladen will.

So sieht meine Geburtstagsgesellschaft zwar meist etwas mager aus, trotzdem sind es mir die liebsten Feiern - mit den liebsten Menschen.

Zu meinem 24. Geburtstag lade ich die üblichen Leute an den üblichen Ort ein. Meine Eltern, meinen Bruder und seinen Lebensgefährten Tony, Cosima und zwei meiner High School Freunde, Isaac und Tyler.

Wir treffen uns am Sonntag vor meinem Geburtstag zum Brunchen in meinem Lieblingslokal in Downtown. Nennt mich eingefahren, aber dort finden meine Geburtstagsfeiern schon statt seit ich ein kleines Mädchen war. Und es ist nach wie vor mein absoluter Lieblingsplatz, wenn es um Geburtstagsfeiern geht.

Alles verläuft wie immer. Meine Eltern gewinnen die lange Diskussion wer die Rechnung übernimmt. Tony und mein Bruder bringen mir ein Ständchen, in das die anderen schief und laut einstimmen und schenken mir Konzertkarten, die Tony bestimmt gratis bekommen hat, da er für den Veranstalter arbeitet. Cosima und die Jungs schenken mir Gutscheine von irgendwelchen Nerd-Läden, die ich wahrscheinlich verlegen und nie einlösen werde.

Meine Mutter stellt die üblichen Fragen. „Ist dieses Alleine leben nicht furchtbar?", wovon sie überleitet zu „Wie sieht es denn endlich mit einem Freund aus?", gefolgt von ihrer größten Sorge, seit mein Bruder sich geoutet hat und sie Angst hat nie Enkel zu bekommen „Oder gibt es vielleicht eine Frau in deinem Leben? Du weißt, wir können damit umgehen, du kannst es uns ruhig sagen.".

Als ich die Feier nach dem Essen schon für gelaufen erklären und mich einer anderen Geburtstagstradition - mir mit Cosima irgendeinen Star Wars Film reinziehen und mich betrinken - widmen will, kommt jedoch eine Überraschung, mit der ich alles andere als gerechnet habe, zur Tür herein.

„Alter, ist das wirklich..."

„Fuck, das ist er." Höre ich Isaac und Tyler tuscheln, als Oliver, mit einem Grinsen im Gesicht, auf unseren Tisch zukommt.

Cosima wirft mir einen schnellen Kontrollblick zu und zieht fragend die Augenbrauen nach oben. Doch mir bleibt keine Zeit ihr zu antworten, denn da steht Oliver auch schon vor mir.

Wir haben uns seit Monaten nicht mehr gesehen und jetzt ist er mir so nahe, dass ich nur meinen Arm auszustrecken bräuchte, um ihn berühren zu können.

„Happy Birthday, Ava." Ist das erste, das er sagt, gefolgt von einem unverwechselbaren Oliver-Lächeln.

„Danke." Murmle ich, vollkommen perplex durch sein überraschendes und unvorhersehbares Auftauchen. Doch noch bevor irgendjemand der anderen Anwesenden darüber hinwegkommen kann, dass gerade Oliver - fucking - Page einfach so zur Tür hereinspaziert ist, fange ich mich wieder und meine. „Entschuldigt ihr uns kurz." Bevor ich Oliver mit einem Kopfnicken bedeute, mir nach draußen zu folgen.

„Was zum Teufel machst du hier?" Schnaube ich, noch bevor die große gläserne Eingangstür hinter uns ins Schloss gefallen ist.

„Na wonach sieht es denn aus, Dummerchen?"

„Du weißt genau, was ich meine. Woher wusstest du überhaupt, wo du mich findest?"

„Du machst deine Geburtstagspartys in diesem Lokal schon seit du sieben bist. Und ich hatte damals auch einmal die Ehre, eingeladen gewesen zu sein."

„Trotzdem. Wieso kommst du einfach so unangemeldet vorbei? Du hättest mich zumindest vorwarnen können."

„Aber dann wäre es doch keine Überraschung mehr gewesen." Olivers Grinsen lässt mich erneut Schnauben und die Augen verdrehen.

„Aber du hättest mir einiges an Erklärungen erspart. Außerdem - was ist, wenn dich jemand erkennt?"

„Jeder hier in diesem Viertel kennt mich. Zwei der Kellner wohnen sogar in meiner Nachbarschaft. Früher war ich ständig hier. Niemand wird also irgendetwas daran merkwürdig finden." Versucht Oliver mich, mit einem Lächeln auf den Lippen, zu beruhigen.

Dann seufzt er schließlich und meint. „Und könntest du dich nicht einfach darüber freuen, dass ich hier bin und meine Geburtstagswünsche annehmen?"

Er hat ja recht. Soweit ich weiß, hat er gestern noch in Stockholm ein Konzert gegeben, was bedeutet, er ist den ganzen Weg von Schweden hierher geflogen, nur um mir zum Geburtstag zu gratulieren. Wenn das kein Grund ist, ihm seinen Überraschungsbesuch zu verzeihen, dann weiß ich auch nicht.

„Du hast ja recht, entschuldige. Ich denke, ich bin seit DC einfach ein wenig paranoid." Und um das heikle Thema, rund um den Zwischenfall in Washington, nicht erneut aufleben zu lassen, füge ich schnell mit einem frechen Grinsen im Gesicht hinzu. „Und hast du auch ein Geschenk für mich?"

„Denkst du wirklich, ich würde deine Geburtstagsfeier crashen, ohne ein Geschenk dabeizuhaben?"

„Möglich wär's." Ziehe ich ihn auf und zucke mit den Schultern. „Also... wo ist es?"

„Ich wollte eigentlich damit warten, bis wir ungestört sind, aber wenn du so ungeduldig bist..." Oliver beendet seinen Satz nicht. Stattdessen zieht er mich an sich und gibt mir einen sanften Kuss auf die Lippen.

Keine Ahnung was ich erwartet habe, aber das bestimmt nicht. Darum habe ich, als er sich schon wieder von mir löst, auch noch gar nicht richtig realisiert, was eigentlich gerade passiert ist.

„Äh, oh, wow." Ist erstmal das einzige, das ich über meine Lippen bringe, die nach Olivers Kuss wie verrückt kribbeln. So als hätte jemand eine Million Ameisen darin freigelassen.

„Wir sollten wohl wieder reingehen. Sonst machen sich die anderen noch Sorgen, dass ich dich entführt habe."

Zum Glück ist Oliver nach unserem Kuss nicht so wie ich um Worte verlegen und übernimmt das Reden.

„Ja, sollten wir wahrscheinlich." Stimme ich ihm zu.

Immer noch semiverwirrt darüber, was gerade in den letzten zehn Minuten alles passiert ist, betrete ich, gefolgt von Oliver den Laden erneut. In der Hoffnung, dass dieses Treffen nicht in so einem Desaster, wie unsere Treffen davor, enden wird.

a/n: hm, was haltet ihr eigentlich davon, dass ich dieses update als frühzeitiges weihnachtsgeschenk an euch verpacke? in einem monat is - effffing - weihnachten und ich liebe weihnachten und habe heute fast alle weihnachtsgeschenke bestellt und wuuuuh last christmas bitches... ähm, ja, jedenfalls, viel spaß mit dem kapitel ;)
ps.: ich bin gerade dabei das (wahrscheinlich) vorletzte zu schreiben. also, diese geschichte wird noch dieses jahr ein ende finden und ich kann nicht glauben, wie unglaublich schnell ich sie abgeschlossen habe. so schnell war ich wirklich noch nie *stolz*.

One More Night | ✓Where stories live. Discover now