VIII.

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VIII.

               Mein Flug verläuft problemlos und als ich mit meiner großen Tasche über der Schulter in die große Ankunftshalle am Flughafen von Washington trete, wartet bereits ein streng aussehender Mann, mit Anzug und einem Schild mit meinem Namen darauf, auf mich.

Da ich so eine förmliche Abholzeremonie nur aus Filmen kenne, weiß ich zuerst nicht recht was ich tun soll. Ihm die Hand schütteln? Ihm meinen Ausweis zeigen? Ihm meine Tasche in die Hand drücken und auf Diva machen?

Schließlich nimmt er mir aber diese Entscheidung ab, indem er mich mit meinem Namen begrüßt und mir anbietet, meine Tasche zu nehmen.

Die Fahrt zum Hotel ist still, der große Mann sieht nicht nur wortkarg aus, er ist es auch. Wenn alle Menschen, mit denen Oliver auf Tour zu tun hat, so mundfaul sind, verstehe ich voll und ganz, wieso er sich ab und an einsam fühlt. Alleine auf der 15-minütigen Fahrt überkommt mich ein komisches Gefühl; und ich bin normalerweise nicht der Typ Mensch, der die Gesellschaft anderer rund um die Uhr braucht, um sich nicht alleine zu fühlen.

Zum Glück kann ich mir die Zeit damit vertreiben, aus dem Fenster zu sehen und die abendlichen Stadt, die an mir vorbeizieht, zu bewundern. Als ich gerade beginne mich zu fragen, wie lange wir wohl noch fahren werden, biegen wir in die Einfahrt eines riesigen Hotels ein und das Auto verlangsamt sich, bis es schließlich zum Stillstand kommt.

„Mr. Page hat mich gebeten Ihnen zu sagen, dass er einen Tisch im Restaurant für Sie reservieren lassen hat. Er wird sich möglicherweise etwas verspäten." Einen Moment lang sehe ich den Mann durch den Rückspiegel etwas perplex an.

Keine Ahnung was ich mir von meiner Ankunft erwartet habe. Dass Oliver mir die Tür des Autos aufhält und mich persönlich zu meinem Zimmer geleitet? Oder dass er mich in die Arme nimmt und küsst? Und wäre das überhaupt das, was ich will?

Natürlich dreht sich nicht sein gesamtes Leben um mich. Er ist schließlich ein heißbegehrter Star und hat wahrscheinlich einen Haufen Termine. Dass er sich dabei auch noch mich als Gast antut, ist wohl etwas worauf ich stolz sein sollte.

Worte des Dankes murmelnd, steige ich aus dem Auto und betrete die Hotellobby, während mein Blick staunend durch die Gegend schwirrt. Das Hotel sieht absolut edel aus. Aber was habe ich erwartet? Ein abgefucktes Motel gegenüber einer stinkenden Tanke?

„Ava." Mein Name lässt mich aus meinem Staunen erwachen und ich drehe mich in die Richtung, aus der er gekommen ist.

„Hey." Als ich Olivers strahlendes Gesicht erblicke, schleicht sich ebenfalls ein kleines Lächeln auf meine Lippen.

„Hey. Mir wurde gesagt, dass du noch gar nicht hier bist." Begrüße ich ihn, während er auf mich zu kommt.

„Der Termin hat doch weniger Zeit in Anspruch genommen als erwartet. Darum bin ich schon hier." Mit diesen Worten kommt er bei mir an und nimmt mir sogleich meine Tasche aus den Händen. „Möchtest du etwas essen? Du musst hungrig sein. Flugzeugfraß ist schrecklich."

Daraufhin nicke ich nur und mein Magen gibt ein zustimmendes Grummeln von sich.

Doch so unproblematisch und einfach unsere Begrüßung war, so unangenehm und seltsam ist unser Essen. Es verläuft ziemlich sang und klanglos. Wir führen vorsichtigen Small Talk, keiner von uns beiden ist sich sicher, wie weit er nach unserem Gespräch zu Silvester gehen kann.

Die Angespanntheit ist sogar so groß, dass ich für einen Moment denke, dass es besser gewesen wäre, wenn ich nicht gekommen wäre. Doch jetzt ist es für solche Gedanken zu spät. Ich sitze hier vor meinem Caesar Salad, in Washington, gegenüber von Oliver - fucking - Page. Und ich werde mich wohl oder übel zusammenreißen und die Sache durchziehen müssen.

Nachdem wir beide aufgegessen haben, schaltet sich mein natürlicher Weg-Lauf-Instinkt jedoch wie von selbst an und ich meine vorsichtig. „Würd' es dir was ausmachen, mir mein Zimmer zu zeigen? Ich bin ziemlich müde."

„Natürlich." Fast meine ich zu sehen, wie ein kleiner Schimmer der Enttäuschung über Olivers Gesicht huscht. Doch er überspielt alles mit einem Lächeln und ergänzt. „Aber was hältst du vorher noch von einem kleinen Absacker an der Bar?"

Da ich hoffe, dass ein wenig Alkohol unsere Angespanntheit auflockern wird, nicke ich bloß und folge Oliver wortlos an die Bar. Er bestellt für uns und danach lehnen wir beide still am Tresen und sehen dem Barkeeper dabei zu, wie er unsere Getränke mischt.

Ein paar Mal habe ich das Gefühl, dass Oliver sich in meine Richtung drehen und etwas sagen möchte, es aber im letzten Moment dann doch sein lässt. Hat meine klare Ansage zu Silvester wirklich zur Folge, dass wir uns nicht mal mehr in die Augen sehen können? Aber warum bin ich dann hier. Warum hat er mich eingeladen?

Als der Barkeeper uns unsere Drinks hinstellt, stoßen wir wortlos an und als hätten wir gewusst was der andere tut, leeren wir sie in einem Zug. Oliver bedeutet dem Mann hinter der Bar, unsere Gläser nochmal aufzufüllen und sieht mich dann mit einem Grinsen im Gesicht an. „Wir lassen das jetzt aber nicht so ausarten wie in New York, okay? Ich hatte zwei Tage später noch einen Kater."

„Vielleicht verträgst du einfach nur nichts?" Feixe ich und ich kann spüren, wie sich ebenfalls ein Lächeln auf meine Lippen schleicht.

„Das werden wir ja sehen." Und mit diesen Worten stoßen wir erneut an.

a/n: ich bin wieder da und meine motivation ist es auch - ich hab meine liebe zum handschriftlichen schreiben wieder gefunden und auch wenn meine sauklaue etwas gewöhnungsbedürftig ist, ist es eine tolle abwechslung zum computer schreiben und meiner meinung nach super inspirierend (kommt wahrscheinlich daher, dass ich ein sehr visueller typ bin und mega gerne 5x an einem satz herumbastle und sachen 3x durchstreiche bevor ich alles fein säuberlich abtippe). jedenfalls werde ich es auch in den nächsten wochen schaffen wieder wöchentlich zu updaten und darüber bin ich froh. lasst mir eure meinungen da, ich liebe es sie zu lesen!

One More Night | ✓Where stories live. Discover now