Kapitel 6

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Sophia

Leise sang ich weiter mein Lieblingslied mit, welches aus meinem Handy dudelte und wickelte mich in ein großes, flauschiges Handtuch. Der große Spiegel im Badezimmer war beschlagen, sodass ich mit meiner Hand eine Stelle freiwischen musste, um hineinsehen zu können. Vielleicht sollte ich nächstes Mal nicht mehr ganz so lang und heiß duschen...

Zurück in meinem Zimmer war ich gerade dabei mir frische Klamotten rauszusuchen um auch endlich mal runter zum Frühstück zu kommen. Alle anderen hatten mich bestimmt vergessen...

Gerade sang ich ich (nicht gerade gut) ein Lied mit, das mir mein Handy entgegen flötete, als ich hörte wie es an meiner Zimmertür klopfte. Mit einem Seufzen verdrehte ich meine Augen - obwohl mein Bruder (meistens) einfach nur faul und zynisch war, hatte er manchmal (oft) auch seine guten Seiten; wie zum Beispiel jetzt. Mein Dad wäre nicht mal auf die Idee gekommen, mich zu wecken, meine Mum wäre es egal und Mira... na ja, sie fände es wahrscheinlich einfach nur lustig wenn ich verschlafen würde. Aber nein, Callen war so freundlich mich zu wecken.

Ich ließ das Shirt, welches ich eben noch in meinen Händen gehalten hatte, fallen und lief noch in meinem Handtuch zu meiner Tür und riss sie mit einem Ruck auf.

»Weißt du Cal, ich bewundere deine morgendliche Kooperation wirklich sehr, aber-«

So schnell hatte ich meinen Mund noch nicht einmal gehalten, als Mira kurz davor war mir aus Rache in der Schule den BH zu klauen. Denn anstelle des müden Gesichts meines allerliebsten Bruders, starrten mich die wohl klarsten blauen Augen an, die ich bisher jemals in meinem gesamten Leben gesehen hatte. Mein Mund klappte leicht nach unten auf und meine Augen weiteten sich vor Panik.

»Das ist jetzt peinlich«, stellte ich fest und starrte verkrampft an mir herunter, zum Einen um meine Wangen zu kaschieren, die jetzt sicherlich dunkler als Bordeaux angelaufen waren und um mit Erschrecken festzustellen, dass die Auswahl meines Handtuch's nicht schlechter hätte sein können. Musste es auch grade Hello Kitty sein?

»Ähm... süßes Handtuch«, sagte er und ich sah wie er mit aller Kraft versuchte, nicht zu lachen oder auch nur etwas zu lächeln. Aber immerhin war sein Gesicht jetzt auch nicht mehr das blasseste.

Ich räusperte mich äußerst verlegen. »Danke. Also... uhm, was gibt's?«

Ich war so lächerlich. Award für den charmantesten Auftritt des Jahres ging auf jeden Fall an mich. Mein Gestotter und panischer Blick kamen sicher mehr als entspannt rüber, bravo Sophia.
Kurz schien Dallas meine Frage nicht ganz zu peilen und starrte mich nur genauso verlegen wie überrumpelt an, wie ich ihn, bevor er sich wieder zu fangen schien. »Eigentlich... also eigentlich wollte ich nur kurz fragen wo euer Badezimmer ist.«

Wow. Und dafür hatte ich mich jetzt blamiert und dafür gesorgt, dass er das sicherlich niemals vergessen würde? Das wurde ja immer besser.

Selbstbewusst strich ich mir eine Strähne meiner noch leicht feuchten Haare hinter mein Ohr (was höchstwahrscheinlich ebenfalls lächerlich wirkte). »Den Flur da runter, dritte Tür links.«

Kurz sah er in die Richtung, in die ich deutete, dann wieder zu mir. »Also... danke dafür.« diesmal konnte er ein Grinsen nicht mehr zurückhalten, was meinen Wunsch, im Boden zu versinken, nur noch mehr steigerte, als er sich schleunigst versuchte aus dem Staub zu machen und ich nur -jetzt komplett panisch- meine Tür zuwarf und hektisch atmend daran zu Boden sank.

Das war doch grade nicht wirklich passiert, oder? Schon am ersten Tag den guten Eindruck komplett zerstört - ja, das konnte ich scheinbar gut. Weniger gut war aber, dass dieser beschissene Eindruck mir ab jetzt dreihundertvierundsechzig Tage meines Lebens ruinieren würde.

Dallas - Just one Year Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt