Kapitel 9

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Sophia

Erleichtert ließ ich mich in den Stuhl zurücksinken und wischte mir mit meinem Unterarm über die Stirn, da meine Hände voll mit Mehl, rotem Erdbeersaft und Fondant waren. »Endlich.«

»Das war das dümmste was ich jemals getan habe«, meinte Dallas, der neben mir saß und kurz einen Blick zum Kuchen in den Ofen warf. Ich verdrehte nur meine Augen und grummelte etwas böse. »Ach komm schon Dallas, es war lustig.«

»Für dich vielleicht«, sagte er beleidigt und verschränkte stur seine Arme vor der Brust. »Aber mein männlicher Stolz hat gelitten wie noch nie zuvor.«

Empört schnappte ich nach Luft. Gerade eben hatte er noch mit mir gelacht (na gut, hauptsächlich über mich) und jetzt war er zu dickköpfig um zuzugeben dass wir einmal so etwas wie "Spaß" gemeinsam hatten? So ein... ein... ein... Dallas eben. Sauer griff ich auf die Küchentheke nach dem Erdbeersaft, der noch offen war, und kippte die Packung schwungvoll auf Dallas. Jetzt war er es der perplex nach Luft schnappte, aufsprang und geschockt auf sein (ehemals) makelloses weißes Shirt starrte, das jetzt mit Erdbeersaft bekleckert war, ebenso seine Jeans, die es aber nicht so schlimm getroffen hatte. »Das hast du jetzt nicht getan.«

Ich legte nur meinen Kopf schief und zog eine Unschuldsmine. »Oups.«

Ich hätte mich entschuldigen sollen, wie es die nette, vorzeige Sophia getan hätte. Aber Dallas hatte es gerade geschafft, dass meine andere Seite zum Vorschein kam. Eine Seite, die genauso rotzfrech, arrogant und böse war, wie auch ein immerwährender Teil von mir - den zeigte ich bloß nie. Wie auch immer, hätte ich mich entschuldigt, hätte Dallas es vielleicht bei einem bösen Blick und einer Drohung belassen, doch nein, ich musste ja meinen Mund im falschen Winkel aufmachen. Das führte dazu, dass Dallas seinerseits die Packung mit Mehl an sich riss und mir eine Hand davon entgegen schüttete.

Jetzt sprang ich auch von meinem Stuhl auf, der über die Bodenfliesen kratzte, und hob meine Hände. Meine Haare, mein Top, meine Jeans - alles war voll mit Mehl, was Dallas nur zum grinsen brachte. »Ausgleichende Gerechtigkeit, lil' Miss McClair«, sagte er triumphierend, doch da klatschte schon ein Ei dicht neben seinem Kopf gegen das Fenster und sank betont langsam herunter, als er mit großen Augen zuerst auf das Ei sah, das gerade den Abgang machte, und dann mich finster anfunkelte. »So willst du spielen? Alles klar Sophia.«

Da wir auf verschiedenen Seiten des Tisches standen, hatte ich ein paar Sekunden um zu kapieren was er vorhatte. Und als ich es in meinen Kopf gekriegt hatte, rannte ich. Meine Socken waren rutschig, da ich in Mehl getreten war und so schlitterte ich über den Boden unseres Hauses, auf der Flucht vor Dallas.

Irgendwann waren wir wieder in der Küche angekommen, wieder auf verschiedenen Seiten des Tisches, der das einzige war, das uns voneinander trennte und beobachteten uns gegenseitig wie Tiger. »Du sitzt in der Falle, Bunny«, lachte er und sein Blick verriet, dass er so selbstsicher war dass er gewann. »Bunny? Wirklich?«, war alles was ich zu meiner Situation beitrug.

Gerade wollte ich abrupt aus der Küche rennen, da Dallas sich unbemerkt zu mir herangeschlichen hatte, als ein schriller Aufschrei uns beide stoppte. »Was in aller Welt habt ihr mit meiner Küche gemacht?!«

»Ähm, wir können das erklären Mum...« schuldbewusst sah ich zu Boden, während meine Mum gereizt ihre Arme verschränkte und das Chaos, das Dallas und ich angerichtet hatten, begutachtete.
»Ach«, hakte sie nach und zog skeptisch eine Augenbraue nach oben, »könnt ihr das?«

Eine Weile lang herrschte Stille. »Okay, nein können wir nicht«, gab ich nach einem unauffälligen Seitenblick zu Dallas, der sich genauso wie ich zu fühlen schien. Tief atmete meine Mum aus, rieb sich ihre Schläfen und sagte danach fest: »Sophia - Küche putzen. Jetzt sofort.«

Ich ließ meinen Kopf in den Nacken sinken. Verdammt, es war doch so klar dass-

»Emma«, meldete sich jedoch Dallas zu Wort, »es... war nicht Sophia's Schuld. Ich hab angefangen, sie provoziert und das meiste Chaos angerichtet - sie war nur das da«, er deutete auf den roten Fleck, den man wirklich nicht übersehen konnte. Ich hielt unbewusst die Luft an. Hatte er gerade für mich gelogen? Noch krasser: hatte er es gerade geschafft meine Mum anzulügen?

Ein kurzer prüfender Blick ihrerseits von Dallas zu mir und wieder zu Dallas, ein kleines, wissendes Lächeln, dann ein Seufzen während sie sich ihre Stirn rieb und uns beide aus der Küche scheuchte. »Okay. Dann eben nicht Sophia. Ich mach das, also geht mir aus dem Weg sonst entscheide ich mich wieder anders.«

***

»Hey!«, rief ich, als ich durch die geräumige Scheune lief, in der alles stand was das Farmer-Herz begehrt -vom Rasenmäher bis hin zum Traktor- und eben auch die beiden Motorcrossmaschienen von Cal. Eigentlich standen die Dinger immer in der hintersten Ecke, mit einer Plane abgedeckt aber als ich die Scheune betreten hatte, stand in der Mitte einer der beiden Maschienen, ein paar Werkzeuge kreuz und quer drumherum auf dem Boden verteilt, da mal eine Schraube, hier ein anderes Teil und mittendrin Dallas, der mit dem Rücken auf dem Boden lag, um an den unteren Teil des Motorrades heranzukommen.

»Sophia, was steht an?«, fragte er, wischte sich seine Hände kurz an seinem Shirt ab, das voll von Flecken war und lächelte mir kurz zu, bevor er sich weiter am Motor zu schaffen machte.
Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und beobachtete ihn. »Danke.«

Er hielt inne. »Wofür?«
»Dafür dass du mich in Schutz genommen hast - bist nicht so 'n Idiot wie ich dachte.«

Er grinste schief und legte einen Schraubenschlüssel auf die Seite. »Du dachtest also ich wäre ein Idiot - wie nett von dir.«

»Nein«, meinte ich sofort. »Ich... ich meine, ja, aber nicht so wie es klingt. Sagen wir einfach ich konnte dich nicht ausstehen.«

Sein Grinsen wurde breiter. »Konnte?«

»Ja "konnte". Jetzt denke ich, dass du vielleicht ganz eventuell doch nicht soo schlimm bist«, gab ich mit einem leisen Stöhnen zu. »Egal, was machst du da überhaupt?«

»Das Teil startet nicht richtig - also reparier' ich es«, erklärte er simpel und zuckte seine Schultern. Darauf konnte ich jedoch nur irritiert meine Augenbrauen zusammen ziehen. »Du weißt wie man das macht?«

»Nein Sophia, ich hab keine Ahnung von dem, was ich hier tue und hoffe einfach dass nichts explodiert.«

»Was?!«, kreischte ich hysterisch und trat sofort einen Schritt zurück. Doch als er anfing zu lachen, checkte ich, dass er mich nur verarscht hatte, klatschte ich mir innerlich selbst eine Hand an die Stirn; wieso war ich dadrauf reingefallen?

»Keine Panik Sophia, ich weiß was ich tue - hier wird so schnell nix explodieren«, lachte er. »Kannst du mir mal den Kreuzschlüsswl dahinten geben?«

»Den was?«
Er stöhnte genervt auf und zeigte in eine Richtung. »Das Metallding dahinten, das aussieht wie zwei gekreuzte Metallstäbe.«

Oh. Achso. Schnell reichte ihm dieses Ding. »Kurze Frage: weiß Cal oder mein Dad was du hier machst?«

»Nö«, war seine kurze, aber recht eindeutige Antwort. Mir klappte der Mund auf. Er konnte doch nicht einfach alles tun was er wollte, egal ob er es durfte oder nicht, ich meine, nein.

»Sind alle in England so?«, fragte ich.
»Wie meinst du?«
So heiß, so gutaussehend, so draufgängerisch - die Liste ist lang.
»So eigensinnig, stur und nervig«, sagte ich unbeeindruckt, woraufhin er nur kurz lächelte.

»Du kennst mich nicht, Sophia, du kennst mich kein verdammtes Bisschen.«

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Ich denke es ist soweit, dass wir euch schon ein frohes neues Jahr wünschen können, oder? Ja? Na dann - frohes neues euch allen!🍾🎇🎆
Oh und noch was, Lena hatte Geburtstag! Happy Birthday Bae!🎉🎊🎂
PS: Dallas hat Sophia in Schutz genommen... aber dann gesagt, dass sie ihn kein bisschen kennt...
~May&Bae

Dallas - Just one Year Onde histórias criam vida. Descubra agora