"Wir werden Besuch erhalten. Sie müssten bald eintreffen."

Skeptisch sah Adam ihn an.
"Wer wird kommen?"

"König James von Dracma und seine Schwester, Prinzessin Lilith."
Geschockt sah Adam seinen Vater an. Warum sollten sie hierher kommen, wenn ihre Erzfeindin Grace an dem Hof war? Das schrie förmlich nach einer Katastrophe.
Da kam Adam ein Gedanke. Was, wenn sein Vater geglaubt hatte, dass Grace nicht mehr hier ankommen würde?
Finster sah er den Mann vor sich an. Hatte er womöglich denn Anschlag auf Grace verordnet?!

"Wann hattest du die Einladung für Dracmas König entsandt?" sagte er kalt, krallte seine Finger in das Sofa.
Ebenso kalt sah dieser seinen Sohn an.

"Das tut nichts zur Sache. Du wirst dir die Frau zur Braut nehmen, die ich für dich vorsehe. Du wirst immer das tun, was ich dir Befehle."
König Argus stand auf und ließ seinen Sohn sprachlos zurück.
Adam dachte scharf nach. Wenn Grace wirklich beim Anschlag gestorben wäre, hätte James dann seinen Anspruch auf Amestria geltend gemacht und nun würde er wollen, dass er seine Schwester Lilith zur Braut nahm. Sein Vater würde dies begrüßen, da er somit zur größten Allianz gehören würde. Grace stand dem nur im Weg. Tod wäre sie seinem Vater mehr von nutzen.

Wut stieg in ihm auf. Wie konnte er nur?! Grace war bereits als Kind hier gewesen, er hatte die Pflicht für Grace zu sorgen, damit ihre Mutter Lady Susan erst mal für Amestria sorgen konnte, bis sie selber dazu bereit war. Nun war es soweit und er wollte sie beiseite schaffen?!
Wütend blickte er auf und schickte nach seinem Bruder Edward. Nur nach kurzer Zeit war dieser bei ihm.

"Was gibt es, Adam?" fragte er vorsichtig, da er die Wut in Adams Augen sehen konnte. Dies war ein seltener Anblick und doch ein furchterregender.

"Wir haben ein Problem, Ed. Ich denke Vater hat den Anschlag auf Grace verordnet." lehnte sich Adam an die Wand, seine Arme verschränkend.

"Bist du dir ganz sicher?" fragte Edward nach. Nicht dass er ihm nicht glaubte; er wollte nur sicher gehen, dass Adam sich bewusst war, was er vermutete. Edward selber wusste von welchem Schlag sein Vater war.
Adam nickte, sein Blick ernst.
"Dann ist Königin Grace hier am wenigsten sicher." sagte Edward direkt heraus.

"Ja, und es kommt noch schlimmer. Vater hat König James hierher eingeladen."

"Ist er verrückt?! Er lädt förmlich den Krieg zu uns ins Haus ein."

"Weshalb ich möchte, dass du ihre persönliche Leibwache wirst. Nicht dass sie, bevor James ankommt, noch beseitigt wird. Beschütze sie, Ed."
Verwundert sah Edward seinen Bruder an.

"Sie bedeutet dir viel, nicht wahr?"
Adam sah zunächst verdutzt aus. War sie ihm wirklich schon so ans Herz gewachsen?
Er dachte darüber nach. War sie ihm eigentlich so viel Wert, dass er sich gegen seinen Vater auflehnen wollte?
Er schloss seine Augen und hatte zwei Momente mit Grace in Gedanken. Als sie als Kind in der Bibliothek saß, lachend und wissbegierig; und als sie nach dem Weinen ihm fest in die Augen gesehen hatte. Der Blick war der einer wahren Königin gewesen: stark und bereit alles zu tun, um ihrem Volk zu dienen.
In dem Moment war er sich sicher.
"Ich lasse nicht zu, dass ihr noch jemand etwas antut. Niemals."

~~~~~~~~~~~Emmas Sicht~~~~~~~~~~

Emma ging mit ihren Hofdamen Richtung Saal, um zu sehen ob Adam sich vielleicht dort aufhielt. Zu ihrer Freude stand er dort mit seinem Bruder Edward. Jedoch schien er nicht allzu erfreut zu sein, vielmehr besorgt. Was bereitete ihm denn Sorgen, fragte sich Emma.
Adam sah auf und bemerkte die Königin.

"Ich hoffe, ich habe nicht gestört." entschuldigte sie sich.
Adam kam auf sie zu, um sie zu grüßen.

"Nein, hast du nicht. Wie geht es dir? Irgendeine Besserung bezüglich deiner Erinnerungen?"
Emma sah, wie die Mädchen neben ihr zuckten. Ganz unmerklich, doch hatte sie es wahrgenommen.
Sie hoffte, dass Adam und Edward dies nicht aufgefallen waren.
Emma schüttelte den Kopf.

Blutkrone Where stories live. Discover now