Kapitel 17

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Ivy's p.o.v.:

Na toll! Da dachte ich grade, dass ich endlich alle losgeworden war, um endlich fahren zu können und dann kommt Shawn wieder.

„Ha Ha. Echt nicht witzig, Shawn." Fing Aaliyah sofort an ihren Bruder zu tadeln, den ich genauer betrachtete.

Er wirkte ziemlich nervös, denn seine Schultern waren angespannt, sein Blick glitt ständig hin und her und seine Hand ging fast sekündlich zum Gegenstand, der sich in seiner linken Hosentasche befand.

„Tut mir leid, Schwesterherz." Keine Sekunde später hatte Shawn Aaliyah in seine Arme geschlossen, um sich zu entschuldigen.

Wären doch nur alle Menschen dazu bereit sich so schnell zu entschuldigen. Das Leben wäre so viel einfacher!

„Ich warte dann im Auto, ok? Ivy muss gleich weg. Sie hat ein unausschlagbares Angebot bekommen, wofür sie aber bald abreisen muss." Während Aaliyah das sagte, wandte Shawn sich mir deshalb verwirrt zu.

Klar! Er kannte das erfundene Angebot ja auch noch nicht.

„Kommst du wieder?" War seine einzige Frage deshalb an mich, woraufhin erstmal Stille herrschte.

Das einzig wichtige für ihn war also nicht, wann ich abfuhr und wohin ich überhaupt fuhr, sondern ob ich wiederkommen würde.

Warum war er nur so süß? Er machte mir meine Abreise nur noch schwerer!

„Nein ich denke nicht. Ich hatte deshalb auch vor das Haus zu verkaufen und vorher eine Ausräumfirma anzuheuern, die mir meine wichtigsten Gegenstände nachbringt und den Rest stehen lässt oder verkaufen kann." Shawn schien geschockt von meinen Worten und trat auch erstmal einige Schritte nach hinten, ehe er sich gefasst hatte.

„Lass mich das machen. Jetzt wo deine Eltern nicht mehr da sind und du noch nicht arbeitest, wird dir diese Firma nur noch das letzte Geld aus der Tasche ziehen." Warum war er nur so süß zu mir, wenn im Grunde alles auf einer Lüge basiert war?

Sie würde irgendwann ans Licht kommen und dann würde alles wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen.

„Komm zurück und hilf mir. Wir räumen dann die wichtigsten Sachen zusammen und haben beide etwas davon." Das was er nicht aussprach, aber deutlich in seinem Blick zu erkennen war, war das Bitte.

Warum wollte er so unbedingt, dass ich wiederkam?

„Warum?" Fragte ich Shawn deshalb offen und ehrlich, was allerdings nur ein Hauchen war und trotzdem von ihm gehört wurde.

„Weil du meine Freundin bist. Ich weiß zwar, dass wir nicht unbedingt immer das beste Verhältnis zueinander hatten in den letzten Wochen aber nach dem Tod deiner Eltern, zumindest hatte ich das Gefühl, wurde es erheblich besser." Bei der Erwähnung meiner Eltern kamen mir erneut die Tränen, auch wenn das nicht der einzige Grund war.

Noch nie hatte ich mich nämlich wegen einer Lüge schlecht gefühlt und doch wollte ich Shawn gerade einfach nur die Wahrheit sagen.

„Meine Eltern sind.. waren.. Ich" Stammelte ich deshalb, bevor ich auch nur einen Einfluss auf die Worte nehmen konnte, sodass Shawn mich abwartend anschaute.

„Was ist los? Du hast doch sonst immer so eine große Klappe. Vor allem mir gegenüber!" Versuchte Shawn die Stimmung etwas aufzulockern. Wahrscheinlich um so herauszufinden was ich sagen wollte.

„Ich.. ich.. Ich kann das nicht. Es tut mir so leid, Shawn." Mit Tränen in den Augen, die nun definitiv nicht mehr aufgrund meiner Eltern flossen, was Shawn auch merkte, setzte ich dazu an die Türe zu schließen.

Shawn jetzt gegenüberzustehen war eine Verdeutlichung davon, wie oft ich ihn, Aaliyah und eigentlich jeden anderen angelogen hatte.

Er und die anderen dachten wir wären Freunde, aber wie konnten sie es denn sein, wenn sie mich nicht kannten?

„Warte! Was ist los?" Shawn schob sich durch die Türe ins Haus und schaute mich besorgt an, während er mir scheinbar unbewusst eine Strähne hinters Ohr schob.

„Was soll den los sein?" Versuchte ich unschuldig, aber das brachte nicht mehr viel. Meine Tränen waren bereits da und meine Stimme zitterte.

„Verkauf mich nicht für blöd, Ivy. Ich habe eine Schwester. Zwillingsschwester um genauer zu sein. Und genau deshalb weiß ich auch ganz genau, das hier etwas ganz gewaltig nicht stimmt." Ich trat mehrere Schritte weiter ins Haus hinein um Abstand zu schaffen, aber Shawn rückte lediglich hinterher und lehnte sich wartend an die Wand an.

Die Wand, neben dem Spiegel. Die Wand, in der die Einkerbung eingelassen war. Die Wand, die der Schlüssel zu einer Geige war, die kein normaler Mensch bezahlen konnte.

Plötzlich war ich wie gelähmt. Es war so, als wollte mein Körper, das Shawn die Einkerbung fand und somit auch die Geige. Damit verbunden würde er mein Geheimnis aufdecken.

„Hast du schon mal bemerkt, dass hier eine Macke in der Wand ist?" Ich hatte so gehofft, dass er sie nicht bemerken würde. Aber mein Glück blieb mir heute aus.

Denn gerade als ich etwas sagen wollte, damit seine Aufmerksamkeit davon abgelenkt wurde, drückte sein Finger auf die Einkerbung und löste den Mechanismus aus, der die Geige im Wohnzimmer ausfahren ließ.

„Was war das? Ist das eine Art Knopf für einen Geheimgang? Oder doch eher der Safe?" Meine Kehle war trocken und es schien so, als wären meine Hände aus Nervosität Tausend mal feuchter.

„Du.. du.. Du hast gerade die Heizung ausgestellt." Stammelte ich und drückte schnell erneut auf den Knopf.

„Wir haben den Knopf dorthin gesetzt, damit wir die Heizung beim Betreten und Verlassen des Hauses sofort an- und ausschalten konnten." Für mich war es glasklar, dass es eine Lüge war und für Shawn musste es das auch sein, denn er drückte keine Sekunde später auf den Knopf.

„Ich glaube dir nicht. Was versteckst du also vor mir?"

Shawn's p.o.v.:

Warum war sie nur so kompliziert? Ich hatte Aaliyah vorhin noch nicht einmal geglaubt bezüglich des Angebots von Ivy geglaubt, denn das hätte sie uns erzählt.

Ebenso würde sie nicht ohne Grund eine kratzige und zugleich viel zu nervöse Stimme haben.

Was verbarg dieser Knopf also?

„Ich.. nichts!" Ich unterdrückte den Drang mir ans Herz zu fassen, denn ich war für meine Freunde immer da. Ich half ihnen, hörte ihnen zu und wenn sie mir etwas erzählten, blieb es stets ein Geheimnis.

Und doch schien Ivy nicht diesen Menschen in mir sehen zu wollen. Aus einem mir unerklärlichen Grund war sie also der Meinung, dass ich es nicht Wert wäre ihr Geheimnis zu kennen.

Während ich hier also in meinen Gedanken versunken stand, hörte ich wie ein Telefon klingelte und der Anrufbeantworter dranging.

Und scheinbar war er so programmiert, das die aufgenommene Nachricht sofort abgespielt wurde, denn keine Sekunde später hörte ich die Stimme eines Mannes und sah, wie Ivy entsetzt zum Telefon starrte.

Es stand am anderen Ende des Raumes und sie hätte es nicht rechtzeitig erreichen können, um mir ihr Geheimnis weiterhin zu verschweigen.

„Miss Willson! Ich habe hier noch ein paar wichtige Daten, die ich vor ihrer Abreise noch klären muss. Wenn sie also noch in Toronto sind, würde ich mich über einen Rückruf freuen!"

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Es tut mir leid, dass am Sonntag kein Kapitel kam, aber ich habe ausnahmsweise mal gelernt.

Heute hätte ich eigentlich auch noch lernen müssen, aber ich wollte dieses Kapitel unbedingt noch zu Ende schreiben, weil es nur noch den letzten Schliff brauchte 😂

She'll be the one!《S.M.》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt