Kapitel 15

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Ivy's p.o.v.:

"Ich wusste doch, dass sich manche Dinge nicht ändern, auch wenn es sich in Bezug auf deine Vergess-" Ich hielt in meinem Satz inne, als ich bemerkte, dass nicht Alex geklingelt hatte, sondern Shawn.

Was zum...

"Erwartest du Besuch? Wenn das der Fall ist, kann ich ja gehen."

...Teufel?

"Wag es dich bloß nicht dich umzudrehen, Shawn!" In der Auffahrt erkannte ich sein Auto, und auf dem Beifahrersitz saß Aaliyah, welche wie sonst auch, die Situation regelte und somit ihren Bruder zwang zu sprechen.

"Können wir reden?" Die Unlust in Shawn's Stimme war deutlich zu hören. Vor allem da ich sie selber empfand.

"Komm rein." Ich sagte nicht nein, denn genau das hatte ich bei Alex auch nicht getan, obwohl dieser mich innerlich zerstört hatte. Shawn hatte mich im Vergleich zu Alex metaphorisch gesehen nur angerempelt.

Zudem bereute ich mein heutiges Verhalten und wollte nicht im Streit mit Shawn auseinander gehen.

"Setz dich einfach auf das Sofa da." Ich deutete auf das Sofa, auf dem vor ca. 20 Minuten noch Alex gesessen hatte, und nahm, wie auch schon vorhin, auf dem gegenüberliegenden Sofa platz.

"Es tut mir leid, Shawn. Ich hätte nicht so reagieren sollen, wie ich es getan habe, denn du wolltest mir einfach nur ein wenig Arbeit abnehmen." Nach dem Gespräch mit Alex fiel es mir viel leichter mit Shawn zu reden. Ich musste nicht ständig Angst haben, dass er sich jede Sekunde gegen mich stellen könnte.

"Ich war in der Schule einfach so von der Wut geblendet, wobei ich jetzt noch nicht einmal denke, dass sie wegen dir aufkam. Sie kam wegen meinen Eltern. Oder eher wegen der Bezeichnung des Formulars. Besondere Umstände." Ich spuckte die Bezeichnung mit so viel Hass aus, wie es mir nur möglich war, denn sie war einfach nur grotesk.

Sie betrachtete in meinen Augen unter keinem Punkt einen Fall der plötzlichen Verwaisung oder generell den Verlust der Eltern, da Normalerweise immer sofort nach einer Pflegefamilie gesucht wurde.

Ein besonderer Umstand ist für mich, wenn man z.B. wegen eines Skiunfalls ein gebrochenes Bein hat und der Bettruhe unterliegt, sodass man den Unterricht nicht besuchen kann. Aber doch nicht der Tod von zwei Menschen!

"Ja, ich wollte dir helfen, denn ich habe dich in den letzten Tagen leiden gesehen, auch wenn du es vor uns verstecken wolltest. Und ob du es willst oder nicht, vor allem Aaliyah und ich sind deshalb für dich da." Ich dachte daran zurück, wie er mir die selben Worte vor meinem überstürzten Aufbruch bei sich zuhause gesagt hatte, nur das ich dieses Mal anders reagierte.

"Ich dachte vorhin an der Tür, dass du Alex gewesen wärst. Er war vorhin da, wollte mit mir reden und ich habe ihn reden lassen. Immerhin war er mein bester Freund. Aber vor meinem Aufbruch bei euch.. er hat diese Worte damals zu mir gesagt." Ich musste nicht erwähnen, dass ich nicht die eben von ihm erwähnten Worte meinte, denn Shawn wusste bereits wovon ich sprach.

"Wenn er dein bester Freund war, warum war er dann hier?" Ich stockte, denn letztlich war er ja hier aufgetaucht, weil er durch die Medien vom Tod meiner Eltern erfahren hatte.

"Er wollte wissen, ob meine Eltern.. ob sie auch nach Niagara Falls verlegt worden sind und dann.. naja .. gestorben sind. Immerhin kennen wir uns seit mehr als 10 Jahren." Gottseidank war diese Lüge halbwegs glaubwürdig.

"Das ist doch super! Meine Mom hat immer gesagt, dass auf ein Tief ein Hoch folgt und andersherum. Vielleicht ist sein Auftauchen ja der Beginn für ein Hoch für dich." Schnell schüttelte ich meinen Kopf.

"Wohl eher ein weiterer Abstieg, aber das möchte ich jetzt nicht erläutern." Ein stets konstanter Abstieg, der in diesem Fall durch die Taten meiner Eltern selbst hervorgerufen worden war.

"Sei mir jetzt bitte nicht böse, Shawn, aber ich muss noch was im Haushalt machen. Jetzt wo ich komplett alleine bin, bleibt wirklich alles an mir hängen." Meinte ich, um nicht noch mehr Zeit zu verschwenden und ihn so schnell wie möglich aus dem Haus zu vertreiben.

"Aaliyah und ich können dir gerne helfen. Wir sind für dich da." Ich lehnte sein Angebot ab, was er erstaunlicherweise akzeptierte, und brachte ihn - genauso wie Alex vorhin - zur Türe, wo er mich - genauso wie Alex vorhin - zum Abschied in den Arm nahm.

"Wir sind zwar nicht immer auf einem Nenner, aber ich bin froh dich zu kennen, Ivy. Du bist mir in der kurzen Zeit auch wichtig geworden, ob du es jetzt glauben möchtest oder nicht." Meinte Shawn dann, als er bereits zum Auto lief, sodass ich unbemerkt meine Hand feste auf meine linke Brust drücken konnte, da sie schmerzte. Die Stelle, an der mein Herz saß und bei diesen Worten schneller anfing zu schlagen.

Shawn's p.o.v.:

Kaum war ich ins Auto eingestiegen, schoss mein Kopf zum Beifahrersitz, auf dem Aaliyah saß und mich abwartend ansah.

„Es lief gut, aber ich habe das Gefühl, dass sie abhauen will. An ihrer Garderobe hing keine einzige Jacke und ich konnte am oberen Ende der Treppe eine Reisetasche entdecken." Erklärte ich ihr deshalb und bekam einen verständnislosen Blick von meinem Zwilling.

„Warum sollte sie abhauen wollen? Sie hat hier doch alles!" Ich seufzte einmal aufgrund dieser Aussage.

„Das einzige was sie möchte, sind ihre Eltern. Und die sind in Niagara Falls begraben worden." So stur wie ich meine bessere Hälfte kannte, schüttelte sie natürlich sofort ihren Kopf und löste ihren Sitzgurt.

„Ich bleibe hier und werde verhindern, dass sie abhaut. Kannst du uns heute Abend Essen bringen?" Erleichtert atmete ich auf. Genau das hatte ich erreichen wollen, denn ich war zu selbstsüchtig dafür Ivy jetzt schon aufzugeben.

„Ich löse dich heute Abend ab. Ich muss sowieso noch ein paar Dinge mit Ivy klären. Bis dahin viel Spaß beim ‚Ivysitten'" Ich gab ihr einen Kuss auf die Stirn bevor sie ausstieg und fuhr sofort los.

Ich musste noch etwas abholen, bevor ich Aaliyah heute Abend ablösen konnte.

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Tut mir leid wegen dem Cliffhanger, aber so bleibt die Story wenigstens spannend!

She'll be the one!《S.M.》Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt