"Das ist wohl hoffentlich nicht dein Kind, oder Rose? Ich finde die Kleine zwar jetzt schon hinreißend, aber das wäre wohl etwas früh." sagte er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen zu mir.

"Nein, das ist nicht mein Kind, sondern das von unserer Nachbarin." erklärte ich ihm. "Die Kleine scheint dich weniger hinreißend zu finden."

Joy versuchte sich immer noch hinter mir zu verstecken, was ich an ihrem kleinen Klammergriff um meine Beine bemerkte.

"Sie kennt mich ja auch noch gar nicht!" verteidigte sich David postwendend und sah wieder runter zu Joy.

"Aber ich kenne dich und hinreißend finde ich dich trotzdem nicht." widersprach ich ihm.

Ich bückte mich kurz und nahm Joy dann auf den Arm, nachdem ich sie ein bisschen beruhigt hatte. Es war nicht so, als hätte sie furchtbare Angst, aber sie war eben scheu gegenüber Fremdenleuten und sie mochte auch nicht jeden.

"Ist Rose nett zu dir?" versuchte David ein Gespräch mit ihr zu beginnen. Sie waren zwar immer noch nicht ganz auf Augenhöhe, aber da ich Joy auf dem Arm hatte, musste sich David nicht mehr hinknien.

"Jaa." antwortete sie ihm leise und zog das a etwas in die Länge. Ich musste lächeln, da mich das schon freute. Sie war zwar noch nicht so alt, verstand aber schon ganz schön viel und konnte auch schon antworten, wenn auch nicht immer wirklich deutlich und vollständig.

"Zu mir ist sie manchmal gar nicht nett, weißt du das?" Ich verdrehte die Augen, als David das sagte. War ja mal wieder typisch.

Joy sah jetzt fragend abwechselnd von mir zu David.

"Obwohl ich immer nett zu ihr bin." fügte David - fälschlicherweise - noch hinzu und lächelte Joy wieder lieb an. Mich lächelte er nie so an, tzz.

Ohne, dass ich etwas tun konnte, streckte Joy plötzlich ihre kleinen Patschhändchen in Davids Richtung. Das gefiel mir nicht so gut, trotzdem ließ ich es zu, dass sie jetzt von meinem Arm zu Davids wechselte.

"Warum willst du jetzt doch zu mir?" fragte David das junge Mädchen und sah sie dabei immer noch lächelnd an.

"Weil du Rose magst, mag ich dich auch." antwortete sie ihm.

David hatte es offensichtlich verstanden, denn er lächelte mich jetzt triumphierend an, woraufhin ich meine Augen etwas zusammenkniff. Ich war nicht sauer oder böse auf ihn, aber ich hätte es lustiger gefunden, wenn Joy ihn nicht gemocht hätte. Aber welches Mädchen konnte ihm denn bitteschön widerstehen? Dabei beachte man bitte die Ironie.

"Willst du Rose einen Kuss geben?" bat David sie. Warum er das tat wusste ich nicht. Vielleicht, damit ich nicht mehr sauer wäre (das hätte sogar geklappt, nur war ich ja gar nicht sauer). Einen anderen Grund konnte ich mir nicht denken, aber sicher war ich mit bei dem ersten nicht.

Joy nickte begeistert, lehnte sich etwas zu mir rüber und drückte dann ihre rosa Lippen kurz auf meine Wange.

"Jetzt du!" sagte sie befehlerisch zu David und deutete dabei mit dem Finger auf ihn.

Entweder hatte er sie wirklich nicht verstanden, oder er wollte es nicht, denn anstatt, dass er mir einen Kuss gab (so wie es Joy sicherlich gedacht hatte), drückte er ihr einen auf den Haaransatz.

Sie kicherte jedoch nur, schüttelte den Kopf und zeigte dann auf mich.

Nun schien der Arme wirklich verwirrt, was ich ihm nicht Übel nehmen konnte.

Die nächste die allerdings verwirrt war, war ich.

Denn er beugte sich jetzt tatsächlich wie Joy vorher zu mir rüber und näherte sich langsam mit seinen Lippen meiner Wange. Obwohl er mir die Zeit ließ, mich wegzudrehen, konnte ich es nicht tun. Dafür war ich zu sehr erstarrt. Vor Überraschung, da ich nicht damit gerechnet hätte, und vor Erwartung. Würde er das jetzt wirklich tun? Diese Frage beantwortete er mir gleich selbst, als er seine Lippen sachte auf meine Wange drückte, so dass sie auch noch einen Teil meines Mundwinkels berührten.

Ich hatte es noch nie erlebt, dass sowas in irgendeiner Form wirklich bedeutend war. Aber so wie er mich auf die Wange küsste, brachte es mein Herz wirklich dazu ein bisschen schneller zu schlagen. Meine Wangen erhitzen sich, was sowohl daran lag, dass David so nah an mir war und mich damit auch wärmte, als auch daran, dass ich rosa Wangen bekam.

Das Ganze war aber schneller vorbei wie erwartet und zugegeben vielleicht auch schneller vorbei, wie ich mir erhofft hatte. Ja, es hatte mir gefallen. Warum wollte ich lieber gar nicht erst wissen.

Joy riss mich wieder aus meinen Gedanken, indem sie erneut kicherte, wie nur kleine Mädchen es taten.

"Ihr seid süß!" sagte sie zufrieden grinsend.

"Du bist süß." widersprach ich ihr.

"Ihr seid beide süß und deswegen gehen wir jetzt auch ein süßes Eis essen, ja?" schlug David vor.

My Best Friends BrotherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt