Kapitel 17 - Madeleine

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Ich saß an seinem Herzen. Wenn meine Aussage nicht deutlich genug war, dann war ich gewillt sie zu wiederholen: Ich saß verdammt noch mal auf seinem Schoß und lehnte mich an seinen Oberkörper, der so direkt gefühlt muskulöser war, als ich erwartet hätte. Josh war im Gegensatz zu mir angeschnallt und musste nicht vor jeder Kurve Angst haben über Kloës Schoß auf Emily und Dave zu fallen. Als hätte man meine Gedanken gelesen und sie war werden lassen, bog das Taxi in dem selben Augenblick um die einzig wirklich scharfe Kurve in Liverpool. Ich sah mich schon an der Fensterscheibe kleben, als sich zwei warme Arme um meine Hüften legten. Er drückte mich fest an sich, so dass ich kaum Luft bekam. Ich konnte spüren, wie mein Blut die Richtung wechselte und das meiste in meinen Wangen hängen blieb. Auch nach der Kurve hatte er nicht vor seine Arme wegzunehmen.

Hilfesuchend blickte ich nach links zu Emily, die eigentlich auf Daves Schoß sitzen sollte. Stattdessen lag sie auf Kloë. "Hilfe!", lachte sie und versuchte sich währenddessen vergeblich aufzurichten. Vorsichtig drehte ich mich auf Josh zur Seite und half Emily sich wieder hinzusetzen. Ich fühlte mich wie Greenpeace, als ich sie mit Kloë auf Daves Beine wuchtete. Sie war nicht schwer, aber die Position war nicht günstig um jemanden aufzurichten. Emily rückte sich noch auf Dave zurecht und bedankte sich immer noch lachend. Ich ließ mich mit meiner linken Schulter auf Joshs Brust fallen. Erst als ich seinen warmen Atem auf meiner Wange spürte, wusste ich, was ich getan hatte. Wie ein geölter Blitz fuhr ich herum und saß wieder normal mit dem Rücken gegen ihn gelehnt. Seine Hände lagen noch um meine Taille.

Die feurige Hitze machte mir zu schaffen und wieder suchte ich Hilfe bei meinen Freunden. Bevor ich irgendwas hätte sagen können, zwitscherte Kloë: "Was macht Josh eigentlich hier?"
"Ist dir aufgefallen, dass jeder hier ein Date hat? Wenn ich keins hab, dann hätte ich niemanden zum Reden und wäre die Einzige ohne Begleitung. Geht gar nicht!", antwortete ich dankbar für die Ablenkung. Meine Nackenhaare stellten sich auf, als Joshs Atem in meinem Nacken spürte. Sofort rückte ich ein wenig nach rechts. Ich mochte es nicht, dass er so eine Wirkung auf mich hatte. Das konnte gefährlich werden, wenn ich nicht aufpasste. Glücklicherweise war das Taxi angekommen und erlöste mich somit aus dem zugegeben gemütlichen, aber gefährlichen Platz auf Josh. Während Aron dem Taxifahrer noch die 25 Pounds gab, riss ich schon die Tür auf und versuchte auszusteigen, doch, so tollpatschig ich war, stolperte über meine eigenen Füße. Zum zweiten Mal an diesem Tage hielten mich die Arme um meine Hüften.

Hold Me Tight, oder was?

Bevor ich einen zweiten Versuch starten konnte, hob mich Josh ein Stück an und stellte mich nach draußen.
"Geht's gut?", fragte er besorgt. "Du siehst so rot aus, nicht das du Fieber bekommst!" Geschockt fasst ich an meine Wangen und versuchte sie abzukühlen. "Nee, es war bloß so warm im Auto!", beteuerte ich. Kloë, die mittlerweile hinter Josh stand schaute mich ironisch nickend an und formte mit ihren Lippen ein tonloses "Natürlich".

Das Taxi fuhr fort und Emily führte unsere Gruppe zum Starbucks gleich um die Ecke.
"Willkommen", grüßte die Kassenfrau unsere kleine Gruppe. Der Starbucks war im Vergleich zu anderen Starbucks' klein. Es gab gerade mal sieben Tische an die man sich hätte setzen können. Aron und Kloë setzten sich auf eine Eckbank nicht weit von Emily, Dave, Josh und mir. Ich warf mich sofort auf eine rote Couch. Emily setzte sich mir gegenüber, Dave sich neben Emily und Josh war neben mir. Ich warf einen Seitenblick auf Kloë, die ihren zuvor gekauften Tomatensalat auspackte. Aron hatte sich derzeit zwölf Donuts gekauft und vergnügte sich schon am ersten. Die nette Bedienung ließ uns nicht lange warten. "Hallo, was kann ich ihnen bringen?", fragte die Angestellte. Ich fragte nach einem grünen Tee, ich wollte ihn mal ausprobieren, Emily bestellte nur einen Caramel Macchiato, dafür bestellte aber Dave ein Stück Käsekuchen, das sich die Beiden teilen konnten. Josh blieb schlicht und nahm ein Wasser. "Wollen wir ein Kennenlern-Spiel spielen?", wollte Dave schließlich wissen, während ich an meinem Tee nippte. Er schmeckte nicht.
Zustimmendes Nicken ging durch die Runde. Alle wussten, welches Spiel er meinte. Sofort begann Emily: "Dave, wann war dein erstes Mal?" Dave ließ einen erschrocken Seufzer und zuckte bloß: "No answer!" Die Chinesin freute sich heimtückisch. "Schreib Molly, dass du sie liebst!" Er grinste geschlagen, nahm seine Bestrafung aber an. Als Beweis zeigte er Emily die verschickte Nachricht und so aufmerksam Molly war, schrieb sie sofort zurück. "Tut mit leid, ich bin schon in jemand anderen unsterblich verliebt!", stand auf dem Touchscreen. Er ließ sein Handy wieder in die Hosentasche wandern. Wieder war Emily an der Reihe. "Gut", schnaufte sie. "Josh, wie findest du Maddy?"
DAS wollte ich auch wissen. Ich und meine Neugier. Mein Blick glitt zu Josh. Er presste seine Lippen aufeinander und ich
glaubte einen zarten Rotschimmer auf seinen Wangen zu erkennen. Stotternd nuschelte er: "Sie ist, äh......" Ich schluckte. Ich kannte viele Adjektive. Welches würde er benutzen? "Sie ist...okay!", brach es aus ihm heraus.
Meine Kinnlade klappte herunter. Er hatte kein besseres Wort als 'okey' gefunden? Das Spiel wartete nicht, bis ich den Gedanken verdrängt hätte, denn im nächsten Augenblick fragte Josh mich: "Was ist dein größtes Geheimnis?" Meine schon längst verwirrten Gedanken fingen an durcheinander zu wirbeln. Was konnte ich sagen? Ein Licht ging mir auf.
"Ich glaube, dass ich verliebt in jemanden bin, aber ich.... ja, ich weiß auch nicht recht!", brummte ich verlegen. Eine peinliche Stille machte sich breit, während mein Blick zu meiner Vermutung schweifte, zu Josh. Ich konnte es nicht erklären. Er war nett und witzig und er las Bücher! Außerdem war er super lieb. Ich errötete, wenn ich bei ihm war und er löste etwas seltsames in mir aus.
Auch wenn mir jetzt die ganze Welt sagen würde, dass ich die Symptome des Verliebtseins hatte- ich war mir dessen nicht so sicher. Wenn ich noch ohne ihn leben konnte, war ich dann verliebt?
Um die immer peinlicher werdende Stille zu unterbrechen, wandte ich mich an Emily. "Wie läuft's mit Isaac?", fragte ich sie augenbrauenzuckend. Josh schaute überrascht zu mir. Vielleicht las er den Blog nicht und war nicht auf dem neusten Stand. Dave schaute eher interessiert, genau wie ich, nur Emily schaute erschrocken aus der Wäsche. Sie stammelte wenig glaubhaft: "Was s-soll da sein? Er ist bloß ein Freund!"
Ihre Rache ließ nicht warten, denn direkt konterte sie: "Und was ist mit Raphael und dir? Hast du nicht gesagt, du glaubst, du wärst verliebt?" Jetzt schauten mich alle drei Augenpaare wissbegierig an. Eins konnte Emily, wenn sie sich angegriffen fühlte: Genial die peinliche Art der Aufmerksamkeit dem Übeltäter schenken. Allerdings war meine Reaktion nicht ganz die erhoffte, schließlich war der Typ den ich meinte nicht Raphael, sondern Josh. So antwortete ich wahrheitsgemäß: "Boah, red nicht mal von dem! Ich hatte meine ganzen Lebensjahre nie etwas mit ihm zu tun und kaum redet er einmal mit dir, fordert er mich zum Tanz auf! Hallo? Wir reden hier vom beliebtesten Schüler der SPPBS! Dann freunde ich mich mit dem Gedanken an mit ihm befreundet zu sein, weil er zu mir extrem nett ist, aber dann kommt sowas wie in Greenwich! Der Junge hat doch seine Tage! Mal ist er nett, dann Mister Arroganz, ich versteh' den Jungen nicht! Der einzige Fakt der bleibt, ist, dass er schwul ist!"

McFlurry-Sweeter than ice creamWhere stories live. Discover now