Kapitel 8

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Als Yue am nächsten Morgen in Jacks Bett aufwachte, hämmerten die Schuldgefühle auf sie ein und drückten ihren Geist nieder. Sie starrte auf ihre Hände, die noch immer mit dem Blut von Andreas getränkt waren. Sie war gestern einfach sofort ins Bett gegangen, ohne weiter auf ihr aussehen zu achten. Eine Tatsache, die sie nun bereute. Sie starrte auf ihre Hände, schluchzte auf und zog die Knie an die Brust. Tränen flossen ihre Wangen hinab und saugten sich in den Stoff ihrer Boxershorts.

Ich habe tatsächlich jemanden umgebracht!" Dachte sie verstört und ihr Körper bebte, als sie von einem Heulkrampf geschüttelt wurde. Plötzlich wurde sie an jemanden gezogen. Jack legte die Arme um sie und drückte sie an seine Brust. Darauf folgte allerdings, nur das sie noch mehr heulen musste.

„Sch, sch, sch." meinte der Kannibale und streichelte über ihren Rücken. Yue krallte sich in seine nackten Schultern und drückte das Gesicht stärker gegen seine nackte Brust.

„Alles ist gut..." Versuchte Jack sie zu beruhigen doch sie schüttelte nur weinend den Kopf.

„Ich...Ich bin nicht.... Besser als ER!" Schluchzte sie und krallte sich in ihre weißen Haare, bevor sie daran riss. Sie hatte den drang, sich selbst zu bestrafen. Jack packte schnell ihre Hände, drückte sie vor ihre Brust und umschlang sie dann mit seinen Muskulösen Arme so, dass sie ihre Hände nicht mehr befreien konnte. Er legte den Kopf auf ihre Schulter, wobei einige seiner schwarzen Tränen auf ihr Oberteil fielen und flüsterte dann.

„Du bist nicht besser als wer?" Yue schluchzte wieder.

„Als mein Vater." Als sie dieses Wort aussprach, wurde sie erneut von einem Weinkrampf geschüttelt. Jack horchte auf. Seit er Yue hergebracht hatte, hatte er von Slenderman den Auftrag bekommen, mehr über sie herauszufinden. Er war in das Büro ihres Psychologen eingebrochen und hatte ihre Akte durchforstet, doch über ihre Vergangenheit vor ihrer Pflegefamilie, war nichts zu finden auch nicht in ihrer Polizeiakte. Es war, als hätte sie keine Vergangenheit.

„Was hat er gemacht?" Fragte er sanft. Yue erstarrte in seinen Armen. Als sie daran zurückdachte, wurde sie getriggert und sie geriet in ein Flashback.

Yue saß gerade mit ihrer Familie am Tisch und aß zu Abend. Der Vollmond leuchtete durch das Fenster des Wohnzimmers und spiegelte sich in der Glasplatte des Tisches wieder. Schweigend aßen sie das Essen, das aus einem aufgewärmten Eintopf bestand. Das schwarzhaarige Mädchen mit den eisblauen Augen beobachtete ihren Vater. Er war heute von einer Geschäftsreise gekommen, bei der er 1 Monat weg war und die Stimmung war mehr als angespannt. Yue mochte ihren Vater nicht wirklich, er behandelte sie nicht unbedingt schlecht, sondern eher so, wie man einen Hund behandeln würde. Der Schwarzhaarigen war ihr Dad einfach egal. Sie akzeptiere seine Anwesenheit, mehr allerdings auch nicht. Sie hatte noch nie ein gutes Verhältnis zu ihrem Vater, da er eigentlich nie da war, aufgrund seines Jobs. Yue warf abermals einen prüfenden Blick auf den schwarzhaarigen Mann, irgendwas war heute anders als sonst. Seine Aura war dunkler, irgendwie bedrückender und die ganze Zeit lag ein Schatten über seinen braunen Augen. Yues Mutter bemerkte es auch, sie hob immer wieder den Blick vom Essen und unterzog ihren Mann einer genauen Musterung.

„Und wie war die Arbeit Schatz?" Fragte die blonde Frau mit den eisblauen Augen in die Stille hinein. Thomas hob den Blick nicht, sondern murmelte nur genervt.

„So wie immer." Die Frau schwieg und Yue Schaute bedrückt auf ihren Teller. Als sie fertig war, stand sie auf, brachte den Teller in die Küche und ging nach oben in ihr Zimmer. Sie ließ sich auf ihr Bett fallen und starrte auf den Boden.

„ich bin jetzt 9... Aber Vater hat sich noch nie so verhalten wie jetzt... Irgendwas stimmt da nicht." Dachte sie, als sie plötzlich einen Schrei von unten hörte. Yue sprang auf und stolperte die Treppe nach unten. Pure Angst durchströmte ihren Körper und ließ sie zittern. Sie bog um die Ecke, um in das Wohnzimmer zu gelangen, als sie auch schon stockend stehen blieb.

Ihr Vater stand Blut verschmiert über ihrer Mutter. In seiner Hand ein großes Messer. Yues Mutter waren Arme und Beine abgehackt worden und lagen ein Stück weit weg von ihrem Ursprungsort. Die Kehle war aufgeschlitzt und über all quoll die dickflüssige rote Flüssigkeit hervor. Die weißen Wände waren Blut bespritzt und auf dem Boden hatte sich eine Lache gebildet. Yue schlug sich die Hände vor den Mund. Dicke Tränen liefen ihr über die Wangen und ein merkwürdig hohes Geräusch drang aus ihrem Hals. Etwas in Yue brach und in ihren Schock geweiteten Augen erlosch ein Funke. Ihr Vater wandte den Kopf zu ihr. Sein Gesicht war, ebenso wie seine Kleidung, voller Blut und in seinen Augen spiegelte sich der Wahnsinn.

„Yue....Komm doch her kleine." Er lachte dunkel und grinste sie an. Yue schüttelte langsam den Kopf, bevor sie sich umdrehte und aus dem Haus rannte. Das Mädchen warf hinter sich die Tür zu und rannte hinaus in den Wald, der an ihr Grundstück grenzte. Sie rannte und stolperte immer wieder, doch sie rappelte sich auf und lief weiter. Hinter sich ertönte die Stimme des Mörders und sie konnte seine Schritte auf dem Waldboden Rascheln hören. Die Schwarzhaarige rannte so schnell, wie sie konnte und betete, zu allen Göttern, die ihr einfielen, dass der Wald sie beschützen möge. Keuchend blieb sie hinter einem dicken Baum stehen, als neben ihr etwas zu Rascheln begann. Yue zuckte zusammen, kauerte sich auf den Boden und drückte sich die Hände auf die Augen. Plötzlich wurde ihr der Boden unter den Füßen weggerissen und ein Gefühl der Übelkeit breitete sich in ihrem Magen aus. Als sie wieder den Boden unter ihren Knien spürte, übergab sie sich als Erstes, bevor sie sich umsah. Yue war immer noch im Wald, doch vor ihr war nun die Straße zu sehen. Pure Erleichterung durch fuhr sie und rannte nach draußen. Es war ihr vollkommen egal, wie sie dorthin gekommen war, aber sie war unglaublich erschöpft. Ihre Kleider waren zerrissen und die Füße, ohne Schuhe blutig gelaufen. Als sie auf die Straße trat, klappte sie zusammen. Doch sie hatte Glück, ein Spaziergänger Pärchen sah sie und brachten sie ins Krankenhaus. Das letzte, was Yue hörte, war eine Stimme in ihrem Kopf.

„Keine Angst Yue, wir haben es Geschafft. Ich bin Yume und werde dich nicht mehr verlassen."

Jack hatte die Hoffnung auf eine Antwort bereits aufgegeben, als sie doch noch leise sagte.

„Er hat meine Mutter qualvoll umbracht und völlig ohne Grund..." Ihre Stimme zitterte und ihr Körper bebte. Der Kannibale schob sie ein Stück von sich weg und sah ihr in die Augen. Noch immer schimmerte Tränen darin, doch sie flossen nicht mehr in Sturzbächen ihr Wangen hinab.

„Yue... Du hast nicht ohne Grund getötet..." Begann er und schob ihr Gesicht ein Stück nach oben, damit sie ihm in die Augen sah.

„Du hast jemanden getötet der dir Leid zugefügt hat, bis zum Ende hat er keine Reue für das gezeigt was er dir antun wollte." Yue starrte in die schwarzen Höhlen seiner Maske bevor sie sich wieder in seine Arme kuschelte.

„Danke Jack..." Flüsterte sie. Jack zog sie enger an sich und genoss das Gefühl. Er legte das Kinn auf ihren Kopf und streichelte weiter über ihren Rücken. Yues Herzschlag beschleunigte sich, als sie merkte, das Jack nur in Boxershorts bekleidet war. Sie zog seinen Duft nach Blut, Waldboden und Tannennadeln ein und konnte ein seufzen nicht unterdrücken. Sie mochte seinen Geruch. Der Braunhaarige grinste unter seiner Maske.

„Na, rieche ich gut?" Yue versteifte sich in seinen Armen kurz.

„...Naja geht so..." War ihre schwache Lüge, worauf Jack leise lachte, so das sein Körper bebte.

„Komm, du musst etwas essen und Trainieren." Meinte er dann im Befehlston und Yue stöhnte genervt.

„Nagut..." Nuschelte sie. Eyeless Jack ließ sie wieder willig aus seinen Armen bevor er ebenfalls Aufstand. Yue errötete, als sie seinen durchtrainierten Körper sah und flüchtete dann schnell mit ein paar Klamotten ins Bad.

Strahlend wie der Mond... Oder eher blutig wie Nieren?..(x Eyeless Jack)Where stories live. Discover now