Kapitel 29

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Müde schlüpfe ich in meine Schuhe und verabschiede mich mit einem kurzen Wangenkuss von meiner Mutter, ehe ich das Haus verlasse und mich umsehe.

Recht schnell erblicke ich Ames' Auto, dass nicht weit weg steht und der Gedanke das Ames dort drinnen ist und auf mich wartet, ist irgendwie schön und auch amüsant.

Seit dem Peinlichen Zwischenfall bei Ames Zuhause sind nun drei Tage vergangen. Soweit lief alles gut und die Leute schienen uns die ganze Beziehung wirklich zu glauben, doch mir ist bewusst das wir Kolin noch nicht ganz überzeugt haben, da er immer wenn wir ihm im Gang begegnen ungläubig schnaubt.

Doch auch dafür scheint Ames schon eine Lösung gefunden zu haben, die er mir heute erläutern wollte. Gutgelaunt reiße ich die Beifahrertür auf und lasse mich auf dem weichen Ledersitz fallen. Ich muss wirklich zugeben, dass ich mich daran gewöhnt habe morgens von Ames abgeholt zu werden und ich genieße es vollkommen.

Ich denke wenn wir irgendwann wieder getrennt sind, werde ich sein Auto mit am meisten vermissen. Oh man, und wie ich sein Auto vermissen werde.

"Guten Morgen, Prinzessin."

Ich verdrehe wegen seinen Worten, oder eher gesagt wegen dem Spitznamen den er mir seit neustem gegeben hat die Augen. Das ist dann wahrscheinlich seine Rache dafür, dass ich ihn immer Snob nenne.

Aber es stimmt doch. Ames ist ein Snob. Ein reicher, eingebildeter, Schnösel. Okay, vielleicht ist er kein Schnösel, aber alles andere passt wirklich gut zu ihm und ja, ich würde sagen es Triff genau zu.

"Morgen, Snob.", entgegne auch ich und kann nicht anders als zu Grinsen.

Ames brummt etwas unverständliches, ehe er den Motor startet und aus der Einfahrt fährt. Ein schweigen legt sich über uns und für eine kurze Zeit genieße ich die Ruhe, doch als mir dann plötzlich wieder Kolin durch den Kopf schießt hebe ich wiederwillig meinen Blick und räuspere mich.

"Was wollen wir jetzt eigentlich wegen Kolin machen?", frage ich an Ames gewandt und schlucke unwohl.

Es ist irgendwie komisch über ihn zu sprechen, da ich ihn die letzten Wochen so erfolgreich aus meinen Kopf gestrichen habe. Ich weiß nun noch nicht einmal mehr, ob ich noch etwas für Kolin empfinde, da meine Wut gegenüber ihn noch immer nicht verdampft ist.

Er hat mich betrogen und gleich danach vor den anderen bloßgestellt, dass kann man halt nicht so leicht vergessen.

Doch auf der anderen Seite ist da auch noch die Tatsache, dass wir zwei verdammte Jahre zusammen waren und ich fast alles von ihm weiß, genauso wie andersrum.

Ich seufze.

"Ich hab da schon so eine Idee. Du wirst dann alles verstehen.", antwortet Ames und reißt mich somit aus meinen Gedanken.

Ich nicke, obwohl ich eigentlich nachfragen würde wie genau er das meint, doch irgendwie ist meine Laune nun doch wieder in den Keller gesunken.

"Kara hat dir übrigens einen guten Flug gewünscht."

Verwirrt kräusle ich die Stirn, doch nach einigen Sekunden dämmert es in meinen Kopf und ich verstehe, über wen er spricht.

Natürlich die Putzfrau!

Ich erröte bei dem Gedanken an meine Blamage. Ames hingegen lacht nur und macht dadurch alles nur noch schlimmer.

"Hör endlich auf.", rufe ich beleidigt und schlage Ames gegen den Arm, der jedoch belustigt weiter lacht und scheiße, irgendwie hört sich sogar sein Lachen attraktiv an.

"Tut mir leid, aber Ausreden sind wirklich nicht deine Stärke." Ames beißt seinen Kiefer fest zusammen, doch ich sehe, dass er ein weiteres raues lachen unterdrückt.

Mein Herz hüpft in meiner Brust. "Und du scheinst es auch nicht sehr mit der Orientierung zu haben.", entgegne ich grinsend.

Verwirrt legt Ames die Stirn in Falten und sieht dann langsam wieder auf die Straße.

"Du bist gerade an dem Parkplatz der Highschool vorbeigefahren.", gluckse ich und nun scheint auch Ames seinen Fehler zu bemerken, da er eine scharfe Kurve einlegt und dann wieder zurück zum Parkplatz fährt.

"Ich kann halt auch nicht alles, auch wenn es schwer vorstellbar ist."

Ich brauche garnicht nach rechts sehen, um zu wissen, dass Ames erneut eines seiner schiefen und doch attraktiven Grinsen auf seinen Lippen hat.

Eines ist wirklich Glasklar, wenn jemand zu viel Selbstbewusstsein abbekommen hat, dann Ames.

Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als meine Autotür plötzlich aufgemacht wird und ich zu Ames hochsehe, der mir seine Hand hinhält. Erst jetzt bemerke ich das wir angekommen sind. Etwas überrumpelt greife ich nach seiner Hand und lasse mir von ihm raushelfen. Dabei ignoriere ich das angenehme Kribbeln gekonnt.

Nachdem ich die Autotür hinter mir schließe bemerke ich auch augenblicklich die ganzen Blicke, die auf uns liegen. Die Schüler scheinen sich tatsächlich immer noch nicht erholt zu haben, was ich irgendwo sogar verstehe.

Ich ignoriere ihr starren und möchte gerade losgehen, doch genau in diesem Moment spüre ich einen Arm der sich locker um meine Taille legt. Mein Herz hüpft in meiner Brust und ich sehe blinzelnd zu Ames, der mit einem Blick auf die Schüler deutet.

Erst beim zweiten hinsehen erkenne ich Adam. Adam ist einer von Kolin's engsten Freunden und auch er sieht mit zusammengezogenen Augenbrauen zu uns.

Sofort verstehe ich und sehe mit einem Grinsen zu Ames, dessen Augen auf mich geheftet sind.

Zusammen laufen wir in die Highschool und langsam wird der Druck in mir immer größer. Die immer mehr werdenden Blicke die auf uns liegen und Ames Arm, der Stromschläge durch meinen Körper schickt sind wirklich zu viel für mein Herz.

Erleichtert atme ich aus, als ich an meinem Spind ankomme. Genau in diesem Moment erscheint auch Aria, die erst einmal mit großen Augen zu Ames sieht, ehe sich ein Grinsen auf ihre Lippen schleicht und sie mich in eine Umarmung zieht.

Dabei löst sich Ames Arm von meiner Taille und die Wärme scheint mit ihm zu verschwinden.

"Ich gehe dann langsam los.", ertönt es plötzlich dicht hinter mir.

Langsam drehe ich mich um und starre genau in Ames dunklen Augen, die ebenfalls in meine sehen. Ich nicke nur, da ich meiner Stimme in diesem Moment einfach nicht bewusst bin.

Plötzlich lehnt er sich nach vorne und für einen Moment scheint mein Herz stillzustehen. Doch als er mich dann nur in eine Umarmung zieht, die anscheinend als Abschied gedacht sein soll, muss ich mir fest auf die Zunge beißen um nicht wie eine bescheuerte vor mich hin zu grinsen.

"Wir sehn' uns." Und mit diesen Worten lässt er mich und anscheinend auch Aria sprachlos zurück.

"Okay, diese Entwicklung musst du mir aber wirklich erklären.", höre ich Aria sagen, doch ich bin noch viel zu benommen um zu ihr zu schauen.

Verdammt, dass alles wird wirklich schwerer als gedacht.

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