Kapitel 7

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Müde öffne ich meine Augen, schließe sie aber keine Sekunde später stöhnend wieder. Mein Kopf und mein Körper tun unfassbar weh und mein Schädel pocht wie verrückt. Es fühlt sich so an, als wäre eine Bombe in mir geplatzt und dieses Gefühl ist mir neu.

Was ist nur passiert?

Ein weiteres Mal versuche ich meine Lider zu öffnen und schaffe es sogar. Doch als ich mich umsehe und bemerke, dass ich mich nicht in meinem Zimmer, sondern in einem mir unbekannten befinde, reiße ich erschrocken die Augen auf.

Blanke Panik macht sich in mir breit und ich brauche erst einige Sekunden, um zu realisieren, dass ich mich in einem fremden Bett befinde. Einen weiteren Moment später bemerke ich auch eine Präsens neben mir und mein Herz fängt an schneller zu schlagen. Bedacht langsam lasse ich meinen Blick nach rechts wandern und sehe mit weit aufgerissenen Augen in Ames' Gesicht, das verdammt gut aussieht, - was jetzt jedoch nichts zur Sache tut!

Warte - was um alles in der Welt...

Ich erinnere mich an den gestrigen Abend, an das Trinkspiel und das unglaublich peinliche Zusammentreffen mit dem begehrtesten Jungen der Schule, alias Ames zurück und kann nicht anders, als wehleidig das Gesicht zu verziehen.

Scheiße...

Gerade als ich meinen Mund öffnen will, um mir die Seele aus dem Leib zu schreien, schließe ich ihn wieder. Das wäre keine gute Idee. Wenn ich nun leise und unauffällig verschwinde, wird wahrscheinlich keine Menschenseele etwas von meiner kleinen Panne mitbekommen.

Wenn Ames dann später aufwacht wird es keine Spur von mir geben und er wird sicherlich vergessen haben, dass er mich nachdem ich in seinen Armen eingeschlafen bin zu sich nach Hause genommen hat.

Verdammt, dieser Mistkerl!

Er hätte mich einfach auf der Party lassen können. Oder wenn es sein musste, einfach auf seine überdimensional große Couch legen können. Es war nicht nötig, mich in sein Bett zu legen und es sich gleich danach neben mich gemütlich zu machen.

Ich schlucke schwer, ehe ich mich endlich in Bewegung setzte und hastig aus dem Bett springe. Das erweist sich jedoch als eine besonders blöde Idee, denn mich durchziehen mit einem Mal ungeheuerliche Kopfschmerzen, die mich kurz zum taumeln bringen. Meine Hände wedeln wie verrückt durch die Luft und suchen nach Gleichgewicht, doch sie werden leider nicht fündig.

Ehe ich mich versehe stolpere ich nach vorne, mit dem Gesicht voran und reiße bei meinem Sturz auch noch eine Vase mit, die unglaublich teuer aussieht und mit einem lauten Krach auf den Boden fällt.

Oh mein Gott.

Nervös schießt mein Blick zum Bett zurück, wo Ames noch immer seelenruhig schläft. Erleichtert sehe ich zurück auf die Vase, die immer noch zersplitterte auf dem Boden liegt.

Schnell hieve ich mich vom Boden auf, schnappe mir den größten Teil der Glasscherben, wobei ich mich, - wer hätte es gedacht, - schneide.

"Fuck..", fluche ich leise und versuche die Schmerzen zu verdrängen. Nachdem ich mich einigermaßen gesammelt habe, werfe ich die Scherben in den Mülleimer, den ich Gottseidank ohne dämliche Zwischenfälle erreiche. Dann wische ich meine blutigen Hand an meinem Kleid ab, dass meines Pechs hell ist.

Nun ist es offiziell:

Ich hasse mein Leben.

Ein letztes mal sehe ich zu Ames, der noch immer im Bett liegt und schläft. Wow, der hat wie es aussieht einen wirklich tiefen Schlaf. Ich atme tief durch und bemerke erst jetzt, dass sein Oberkörper frei ist und ich einen wunderbaren Blick auf seine definierten Muskeln habe.

Heilige Mutter Maria...

Benommen schließe ich meine Augen, schüttle den Kopf und mache dann so leise es geht die Zimmertür auf. Mit schnellen Schritten stolpere ich die Treppen runter und sehe mich dabei flüchtig im Haus um, dass sich nach genauerem betrachten als eine beneidenswerten Villa herausstellt.

Ich wusste ja schon, dass Ames' Familie viel Geld besitzt, aber das sie so darin baden, habe ich um ehrlich zu sein nicht gedacht.

Gerade als ich an der Haustür ankomme und die Türklinge umfasse, werde ich von einer hohen, mir unbekannten Stimme aufgehalten.

"Hallo?"

Verdammt.

Nein, nein, nein...

"Wer bist du, wenn ich fragen darf?", ertönt ihre Stimme erneut und ich drehe mich langsam um. Ich erblicke sogleich eine junge Frau, mit einer Putzuniform.

Nervös sehe ich erst auf den Boden, dann zu den Treppen und letztendlich wieder in das Gesicht der netten Dame. Sie kommt jedenfalls nett rüber, da sie mich höflich anlächelt und das obwohl hier gerade ein wildfremdes Mädchen, mit zerzausten Haaren und einem mit Blut verschmierten Kleid vor ihr steht.

"Ich... ich habe keine Zeit, weil... meine Hausaufgaben warten!", rufe ich dann wie aus der Pistole geschossen und verlasse in Blitzgeschwindigkeit das Haus.

Während ich also die große Veranda runterlaufe, wird mir erst so richtig bewusst, was da eben passiert ist.

Wow...

....Ich bin sowas von geliefert.

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