Kapitel 4

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"Und du machst wirklich bei Ken's nächster Ausgabe mit? Du weißt ganz genau, dass er den Leuten die Worte im Mund verdreht und alles ganz anders dastehen lässt." Aria mustert mich neugierig, während sie sich grade aufsetzt und den Keks in ihrer Hand umklammert.

Ich nicke schlichtweg. "Ich habe keine andere Wahl gehabt, als ja zu sagen. Und ich werde es schon überleben."

"Warum? Hat er dich gezwungen?", fragt sie sogleich und wird sofort hellhörig.

Hastig schüttle ich den Kopf. "Noch viel schlimmer... Er hat mich Spießerin genannt."

Amüsiert verdreht sie die Augen, sagt jedoch nichts mehr dazu und beißt endlich in ihren Keks, den sie schon seit geschlagenen drei Minuten in ihrer Hand hält. Ich verstehe manchmal wirklich nicht, wie sie so viel Selbstbeherrschung haben kann, wenn es um Süßigkeiten geht.

Meine Kekse sind höchstens drei Sekunden in meinen Händen, ehe sie meinem Magen hallo sagen. Naja, vorher müssen sie durch meinen Mund, meiner Speiseröhre und so weiter, aber ich denke jeder von euch kennt den Prozess.

"Ken ist wie eine Schlange.", ruft Aria plötzlich und scheint wirklich begeistert von ihrem Einfall zu sein.

"Eine Schlange?", wiederhole ich ihre Worte und kann nicht anders, als eine Augenbraue zu heben und sie verstört zu mustern.

Manchmal frage ich mich wirklich, wie sie bessere Noten schreiben kann als ich. Nein, tatsächlich, Aria ist denke ich sogar die Klassenbeste, was wirklich erschreckend ist, wenn man bedenkt, was sie manchmal für einen Schwachsinn von sich gibt.

Nicht das sie dämlich wäre oder so..

..aber...

"Na er hat ganz viele Persönlichkeiten, verstehest du? Schlagen häuten sich ja so oft. Jede Haut ist eine andere Persönlichkeit." Sie grinst breit und nun fehlt nur noch das T-Shirt mit der Aufschrift, ich komme aus dem Irrenhaus und Aria hätte wirklich das perfekte Gesamtpaket abgegeben.

"Einfallsreich." Ist das Einzige, was ich dazu sage, ehe ich mich langsam von meinem Bett erhebe und auf meinen Schrank zusteuere.

"Was ziehst du eigentlich für die Party heute an?"

Grübelnd drehe ich mich zu Aria, die mir gerade wieder in Gedanken gerufen hat, dass ich heute ja noch auf diese Party gehen muss. Ein frustrierter Seufzer verlässt meine Kehle und ich reiße meinen Kleiderschrank auf. "Ich habe keine Ahnung..", murmle ich dann und sehe mir jedes einzelne Kleidungsstück an.

Ich muss wirklich mal wieder shoppen gehen.

"Nimm das rote Kleid.", ruft Aria mit vollem Keksmund.

Allein bei dem Gedanken daran kann ich nicht anders, als entschieden den Kopf zu schütteln. "Das mochte Kolin so sehr.", bemerke ich dann, während ich es in die Ecke meines Schrankes räume.

Von hinten nehme ich nur ein genervtes Schnauben wahr, welches ich jedoch gekonnt ignoriert.

"Was ist mit dem Schulterfreien?"

Wieder schüttle ich den Kopf. "Das war sein liebstes."

"Das kann doch nicht dein Ernst sein! Willst du nun nie wieder das anziehen, was Kolin mochte? Du benimmst dich gerade wie ein kleines Kind und du meintest vor einigen Tagen noch selbst, dass du über ihn hinweg bist, Mia." Aria taucht plötzlich neben mir auf und reißt das Schulterfreie Kleid vom Kleiderhacken.

"Das bin ich auch." Verbittert kaue ich auf meiner Unterlippe herum.

"Dann zeig mir es.", entgegnet sie nur, ehe sie mir das Kleid entgegenhält.

Einige Sekunden starre ich einfach nur darauf, ehe ich es ihr aus der Hand reiße und damit im Badezimmer verschwinde.

"Der Tag heute wird in die Geschichte eingehen.", höre ich Aria sagen, daraufhin erwidere ich jedoch nichts.

Dennoch ist mir bewusst, dass sie recht hat. Ich muss endlich aufhören zu schmollen und mein Leben weiter leben. Seit mit Kolin Schluss ist, habe ich nichts cooles mehr gemacht, kein Wunder, dass die anderen denken ich wäre irre.

Wenn Kolin schon über mich hinweg ist, - was man nebenbei bemerkt supergut erkennen kann, - dann kann ich das auch sein. Und das werde ich allen Beweisen. Ab heute ist Schluss mit den Papierzetteln an meinem Spind, mit den komischen Blicken die mir in den Gängen zugeworfen werden und mit meiner miesen Laune.

Überzeugt verlasse ich das Badezimmer wieder. Als Aria mich erblickt, schleicht sich ein zufriedenes Grinsen auf ihre Lippen. Einige Sekunden mustert sie mich, ehe sie mir ihre High-Five Hand entgegenhält. "Du siehst superheiß aus. Die Jungs werden sich die Köpfe rausreißen."

Ich lache, ehe ich einschlage. "Das hoffe ich doch."

"Jetzt muss nur noch ich mich umziehen und dann können wir langsam los und die Wiederkehr meiner besten Freundin feiern.", flötet Aria, ehe sie sich ihr rosa Kleid schnappt und auch im Bad verschwindet.

Ich sammle mich und atme tief durch.

Dir werd ichs zeigen, Kolin.

Faking love ✓Where stories live. Discover now