PART 25 AKA FEAR

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Lycia spürte wie ihr Körper und ihr Kopf langsam wach wurden und das erste, das sie fühlte war Angst. Sie spürte die Fängen dieses Gefühls, dieser Emotion, die ihren Körper gefangen nahmen wie Klauen auf ihrer nackten Haut. Zuerst verstand sie nicht was sie so ängstigte; sie hatte die Augen doch noch nicht einmal geöffnet, doch dann spürte sie wie sich etwas... jemand neben ihr bewegte und ihre Glieder erstarrten kurz.

Kade stand auf und ging.

Kade. Mit dem sie die Nacht vorher verbracht hat. Mit dem sie Sex gehabt hatte.

Instinktiv wollte sie ihren Kopf in den weichen Polstern vergraben, die um sie herum lagen, doch sie wollte Kade nicht zeigen, dass sie wach war und so zwang sie sich dazu ruhig liegen zu bleiben, zu entkrampfen und ruhig zu atmen.

Sie hatte mit Kade geschlafen.

Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals, wenn sie daran dachte. An seine heißen Hände auf ihrer nackten Haut, wie er sich in ihr bewegte.

Verdammt. Jetzt machte zumindest die Angst Sinn. Lycia bereute nicht das, was geschehen war, aber... was war jetzt? Wie sollte sie jetzt mit ihm umgehen? Sollte sie ihn einfach küssen, sollte sie so tun, als wäre nie etwas geschehen? Wollte sie das? Verdammt, was wollte sie?

Als sie sicher war, dass Kade weg war, wartete sie zur Sicherheit noch einige Minuten, ehe sie langsam die Augen öffnete und sich aufsetzte.

Nein, sie bereute es nicht. Sie würde es auch nicht bereuen.

Viel mehr wollte sie ihn. Mehr als je zuvor.

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen und sie fuhr geistesabwesend mit ihren Fingern über die Seite des Bettes, auf der er geschlafen hatte und die teilweise noch warm war. Müde rieb sie sich über die Augen und nahm den Raum das erste mal ganz wahr. Den großen Schrank auf der Seite, den Schreibtisch, der gänzlich leer war und eine geschlossene Tür. Auf dem Boden lagen noch immer verteilt ihre Kleidungsstücke und langsam stand sie auf, streckte ihre müden Glieder und zog sich an, ehe sie neugierig zu der Tür ging und diese öffnete. Dahinter befand sich ein Badezimmer mit einer großen Badewanne an der Wand, einer Dusche und einem Waschbecken inklusive Spiegel, zu dem sie sich jetzt begab.

Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte, als sie in den Spiegel sah. Ja, ihre zerzausten Haare waren ihr bewusst, sie hatte auch nicht vergessen wie sie aussah, aber... sie hatte seit Warren niemanden an sich herangelassen. Das war jetzt nur fast acht Monate her, aber für sie war es länger, weil die Zeit für sie so... schwer gewesen war. Sie musterte weiter ihr Gesicht und versuchte ihre Gedanken auszublenden, zu vergessen. Sie sah genauso aus, wie sie wusste, dass sie aussah. Hohe Wangenknochen, schmale Nase, Lippen, die auf den Magazinen der Covers immer lächelten. Nur ihre Augen waren für sie immer gleich und ihre Mutter hatte immer wieder genau das gesagt, was Lycia auch jetzt in Erinnerung war: So traurige Augen.

Ihre Hände verkrampften und sie hielt sich am Waschbecken fest, tauschte begrabene, lang vergangene Erinnerungen gegen neue aus: Sie hatte Kade das mit Chessica gesagt, hatte ihm von ihrem Zustand erzählt und warum Warren sie nie verlassen würde. Aber sie hatte ihm nicht gesagt, dass sie dennoch gehofft hatte, dass er sich für sie entschied. Sie war so verdammt verliebt gewesen, so... high von dem Gefühl, dass alles andere unwichtig wurde. Und dann war sie aufgewacht aus diesem... Rausch und hatte ihre Situation erkannt. Und dass es ausweglos war. Sie hatte sich selber zerstört. Und als sie das erkannt hatte, hatte sie die Droge, Warren, wenn man so wollte, abgesetzt. Und der Entzug war hart gewesen.

Lycia schüttelte vehement den Kopf und wusch sich schließlich das Gesicht. Once you are used to the pain you'll never be the same. Geistesabwesend fuhr sie über ihr Tattoo. Nicht darüber nachdenken, war ihre Devise. Das war Vergangenheit. Nur manchmal... war es schwer zu akzeptieren, dass das mal ihr Leben gewesen ist. Und es noch immer war.

This Is ActingWhere stories live. Discover now