PART 22 AKA RAIN AND TEARS

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Kade biss sich auf die Lippen und sah Lycia zu, wie sie den letzten Bissen ihres Hähnchens aß. Es schmeckte ihr, das konnte er sehen und es erfüllte ihn mit einem warmen Gefühl zu wissen, dass er ihr etwas Gutes tun könnte.

„Darf ich dir ein Glas Wein einschenken?", fragte er schließlich und durchbrach damit die Stille. Lycia nickte mit einem schwachen Lächeln und er stand mit klopfendem Herzen auf und holte eine Flasche Rotwein, sowie zwei Gläser, die er auf den Couchtisch einander gegenüber stellte. Er schenkte ihnen ein und bedeutete ihr dann mit einer Handbewegung, dass sie sich setzen sollte, während er den Tisch abräumte und das dreckige Geschirr in den Geschirrspüler gab.

„Wenn du das Gefühl hast, dass du mit mir darüber reden kannst, weil du mir genug vertraust, dann ist das ebenso okay, wie wenn du es mir nicht sagst," gab er zu und nahm einen Schluck von dem Wein. Lycia tat es ihm gleich und schwieg.

„Ich habe heute Warren gesagt, dass es genug ist, nachdem er gesagt hat, dass es ihn freut, dass er wieder mit mir arbeiten darf. Denn ich empfinde nicht so," erwiderte sie tonlos. „für mich ist es keine Freude mit ihm zusammen zu arbeiten."

In der Ferne grollte der Donner und während Kade noch überlegte, was er darauf antworten sollte, während sein Herz sich bei ihren Worten zusammenzog, legte sie den Kopf schief und nahm einen Schluck. Er biss sich auf die Lippen und versuchte die Gedanken, die ihm durch den Kopf wirbelten zu kontrollieren.

Empfand sie noch was für ihn?

Warum hatte sie nicht gesehen, dass sie für ihn nie mehr als „The Other Woman" gewesen ist?

Und wenn es anders gewesen ist, warum hatte Warren seine Frau nie verlassen?

„Wenn du mir sagst, wie ich dir helfen kann, musst du es nur sagen," sagte Kade nur. „Aber um ehrlich zu sein, will ich dich nur trösten, aber ich weiß nicht wie. Menschen sind so unterschiedlich, wenn sie zerbrechen. Manche brauchen menschlichen Kontakt wie die Luft zum Atmen, andere wollen nicht angesehen werden, nicht berührt werden. Wieder andere wollen nur, dass man ihnen sagt, dass man da ist, dass alles wieder gut wird. Aber ich weiß nicht zu welchen Menschen du gehörst."

Sie sah zur Seite und aus dem Fenster. Kade folgte ihrem Blick, vorbei an ihren vor Tränen glänzenden Augen, dorthin, wo der Regen langsam die Erde benetzte. „Ich weiß es nicht," erwiderte sie erstickt. „Ich habe keine Ahnung."

Gewitter im Winter waren verdammt selten und Kade wusste, dass das seine Chance war. Mit einem Zug entleerte er sein Glas, stellte es auf den Tisch und stand auf.

„Komm," sagte er nur und streckte seine Hand aus.

„Was hast du vor?", fragte sie, bewegte sich nicht vom Fleck, während eine einzelne Träne ihre Wange hinunterglitt.

„Wirst du gleich sehen. Vertrau mir, wenn auch nur für einen Moment." Kade glaubte sie zu verstehen, glaubte zu verstehen, dass sie einfach nicht wollte, dass man sie weinen sah, dass sie die Tränen zurückhielt, weil sie ihr peinlich waren. Aber sie musste verstehen, dass es ok war, dass er da war. Für sie. Egal, wie es ihr ging.

Schließlich griff sie nach seiner Hand und ließ sich aufziehen, in seine Arme. Kurz umarmte er sie und küsste ihr Haar, doch sie erwiderte die Umarmung nicht, wehrte er sich aber auch nicht, was Kade als gutes Zeichen ansah, denn er nahm wieder ihre Hand und zog sie auf die Veranda.

Sein Herz klopfte stark und er genoss den kalten, schneidenden Wind, den Regen mit den schweren Tropfen, die ihn benetzten, sobald er den Schutz des Daches, des Hauses verlassen hatte.

Lycias Schritte waren langsamer geworden, schwerfälliger. „Was soll das, Kade?", fragte sie verwirrt, schlang ihre Arme um sich selber. „Es ist kalt hier."

This Is ActingWhere stories live. Discover now