Sieben

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Nach einer Gefühlten Ewigkeit wird mir endlich vorsichtig die Jacke vom Kopf gezogen.
Ich muss stark blinzeln, da das Licht meinen Augen viel zu hell vorkommt.

"Ähm-" mache ich, als ich sehe, dass ich in einem scheinbar nicht gerade billigem Auto sitze, und die Straßen von Los Angeles an mir durch die getönten Scheiben vorbeiziehen.
"Sorry nochmal..." beginnt Harry, und kratzt sich verlegen am Kopf.
Mit einem skeptischen Blick, der 'Was zur Hölle?!' fragt, sehe ich abwechselnd zu ihm, nach vorne zum Fahrer, und aus dem Fenster.
"Ich bin echt ein grausamer Modedesigner." murmelt er schmunzelnd vor sich hin.

Nach einer Weile, in der wir Gefühlt immer im Kreis fahren, weil jede verdammte Straße gleich aussieht, hält der Fahrer an. Er dreht sich um, und schaut mich mit einem emotionslosen Blick musternd an. "Sie sind?" fragt er nun, doch bloß nicht zu freundlich.
"Bellina Watson."
"Noch nie gehört-"
"Was soll das denn heißen?!"
"Wo müssen Sie hin?"
Ich schaue ihn erst noch dezent entgeistert an, fange dann aber nach dem Zettel mit der Adresse des Hotels zu suchen, den Mom mir gegeben hat.

"12835 Encinitas Road, Los Angeles, CA 91342-3518"

lese ich langsam vor, weil ich erstens Moms Schrift entziffern muss, und zweitens ich keine Lust habe, auf meinen Aktzend angesprochen zu werden.
"Ich werde Sie dort hinfahren, Miss Watson, Mister Sty-"
auf einmal beginnt Harry wild den Kopf zu schütteln. Fragend schauen der Fahrer und ich ihn an. "Harry, so heiß ich, und das weißt du. Und jetzt lass uns Bellina nach Hause, äh ich meine ins Hotel fahren." Verwirrt blicken wir ihn an.

Nach einer gefühlten Ewigkeit stummer Fahrt kommen wir vor einem Hotel an, welches für mich unbeschreiblich wirkt. Klar, die Backstein Fassade bröckelt an einigen Stellen, aber der Gesamteindruck war gigantisch. Es ragt mitten zwischen den anderen grauen Gebäuden der Straße nach oben, und hat überall kleine Fenster, die kleine verschnörkelte Muster besitzen. An der Ecke, dort wo sich auch der Eingang befindet, hängen zwei riesige Plakate die Wand herunter, wo auch nocheinmal groß der Name des Hotels stand.

"Wow-" war das einzige was ich herausbekam, nachdem ich ausgestiegen war, und nun am Gebäude nach oben schaute.
"Eh ja, Wow..." hörte ich Harry skeptisch Fragen.
"Man, das ist doch der Hammer, meine Eltern haben es wieder zu gut gemeint." entgegne ich ihm leicht patzig, weil ich genau gehört habe, dass er sich lustig gemacht hat.

Wenn er es sich leisten kann in einem dieser spießigen Nobelhotels zu wohnen, bitte.
Für mich war dieses Hotel ein Traum. Leicht urig, nicht zu schickimickie, einfach perfekt.

Gerade als ich einen Schritt nach vorne gehen möchte, um mich in Richtung Hotel zu bewegen, höre ich Harry aufräuspernd.
Fragend drehe ich mich um, und sehe ihn an.
"Dein Koffer?" sagt er mit diesem, ich glaube typischen, Harry-Grinsen.

Ich verdrehe die Augen, laufe zum Kofferraum, doch als ich diesen öffnen will, kommt der ach so freundliche Fahrer panisch auf mich zu gerannt.

"Nun sagen 'se mal-" fährt er mich an.
Whhokay, krass. Warum sind hier gerade alle so am durchdrehen?
"Wollten Sie gerade meinen Rolls Roys anfassen, und dann auch noch öffnen?!"
Entgeistert schaue ich ihn an.

Vor lauter Schreck, den mir der Fahrer eingejagt hat, stolper ich unnötiger Weise einige Schritte nach hinten, und höre es platschen. Ich spüre wie sich meine Chucks schnell mit Wasser vollsaugen, und seufze ein weiteres Mal.

Einen ganz stinknormalen Tag hatte ich mir gewünscht. Eine ruhige Anreise, ein ruhiges einchecken.
Argh, diese ganze Sache mit diesem Alex und Harry macht mich fertig.

"Sag mal, was fällt dir ein sie so anzumaulen? Kann Sie doch nicht wissen!" kommt mir Harry zur Hilfe.
Ich steh nun auf dem Bürgersteig, und beobachte, wie der Fahrer mit aller größter Vorsicht meinen Koffer aus dem Kofferraum hebt, und ihn dann einfach auf den Boden fallen lässt.

Arsch.
Aber ok.

Ich gehe falsch lächelnd auf ihn zu. "Oh vielen dank, dass sie sich so viel Mühe gegeben haben, mir die Fahrt so angenehm zu gestalten, und auch einen großen Dank an ihre Freundlichkeit und ihre Sorgsamkeit um mein Eigentum.
Einen wunderschönen Tag noch, Sir-" sage ich, nicke ihm bei den letzten Worten zu, und drehe mich Kopfschüttelnd und dezent verärgert um. Ich hiefe meinen Koffer auf den Bürgersteig hinauf, in Richtung Hotel.

"Hey, Belle warte!"
"Was?!" frage ich etwas zu unfreundlich.
"Ehm, kann ich deine Nummer?"
"Dein Ernst? Aber von mir aus-
Nicht."

Was für ein komischer Vogel. Verdient ist verdient denke ich mir also nun, und trotte auf den Eingang zu. Harry steht erst verdutzt da, rennt dann zum Auto, und tippt mir außer Atem kurz bevor ich das Hotel betrete, auf die Schulter. Schief lächelnd reicht er mir einen Papierschnipsel. Dann rennt er wieder zum Auto, und ich höre, wie Harry sich in einer angeheizten Diskussion befindend sich in das Auto setzt, und die Tür zuknallt.
Idiot, erst hält er mir Vorträge über Freundschaft, und dann noch dieser kack Fahrer, und, nunja, ich hab jetzt glaube seine Nummer, aber nie, nie wieder werde ich auch nur näher als einen Meter an einen Rolls-Roys herantreten. Das schwöre ich hiermit feierlich, und betrete den Eingangsbereich des Hotels.

Alles ist schlicht und gemütlich gehalten, was mir auf Anhieb gefällt. Ich bleibe kurz stehen, um die Rezeption ausfindig zu machen, als ein weiterer junger Mann, mit blondem Haar an mich rammelt.
"Oh, shit das tut mir leid-" fängt er an. Komisch, sein Englisch klingt nicht wie von hier.
"Alles gut. Ist ja nichts passiert." sage ich deshalb, da ich nicht wirklich auf soziale Ader gebürstet bin. Zumindestens im Moment nicht.
"Ich bin Leon. Und du, falls ich fragen darf?" "Bellina."
Lass mich in Ruhe, denke ich mir, doch als er mir meinen Koffer aus der Hand nimmt, und mich anlächelt, vergesse ich meine schlechte Laune.

"Falls du die Rezeption suchst, die ist dort vorne." sagt er, und deutet mit seinem freien Arm in Richtung der großen Treppe. Und tatsächlich, darunter ist ein kleiner Bereich, an dem eine mittelalte Dame mit strengem Dutt sitzt, und in der Gegend rumträumt.

Leon, so hieß er doch glaube, setzte sich in Bewegung, und zog meinen Koffer in Richtung der Frau.
"Ey, Paxton, ich dachte du hast seit ner viertel Stunde Schluss?" fragt die Dame ihn.
Ich halte mich natürlich diskret im Hintergrund, soweit es meine gelbe Regenjacke mir erlaubte.
Die Augen der Frau klebten förmlich an mir. Zaghaft lächelte ich sie an.
"Guten Tag, Watson mein Name, ich habe ein Zimmer bestellt." sage ich deshalb freundlich. Naja, sagen wir mal- ehm- nicht unfreundlich.

Sie sieht mich skeptisch an, beginnt dann wie eine Horde Wildschweine in einem Berg aus Papierunterlagen herumzuwühlen, und legt mir einige Momente später ein Formular vor die Nase.

"Wenn Sie so gütig wären, alles auszufüllen?" sagt sie genervt.

Eh ok, sie scheint nicht ihren Tag zu haben. Ich krame also meinen total coolen durchsichtigen Kuli heraus, der im Dunkeln sogar leuchtet, und fülle alles aus. Dabei höre ich natürlich nicht dem Gespräch von Leon und der Dame, die sich als Rita herausstellt, zu.

So hab ich auch nicht erfahren, dass Leon gleich zu seinem zweiten Job muss, nämlich Kellnern in einem kleinen Lokal, und dass er hier nicht als Gepäckträger, meine Güte was für ein Wort für einen Job, arbeitet.

Als ich fertig mit dem ausfüllen bin, schiebe ich meinen Kuli wieder in meine Rucksacktasche, und das Formular in Richtung Rita.
Diese dreht sich nun zu mir um, schaut kurz über das Blatt Papier, schwingt sich dann auf, und sucht unter den vielen Schlüsseln die hinter ihr an der Wand hängen, angestrengt einen heraus.
"Hier ist ihr Schlüssel, Zimmer 310, dritter Stock, links den Gang hinein, drittes Zimmer auf der linken Seite."

Damit schien sie mit mir fertig zu sein, und widmete sich wieder ihrem Gespräch mit Leon.
Ich lächel ihm nochmal zur Verabschiedung dankend zu, und verzieh mich dann in Richtung Fahrstuhl.

Haaa, na wer dachte alles der Blonde wäre Niall? Bam- ausgetrickst! :P

Bellina Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt