Acht

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Erschöpft von dem chaotischen Morgen, öffne ich meine Zimmertür, und lasse mich kurz darauf in das weiche Bett fallen.

Krass, ich habe das Gefühl mindestens zwei Meter in den Boden zu sinken, so weich ist es.
Ich verziehe das Gesicht. Was wäre, wenn sich hier ein normal großer Mann mit nem Gewicht von um die 80-90kilo hinlegen würde?
Würde er dann bis zum Boden sinken, und wie in einem Sack schlafen?

Ich seufze, zieh mir meine durchnässten Chucks aus, und bringe sie ins Bad.
Nett.
Warum zum Teufel liegen hier noch Putzmittel herum?
Ohne nachzudenken sammel ich alles zusammen, und werfe den Kram in den blauen Eimer der in der Dusche steht.
Na wenigstens ist schon geputzt worden.
Nachdem alles was ich finden konnte im Eimer ist, bringe ich diesen erst zur Tür, lasse ihn kurz stehen, hole mir dann meine Gummistiefel aus dem Koffer, die ich glücklicherweise eingepackt habe, und bringe den Eimer in Richtung Rezeption.

"Eigentlich wollte ich mich in der Uni, und nicht in einem Hotel als Putzfrau bewerben-" sage ich zu Rita der Rezeptionsfrau, als ich ihr den Eimer über den Tresen reiche.
Sie sieht mich überrascht an.
"Oh das tut mir leid, ich werde Elvina sagen, dass sie das nächste mal bitte auch alles mitnehmen soll, wenn sie das Hotel verlässt, um ihre Tochter abzuholen." Sie bückt sich, und stellt den Eimer unter ihren Tisch.
"War's das dann?" fragt sie mich. "Eh nein, also doch ja. Schönen Tag noch-"

Ich laufe wieder nach oben, diesmal nehme ich die Treppen.
In Gedanken plane ich schonmal mein Outfit.
Schwarze Hose, Gummistiefel und den ordentlichsten grauen Blusenpullover den ich besitze.
Schnell noch den Zopf erneuert, und die Regenjacke drüber, da ich aus den Augenwinkeln schon sehen kann, wie es sich draußen zusammenzieht.

Ich packe meinen Rucksack, und nehme mit-
mein Handy,
mein Handy, meinen Zimmerschlüssel und- verdammt.

Sollte ich mir nicht einen Stadtplan eingepackt haben?!
Verzweifelt schütte ich meinen Kofferinhalt auf das Puddingbett, und wühle dann in den ganzen Sachen herum, bis ich endlich ein zusammengefaltetes Stück Papier triumphierend in der Hand halte.

Schnell verschwindet dieser also auchnoch in meinem Rucksack, und ich schnappe mir noch mein Portmonee, als ich kurz darauf durch die knarzende Eingangstür in den Flur trete.

Die automatische Hoteltür geht auf, und ich starre nach draußen. Heiliger. Ein Glück hab ich ne Bombensichere Regenjacke, und Gummistiefel. Innerhalb der halben Stunde die ich gerade mal in meinem Hotelzimmer verbracht habe, ist die Themse, quatsch nein, die war ja in London, nunja, hat sich die Straße jedenfalls in einen reißenden Strom verwandelt, der unermüdlich von oben mit genug Wasser versorgt wird.

Seufzend rücke ich mir meine Kapuze zurecht, und wage dann einen Schritt unter dem sicheren Caport hervorzutreten.
Platsch.
Als würde mir jemand einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf schütten, prasselt der Regen, allerdings ohne weniger zu werden, wie das Wasser im Eimer auf die Jacke. Super, dann mal los. Den Stadtplan kann ich vergessen.
"Ehmm, I'm Sorry, könnten Sie mir sagen wie ich zur University of Southern California gelange?" frage ich deshalb den erst besten Passanten der mir einheimisch erscheint.
"Excuse moi, je ne sais pas!" sagt der Typ. Dezent angenervt frage ich mich nun also durch die Passanten durch, bis ich nach zwei Stunden, es hat mittlerweile aufgehört zu regnen, an dem gigantischen Eingangstor der Uni stehe.
Ich schaue auf das Altertümliche Gebäude, und mir kippt die Kinnlade bis auf den Boden. Das Gebäude ist einfach der Hammer. Jetzt fühle ich mich wirklich wie in Harry Potter. Ist das nicht ein Traum? Ich, Bellina Helen Watson stehe vor einer Art Schloss, habe darin ein Gespräch, und komme eventuell noch mitten im Schuljahr auf diese krasse Schule.

"Mund zu, komm' Flieschen rein, un' geh ma ausm Wech!" werde ich angefahren.
Whooooookay, nen Schottländer?!
Und nen unfreundlicher dazu...
"Eh ja, tut mir echt leid!" rufe ich ihm so hinterher, dass er es Ernst, oder auch Sarkastisch verstehen kann.

Arsch.
Aber okay.

Ich sehe, wie der Wikingerzopf von ihm hinter einer Ecke verschwindet, und bemerke dann erst, dass ich ihn nach dem Weg hätte fragen können.
Doch da kommt auch schon eine Horde kichernder junger Frauen um die Ecke. Ich renne wie ein kleiner hopsender Hund auf die sechs zu, und höre erste Wortfetzen.

"Style...Trennung...-mlinsen..." Okay, Linsen waren mir neu, was zum Teufel haben Modedesigner mit Essen zu tun, frage ich mich Stirnrunzelnd, hole die Mädels dann aber noch ein, und tippe einer etwas hilflos auf die Schulter, da sie weder auf mein "Eh Entschuldigung?" oder mein wildes neben ihnen hergehüpfe nach Aufmerksamkeit reagiert haben.

"Ja bitte?!" fragt mich die Brünette, und schaut mich, nicht unbedingt freundlich, an.
"Ja ehm, Hi." Wow, großartig Lina. Ich sollte mir angewöhnen offener auf Leute zuzugehen, und nicht immer sofort auf unsicher zu machen. "Ich müsste zu einem gewissen Mr.Bulbary. Könntet ihr mir eventuell sagen wo genau ich da hin muss? Das wäre total lieb!" sage ich deshalb nach einem seltsamen Räuspern. Ich dachte dies würde Autorität zeigen, da alle wichtigen Leute sich räuspern. Doch meines klang eher wie ein verzweifeltes Walross auf der Suche nach Wasser.

Doch keine Ahnung warum, die Gesichtszüge des Mädchens formen sich von was zum Teufel will die denn?! zu ja was willst du? um. Ein anders Mädchen aus der Gruppe, ihre Haare scheint sie sich rötlich gefärbt zu haben, mischt sich in unsere nette Konversation ein.
"Mensch Tonia, das Mädel kann doch nichts für, dass du keine Konzertkarten mehr bekommen hast!" fährt sie ihre Freundin an.
"Hm, wer weiß. Vielleicht geht sie ja dort hin."
"Selbst wenn, du bist selbst Schuld wenn du erst so spät auf die Idee kommst, dir Karten zu holen."
"Halt deine Klappe Jennifer!"

Hm, schlau scheine ich aus denen auch nicht zu werden. Doch da kommt die eine von ihnen freundlich-unsicher blickend auf mich zu.
Sie hat braungoldene Haare, die ihr etwa bis zur Schulter hängen.
"Du musst erst bis zu der großen Treppe da vorne rechts, und dich dann einfach da an der Anmelde melden." sagt sie schüchtern. "Vielen Dank." sage ich ehrlich, und lächel sie an. "Bellina. Ich komme vielleicht noch dieses Schuljahr hier rein." meine ich zu ihr, nachdem sie mich so angesehen hat, wie wer bist du, hab dich noch nie angesehen. "Oh, nett. Cate." Sie lächelt mich noch unsicherer an. Whokay, als ob ich jetzt schreiend weglaufe und sie blamiere. Naja, kann noch kommen, bei mir wäre ich mir nicht sicher, und kann ein wenig nachvollziehen, warum sie mich so eingeschüchtert ansieht.

"Jop, ich geh dann mal-" verabschiede ich mich, und winke den sechsen noch zum Abschied zu. Dann drehe ich mich um, und laufe zügig meinen Weg.

Ich kann mein Glück immernoch kaum fassen, diese Uni ist der Wahnsinn! Was kommt wohl als nächstes? Ich muss grinsen.

Bellina Место, где живут истории. Откройте их для себя