24. Encounter

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♪ When we were young – Adele


~~~ Niall ~~~


Der Moment, den ich brauchte, um mich zu sammeln, der machte mir bewusst, wie haarscharf dieser Kelch an uns selbst vorübergegangen war. Harry, Liam, Louis und ich waren fertig gewesen. Ausgelaugt, ausgebrannt, jeden Tag in der gleichen Tretmühle, die für Syco die Gewinne einfuhr.

Aber wir hatten rechtzeitig die Notbremse gezogen.

Eve schien dies damals nicht getan zu haben oder besser gesagt, es wurde ihr nicht gestattet. Ich wusste, wie es in unserem Business lief und gerade deshalb lag es mir fern, sie dafür zu verurteilen. Im Gegenteil, es wühlte mich auf, dass ihr solche Dinge widerfahren waren.

Langsam streckte ich den rechen Arm aus, tastete nach ihrer Hand und streichelte über ihre Fingerspitzen.

„Eve, es tut mir so leid, dass du das durchmachen musstest."

Mein Blick lag auf ihr und ich bemerkte, wie ihre Atmung ein wenig ruhiger wurde. Gleichzeitig machte sich so etwas wie Erleichterung in ihrem Gesicht breit.

„Ich bin froh, dass ich es dir nun gesagt habe, Niall. Es ist mir wichtig, dass du alles über mich weißt, aber ich wollte den geeigneten Zeitpunkt abwarten."

Nickend antwortete ich: „Das verstehe ich vollkommen und um ehrlich zu sein, gibt es keinen besseren Zeitpunkt als jetzt. Ich habe dir mein Herz ausgeschüttet und du kannst das Gleiche bei mir tun."

Ihr sanftes Lächeln, welches sie mir daraufhin schenkte, ließ mich wissen, dass es nichts gab, was wir uns nicht erzählen konnten. Bei Eve war ich frei, ich fühlte mich geborgen, anerkannt und auf seltsame Art und Weise sogar geliebt. Mir war es wichtig, dass sie Ähnliches empfand und somit fragte ich ruhig: „Was ist damals passiert?"

Eve strich sich eine der langen Haarsträhnen aus dem Gesicht, ehe sie antwortete.

„Ich war sehr gefragt, meine Karriere auf dem Höhepunkt. Ein Auftritt nach dem anderen bewältigen, ständig in ferne Länder reisen, die Zeitverschiebungen aushalten und die Krankheiten übergehen, so lief es damals für mich. Oftmals schleppte ich mich nur noch auf die Bühne, so müde war ich. Doch niemand interessierte das wirklich, denn Eve Lancaster brachte allen das Geld."

Kurz lachte sie sarkastisch auf. „Dabei bin ich ein Mensch und keine Maschine. Als ich das begriff, da war es bereits zu spät. Ich hatte begonnen, Tabletten zu schlucken, die mich vor den Auftritten aufputschten. Danach benötigte ich jedoch Tabletten zum Relaxen, ansonsten kam ich nicht mehr zur Ruhe. Es ist ein Teufelskreis, wenn du da drin bist, Niall."

Das tiefe Blau ihrer Augen in die ich blickte, ließ mich ein wenig frösteln. Eve erzählte keine Märchen, ich kannte genügend Musiker, denen es ähnlich erging oder ergangen war.

Ich nahm einen großen Schluck Rotwein, ehe ich die nächste Frage an sie richtete. „Wie kam es, dass man nie etwas darüber gelesen hat?"

Und wieder lächelte sie vage. „Damals gab es zum Glück noch kein Internet. Nachdem meine Mutter mich völlig zugedröhnt in meinem Schlafzimmer fand, brachten meine Eltern mich in eine Entzugsklinik. Sie achteten streng darauf, dass niemand etwas davon mitbekam. Die offizielle Erklärung, dass ich mich von meinem Manager getrennt hätte, stimmte ja, denn damals war ich schon nicht mehr mit ihm zusammen. Man nahm dies als Ausrede, weshalb ich mich verschanzt haben sollte und aus dem Business zurückzog. Die Wahrheit war jedoch eine andere."

Meine Neugierde trat nun hervor. „Wie lange warst du denn in dieser Klinik?"

„Ich war insgesamt sechs Monate dort, durfte am Anfang nicht mal raus. Der Mix aus Tranquilizern und Uppern, die ich ständig zu mir genommen hatte, hatten ein Wrack aus mir gemacht. Fast zwei Monate benötigte ich, um von dem Teufelszeug loszukommen, die restliche Zeit wurde meine Psyche behandelt. Gruppensitzungen, Entspannungstherapie, all dieser Kram."

SOULWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu