Der Duft von frischen Gras ist in der Luft, die Vögel zwischern und kurz ertönt ein raues 'Wow' durch die Luft zu meinen Ohren.

"Dich hat es aber erwischt."

Verlegen zucke ich die Schultern. Mein Magen rebeliert, mir ist schlecht, meine Hände zittern. Zwanghaft probiere ich das Gefühl, welches zwischen schön und schmerzhaft liegt zu ignorieren.

"Kann sein."

Daraufhin lächelt er. Wirkt belustigt von meiner kraftlosen Stimme.

"Sowas von."

Ein Kommentar mache ich dazu nicht. Ich kann nicht lügen. Ich kann es einfach nicht.

-

Der Grund warum ich mich erst zum zweiten mal verliebe, ist der, dass ich nie jemand am mich rangelassen habe. Bevor ich dieses Kribbeln spüren konnte entfernte ich mich von ihnen. Es war eine Art Schutz vor Herzschmerz, den ich nun abgelegt habe.

Markus' Hand hält meine und mit einem Lächeln im Gesicht zieht er mich an den Security Leuten vorbei. Daraufhin löst sich sein Griff um meine Hand, trotzdem läuft er weiterhin Zielstrebig zu seinem Ziel. Ich dicht auf seinen Fersen.

Dann steht da Groß sein Name auf dieser einen Türe, vor der wir stehen bleiben. Es sind drei Buchstaben. Es ist sein Raum. Der Raum von diesem einen Rapper, der bald nicht mehr diese eine Rapper sein wird.

"Wenn du reden willst, dann musst du nur rein gehen. Wenn du nichts zu sagen hast, dann ist da drüber der Ausgang."

Mit einem Nicken bestätige ich, dass ich seine Anweisungen gehört habe, sehe wie er verschwindet und starre weiterhin auf diesen einen Namen. Ich muss mit ihm reden, aber die Luft geht mir schon wieder aus.

Meine Hand lege ich auf die Türklinge und bleibe so lange stehen.

Die Zweifel fressen mich auf. Was wird er sagen? Was wird danach sein? Vielleicht macht er es gar nicht und ich bin umsonst da, oder er spielt nur mit mir.

Eine größere Hand legt sich auf die meinige, eine bekannte Stimme gelangt zu meinem Ohr.

"Du musst drücken."

Gleichzeitig führt die Person mich so, dass ich genau das tue.
Plötzlich sehen wir in einen leeren Raum. Wir könnten ihn betreten, stattdessen bleiben wir stehen. Ich will ihn nicht ansehen.

"Du darfst deine Maske nicht fallen lassen. Das wäre ein großer Fehler."

Er hält weiterhin meine Hand fest. Sein Kopf liegt auf meiner Schulter.

"Warum jetzt auf einmal?"

Es hat sich grundsätzlich nichts geändert. Nur dass ich jetzt glaube, er könne es wirklich tun.

"Ich wollte das nie... ich dachte nur ... ich dachte du würdest es nie machen.",

Sachte hebt er seinen Arm in die Höhe, dreht mich in seine Richtung um, sodass wir uns ansehen. Er steht so nah bei mir. Mein Herz klopft bis zu meinem Hals.

Ich hatte doch abgeschlossen.

"Aber ich will es. Vielleicht war es nicht geplant, dass ich es heute tue. Aber ich will, dass du mir Vertrauen schenkst."

Ich nehme den Stoff seines Pullover in dir Hand, ziehe ihn näher an mich heran und unterdrücke die Tränen.

"Ich vertraue dir. Es ist dein Leben, ich will deine Karriere nicht beenden. Ich vertraue dir."

Sanft legt er seine Hand auf meine Wange, ignoriert alles um uns herum und beugt sich zu mir herunter. Seine Lippen berühren meine. Dann lässt er mich los.

"Sie wird nicht beendet sein. Vertraust du mir?."

Nein. In diese Hinsicht vertraue ich ihm wirklich nicht.

Meine Augen sind zu, als ich höre wie er verschwindet. Er rennt den Flur entlang und das einzige was ich sehe, als ich sie öffne, ist die Maske in seiner Hand.

Unsichtbar, Unbesiegbar.

Ich dreht mich um, bemerke Markus, der mich verzweifelt ansieht und kurz darauf in die andere Richtung rennt.

Ja, es ist Carlos Leben, aber es gibt so viele, die ein Teil davon sind. Er kann nicht einfach alles aufgeben.

Meine Schritte sind langsam, als ich verloren um die Bühne herum laufe. Ich höre wie er anfängt zu singen und die Menge jubelt. Sie lieben ihn genauso wie ich.

Die Lieder vergehen, nichts außergewöhnliches passiert.
Ich bin noch so weit von allem entfernt, damit auch echt nichts passiert oder ich es nicht sehe, bis Markus neben mir auftaucht. Verwirrt mustere ich ihn. Braucht Cro nicht seinen DJ?

Er bemerkt meine Unsicherheit, hält mir einfach seine Hand hin. Ich zögere.

"Entweder du bist dabei oder eben nicht."

Mehr sagt er dazu nicht. Entweder bin ich ein Teil davon, oder ich bin es nicht, man kann Carlo nicht mehr aufhalten. Die Geschichte wurde bereits geschrieben. Und verdammt, ich will ein Teil davon sein. Zaghaft gebe ich ihm meine Hand und er zieht mich Richtung Bühne mit.

Dort lässt er mich alleine stehen. Dort wo mich keiner sieht ich hingegen alle.

Carlo macht eine Pause, fängt an Witze zu reißen. Es ist sein letztes Lied. Die Maske immernoch in seinem Gesicht.

Dann jedoch fängt er an zu sprechen. Er spricht von so vielen und dann ertönt die Musik von Easy.

"Mit Easy hat alles angefangen und mit Easy soll alles aufhören."

Die Menschen denken nicht, dass er Cro damit meint. Sie meinen das Konzert wird so abgeschlossen. Bis er seine Hand auf die Maske setzt.

Dann fängt er die ersten Takte an zu singen. Beim Refrain ist dann alles vorbei. Das Konzert, seine Privatsphäre, Cro.

Als die Maske den Boden berührt, gibt er seine Freiheit auf.

Das Lied geht weiter, während er unmaskiert vor den Menschen steht.

Das letzte was man noch von ihm hört, ist das Wort Egal, dann wird alles schwarz.

Das Gegreische der Leute, ihr schockiertes Ausatmen, alles ist noch da. Nur er ist verschwunden, als das Licht wieder angeht.

wunderschöne Lügengeschichten (Cro Ff)Where stories live. Discover now