ZEHN

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Sonntag
28.05.2017

"Ich könnte so werden wie Cara Delevingne oder Gigi Hadid ein richtiges Model. Dann bin ich auch ganz oben."

Meine Träume sprach ich laut aus und wusste zur selben Zeit, dass sie nicht annähernd an die Realität angrenzten. Ich hatte keinerlei Erfahrungen, war lediglich Studentin und selbst wenn ich welche gehabt hätte, ich wäre nie so groß raus gekommen wie Carlo. Für ihn wollte ich es dennoch irgendwie schaffen. Damit ich nicht zu gewöhnlich für ihn war. Sonst hätte der Sinn daran gefehlt.

Wir lagen nebeneinander auf der Wiese und ließen den Regen auf uns hinunter prasseln. Keine Ahnung warum wir nicht gingen, möglicherweise war der Weg zu lang oder wir lediglich zu faul. 

"Warum willst du jemand anderes sein?"

Warum sollte ich ich sein? Ich war noch nie beliebt . Meine Art konnte niemand ausstehen. Also warum ehrlich sein, wenn man damit alleine ist? Seit ich mich verstellte, war ich nicht mehr anders. Man nahm mich an.

"Ich will, dass man mich mag."

Die Sonne blendete uns, während der Regen uns bewies, dass auch wenn die Sonne schien nicht alles gut sein musste. Manchmal schien sie, ohne dass es wirklich warm war.

"Dafür musst du dich nicht ändern. Das tut nur weh."

Tat es. Aber nicht so weh wie das andere. Der Schmerz in seiner Stimme war nicht zu überhören. Er hatte es selbst miterlebt.

"Ich weiß."

Seine Hände tasteten das nasse Gras neben ihm ab. Mehrmals riss er einige aus. Gedankenlos drehte ich mich auf seine Seite. Seine Augen kniff er zusammen. Sanft legte ich meine Hand auf seine Wange und strich ihr entlang.

"Ich dachte immer ich spiele mit dir."

Niemand hatte daran je gezweifelt. Er spielte, ich stand daneben. Irgendwie hatte ich nie begriffen, was ich hätte tun sollen. Es waren meine Regeln, die ich nicht verstand. Selbst als ich seinem Kolleg von der Wette erzählt hatte, meinte er, dass ich das Spiel noch nicht verstanden hatte. Da hatte ich es zum ersten mal begriffen, das es nie darum ging.

Und ja ich hatte nicht einer meiner Freunde davon erzählt, sondern einer der Freunde von Carlo. Niemand hatte je daran gezweifelt nur er.

Er fasste meine Hand an und drehte sich zu mir um.

"Dabei spielst du mit mir."

Er lachte und seine Nase berührte meine. Ich bemerkte, wie sein Kopf bebte, während er sprach.

Donner und Blitz waren egal und was er damit meinte auch.
Ich wusste nur, dass jetzt Carlo vor mir lag, der so war, wie ich von ihm gehört hatte.

"Wären wir beide ehrlich zu uns, würden wir hier jetzt nicht liegen."

Sein warmer Atem kitzelte meinen Hals.

"Meinst du?"

Seine Lippen streiften meine Ohren.

"Ja, die echte Paulina, hätte nie nach deinem Namen gefragt und schon lange nicht mit dir geredet."

Er strich mit seiner Hand meinen Körper entlang.

"Aber genau diese Paulina hat das getan. Du standest ganz alleine, wer hat nach meinem Namen gefragt, wenn nicht du?."

Während er unerwartet die Finger von mit ließ und sich von mir abwendete, blieb ich liegen.

Wer wenn nicht ich hatte mit ihm gesprochen?

"Du kennst mich nicht."

Nein, er wusste nichts von mir. Kannte nicht meine Vergangenheit und nicht meine Zukunft. Dass ich gut in der Schule war, konnte er nicht wissen. Dass ich mich über keine Note freuen konnte, wäre für ihn nicht vorstellbar gewesen. Dass ich alleine da saß, hatte er nie gesehen.

"Ich kenn dich mehr als du selbst. Ich kenn dich besser."

Ich wusste nicht, was er damit meinte. Hatte keinen Plan, wie er mich besser kennen wollte. Betrachtete ihn nur Stumm. Damals hatte ich nichts bemerkt, dass allerdings war ein Zeichen dafür, dass er nur log. Er log, um zu gewinnen. Er log mir vor er wüsste alles von mir und ich vertraute ihm. Er ließ mich an allen Zweifel, damit er mich Stückchen Weise aufbauen konnte und dieser Satz war das erste Anzeichen dafür, welches mir zwar auffiel. Für mich jedoch keine Bedeutung trug. Sonst hätte ich mich in jemanden verliebt, der sich noch nie um mich gesorgt hatte.

"Achja?"

Die Zweifel in mir kamen durch dieses Achja an die Oberfläche. Er war nicht der Ansicht, dass ich spielte. Er war sich vollkommen bewusst, was er tat. Er wollte mich nur auf der sicheren Seite wissen. Die Nacht im Club spiegelte sich vor mir wieder.

"Lina, du bist wunderschön aber Girl ich werd dir dein Herz brechen."

Wenn ich Gedanken verdrängen wollte, kniff ich meine Augen zusammen so wie Carlo und genau das tat ich in diesem Augenblick.

"Ja. Ich weiß zwar keine Details aus deinem Leben, wahrscheinlich nicht einmal deine Augenfarbe, aber ich weiß, wie du bist, wenn du Zeit mit mir verbringst. Dann bist du die Lina, in die.. die ich bewundere."

Tat er das? Hätte er dies jemals getan? Warum konnte er einfach nicht leise sein? Seinen Geschichten zu zu hören,    brachte mich um den Verstand.

"Weißt du warum ich diese Wette vorgeschlagen habe?"

Als seine Antwort ausblieb, sprach ich weiter. Wie hätte er auch einen Plan haben können, was in diesem Moment in meinem Kopf vorging. Er wusste es so wenig, wie ich wenn er mir seine kleinen Lügengeschichten erzählte, was nun die Wahrheit war.

"Ich hab mir nur gedacht: Lina das ist die Gelegenheit für dich etwas Geld zu verdienen. Denn wie du mich kennst, weißt du auch bestimmt, dass ich meinen Nebenjob erst verloren habe und momentan nichts funktioniert. Ich dachte mir, Lina der sieht gar nicht schlecht und das letzte Mal, als du verliebt warst, ist schon Ewigkeiten her. Zuerst dachte ich, dass ich es tu um dich zu ändern. Aber ich tu es nur wegen dem Geld."

Sekunden vergingen, da bekam er mit was ich ihm sagen wollte. Unsere Welten waren tausende Kilometer voneinander entfernt. Und auch ich konnte Lügen. Wenn auch nicht in seinem Ausmaß.

Ich tat es nicht für das Geld, oder um ihn zu ändern, ich tat es für mich, weil ich sein Lied gehört hatte. Nur dieses eine, nur Bye Bye. Es war eines dieser Lieder, die ich mit fühlte, auch wenn ich nie daran gedacht hätte, dass Carlo der Interpret davon war und ich wollte nicht, dass ich mich dafür hassen würde, weggegangen zu sein. Zuerst sah alles danach aus. Als er mir näher gekommen war, wollte ich weg von ihm. Ich war nie sehr gesprächig und ging den Menschen aus dem Weg bevor sie mich verletzen konnten. Bis wir vor der Tür gestanden sind, da hatte ich ihn zum ersten mal richtig angesehen. Mein Atem verblasste, nie wieder wollte ich von ihm gehen. Aber ich hatte seine Taktik gesehen und wusste dass es nicht mehr, als für eine Nacht reichte. Außer ich würde ihn dazu verpflichten. Deshalb hatte ich mit ihm gewettet und mich beim Grund selbst angelogen.

"Das wusste ich tatsächlich nicht. Ich dachte, du könntest Lügen."

Er grinste, stand auf und ging. Und obwohl diese Worte eindeutig waren, wäre er nicht gegangen, wenn er sich damit sicher gewesen wäre.

Er hatte keinen Plan, ob es die Wahrheit war und deshalb rannte er weg. 

Hatte ich jemals mit dir gespielt?

wunderschöne Lügengeschichten (Cro Ff)Where stories live. Discover now