Kapitel 15- Immer noch komplett geblockt

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„Das habe ich schon. Hab ihr gesagt, das sie eine egoistische Schlampe sei, die mir die besten Jahre meines Lebens geraubt hat, weil sie meinte, ich müsste meinen unzuverlässigen Dad ersetzen."

Ich blickte Hub erschrocken an. Er weinte bitterlich. Sanft umarmte ich ihn und flüsterte:

„Damit willst du sie doch nicht wegschicken, oder? Denk daran, das du wahrscheinlich keine Gelegenheit mehr haben wirst, es wieder gut zu machen. Und sie kann es eh nicht mehr ändern, gib ihr eine Chance."

Hub nickte und löste sich. Setzte sich auf die Bettkante und nahm die Hand seine Mutter. Sie war furchtbar dünn.

„Soll ich euch alleine lassen?" fragte ich sanft.

Hubert schüttelte den Kopf. Begann, ihr zu sagen, das er ihr verzeihen würde. Das er verstehen würde, das sie es aus Liebe getan hätte und das er sie auch liebte. Nun heulte ich auch. Ich setzte mich in einen Sessel und zog die Knie an mein Kinn. Beobachtete still das Geschehen. Irgendwann schluchzte Hub:

„Können wir ihr nicht helfen, das es schneller geht?"

„Hat der Arzt irgendwelche Anordnungen hier liegen lassen?"

„Ja, hier."

Er gab mir einen Zettel.

„Okay, wir dürfen noch etwas am Morphin schrauben." seufzte ich und stellte den Perfusor neu ein.

Dann beugte ich mich auch über Rose und murmelte:

„Gute Reise. Du hast es bald geschafft, dieser furchtbaren Welt zu entkommen. Ich wünsche dir deinen Himmel."

Hubert heulte leise auf. Ich strich ihm zärtlich über den Rücken und er legte seinen Kopf auf meine Schulter. Langsam hatte ich mich an den Geruch gewöhnt, und ich wollte nun auch nicht mehr vom Bett wegtreten. Trotzdem dauerte es noch eine Weile, bis Rose aufhörte, zu atmen, doch wir blieben sitzen. Irgendwann klingelte es, der Arzt kam, Hubert hatte ihn gerufen.

„Entschuldigen sie, Mr. Bunbury, ich konnte nicht eher weg. Oh...Guten Tag, Frau Löwenherz."

Ich nickte ihm zu. Er untersuchte Rose, ich stellte die Infusionen aus und entkabelte sie.

„Sie sind gelernte Krankenschwester, nicht?" fragte Dr. Alvarez.

Ich nickte.

„Ich hätte gerne mehr geholfen, aber sie hat mich jedesmal angebrüllt." seufzte ich.

„Sie kannten Mutter doch, Dr. Alvarez. Sie hat jede Frau für potentielle Konkurrenz gehalten. Ich habe ihr nie gesagt, das ich sowieso Männer bevorzuge..." lächelte Hub. „Hm, ich muss Paolo anrufen..."

Paolo hatte trotz Hubert's Abwesenheit zu ihm gehalten, ich freute mich für Hub, so einen tollen Typen an der Seite zu haben und dachte sofort an Tom. Er hatte morgens geschrieben, das er nach New York müsse und erstmal ein paar Stunden nicht erreichbar wäre. Ich seufzte. Als Hubert sein Telefonat beendet hatte, sagte ich:

„Ich kann Rose waschen, Hub. Sag der Pflegerin ruhig, das sie nicht mehr kommen braucht."

Hub nickte und wählte eine Nummer. Der Arzt stellte den Totenschein aus und rief die Leichenträger an. Hubert hatte schon alles arrangiert gehabt, im Prinzip stand sogar der Termin für die Beerdigung fest. Es tat gut, zu arbeiten, ich blieb bei Hubert, auch nachdem Rose abtransportiert worden war. Wir räumten auf- wieder ein Déjà- reve.

„Jetzt, wo sie nicht mehr da ist, werde ich eine Haushälterin einstellen. Ich hab's so satt, Elba!" schimpfte Hub.

Ich nickte.

Writer's BlockWhere stories live. Discover now