Kapitel 15- Immer noch komplett geblockt

324 9 2
                                    

Leider hatte Tom's Musenkuss nicht lange vorgehalten. Kaum auf der Insel, begann das Elend. Hubert musste seine Mutter aus dem Krankenhaus holen und war tagelang verschollen. Ich hatte meine Hilfe angeboten, doch er meinte, Rose sei sowieso so schlecht drauf und ich würde sie noch mehr verärgern. Es reichte, wenn sie ihn und die Pflegerin ständig anschnauzte. Natürlich machte die Pflegerin das nicht lange mit und ging, sodass der arme Hub, bis eine neue gefunden war, noch mehr eingespannt war und sich nicht um mich kümmern konnte. Ja, ich war vollkommen abgestürzt. Hatte trotz Schlaftabletten Albträume, jetzt, wo ich den Film meiner Tortur  gesehen hatte, kamen auch kleine Erinnerungsfetzen hoch. Sodass ich in der Nacht vor Angst wach blieb und mir auf die Pillen auch noch Alkohol kippte. Am Tage schlief ich lange, doch sobald ich mich an den Mac setzte und eine weiße Seite öffnete, war ich, wie blockiert. Und ich hatte meine Drohung nicht wahr gemacht, schrieb Tom äußerst selten, weil ich ihn nicht nerven wollte. Er war wohl ziemlich beschäftigt und antwortete erst immer spät, so dass ich annahm, das unsere Beziehung wohl auf der Basis einer lockeren Freundschaft bestehen würde. Das machte mich traurig, ich sehnte mich nach ihm, andererseits auch nicht. Ich war wie zerrissen und füllte den Frust mit Schokolade und Karamellbonbons. Und langen Kuscheleinheiten mit den Katzen.

Drei Wochen waren vergangen und ich hockte auf der Couch und guckte „Hand of God" in der Dauerschleife. Es war heiß, ich trug nur ein dünnes Hemdchen und eine Unterhose, Marie und Amy, zwei meiner Miezen, lagen auf meinem Schoß und wir knabberten Kekse. Plötzlich stand Hub vor mir, denn unsere Gärten waren miteinander verbunden und unsere Terrassentüren immer auf- am Tage.

„Hey, Elba. Jetzt...könnte ich doch deine Hilfe gebrauchen, wenn...du kannst." fragte er leise.

Nun, ich hatte ihn seit drei Tagen nicht mehr zu Gesicht bekommen. Und er sah fast kaputter aus, als ich! Naja, kein Wunder.

„Natürlich kann ich, ich hocke hier eh nur rum." brummelte ich. „Ich ziehe mir kurz was über, ja?"

„Naja, ich meinte auch nicht, vom Zeitlichen her. Es stinkt ziemlich übel bei uns und Mum...naja, sie liegt im Sterben. Ich hab Angst, mit ihr alleine zu sein und die Pflegerin kann erst am Abend wieder kommen." schloß er traurig.

Ich schaute ihn besorgt an. Drückte ihn kurz an mich, aber da ich mich so nackt fühlte, flitzte ich schnell nach oben und zog mir ein Kleid über. Und einen BH! Als ich wieder runter kam, spielte Hub mit Louis.

„Du armer, armer Kater...was du wohl gedacht hast, ohne Eier aufzuwachen?" kicherte er.

„Rede lieber nicht davon, er ist immer noch sauer auf mich. Besonders, weil er noch nicht raus darf. Du hast die Tür doch hoffentlich wieder zu gezogen?"

„Yep. Hab mich schon gewundert. Wollen wir?"

Ich nickte. Wir gingen durch den Garten und alles kam mir unwirklich vor. Im Haus roch es noch zehnmal übler, als ich es in meinem Traum erlebt hatte. Hubert gab mir eine Lederkette mit einem kleinen Säckchen daran, das frisch und zitronig roch.

„Bergamotte. Hat die Pflegerin mit gebracht. Das hilft ein bisschen." murmelte er. „Mum schläft nur noch, du brauchst keine Angst haben, das sie ausflippt. Der Arzt sagte, es könnte innerhalb von Stunden soweit sein. Oder auch erst in Tagen, das könne man nicht genau abschätzen. Aber... seit einer viertel Stunde atmet sie so komisch. Du kennst dich doch damit aus..."

Ich nickte. Trat zu Rose Bunbury ans Bett und nahm ihre Hand. Ja, ihr Gesicht zeigte ein Dreieck um Nase und Mund und sie schnappte. Hubert weinte leise.

„Es ist mehr geworden. Leidet sie sehr?"

„Das nennt man Schnappatmung. Ich kann dir nicht sagen, wieviel sie noch mit bekommt, aber sie ist nahe dran, zu gehen. Willst du ihr noch irgendwas mit auf den Weg geben?"

Writer's BlockWo Geschichten leben. Entdecke jetzt