Chapter 22 [Alejandros Sicht/Liz Sicht]✔

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Überarbeitet am: 07.10.2017

Chapter 22

[Alejandro Sicht/ Liz Sicht]

Was verbarg das Mädchen? Was versteckte sie nur? Was ging in ihrem Kopf vor? Das Mädchen mit den schwarzen Haaren war ein Rätsel für mich, ein Geheimnis, was man nicht lüften konnte. Ich wollte wissen, was in ihr vorging, doch dies war unmöglich. Ihre Gesichtszüge waren kalt und verträumt, sie dachte zu viel nach, was mir schon öfters aufgefallen war aber woran sie dachte wusste ich nicht. So gerne möchte ich wissen, was hinter diesem Mädchen steckte, was in ihr steckte, doch es sah so aus als ob man dies nie erfahren würde.
Es war Samstag als wir alle zusammen am Tisch saßen und frühstücken. Wie an den Tagen schon zuvor nahm Liz auch diesen Morgen eine Tablette und schluckte diese Runter. Noch immer fragte ich mich, was das für eine Tablette war. Was sie wohl bewirken sollte? War sie etwa krank? Wir kannten uns seit drei Wochen und mir fiel auf, wie wenig ich über das Mädchen wusste. Ich wusste ganz genau, wenn wir uns auf Spanisch unterhielten, dass sie uns verstand, sie wusste worüber wir sprachen aber seit wir hier waren, hatte das Mädchen kein einziges Mal mehr Spanisch gesprochen.
„So geht das nicht weiter!", schrie plötzlich meine Tante, die mich aus meinen Gedanken riss: „Sie ist noch viel zu Jung um Tabletten zu nehmen!"
„Sie muss sie nehmen!", schrie mein Onkel seine Schwester an.
„Ach wirklich?!", fragte sie spöttisch: „Was sind das denn für Tabletten?"
„Gegen Magersucht.", gab die Person, um die es geht kalt von sich. Ich dachte ich hätte mich verhört als ich die Antwort gehört hatte, doch als ich in das Gesicht von Liz schaute konnte man sehen, dass dies kein schlechter Scherz war.
Liz war tatsächlich Magersüchtig gewesen? Wie konnte das überhaupt möglich sein? Warum war sie überhaupt Magersüchtig gewesen? Sie sieht gar nicht so aus aber dennoch war sie es gewesen.
„Was meinst du damit?", fragte mein Bruder das Mädchen.
„Das ich Magersüchtig war.", beantwortete Liz die Frage von Andriano in einem unterkühlten Ton.
„Und warum?", wollte dieses Mal Dario von ihr wissen, doch anstatt auf die Frage zu antworten lachte das Mädchen mit den schwarzen Haaren nur auf bevor sie spöttisch von sich gab: „Als ob ich dir oder euch meine Lebensgeschichte erzähle."
Somit stand Liz von ihrem Platz auf und verließ, die Küche. Ich war noch immer total baff, was sie gerade von sich gegeben hatte. Es war kein Scherz, es war die Wahrheit gewesen aber warum hatte sie nichts gesagt?
„Du wusstest davon?", fragte plötzlich Franzi in einem zitternden Tonfall, den ich nur allzu gut kannte.
„Das ist alles nicht so einfach, wie ihr denkt. Ich habe Liz kennengelernt, da war sie schon Magersüchtig gewesen. Ich glaube es waren vier Jahren bis sie die Krankheit wirklich bekämpft hatte, doch sie wurde immer wieder Rückfällig. Der Arzt und der Therapeut von ihr beschlossen, dass sie die Tabletten gegen die Magersucht nimmt, dass sie nicht wieder rückfällig wird."
Liz spielte nicht nur die starke Frau sondern sie ist eine starke Frau. Sie ist die stärkste Frau, die ich kennen gelernt hatte und ausgerechnet heute war Ramirez Geburtstag und genau an seinem Geburtstag musste so etwas passieren.
Wie kaputt war die Chica eigentlich? Alles was man von ihr kannte, Verhalten, Charakterzüge und noch so vieles mehr, da passte irgendetwas nicht. Irgendetwas in diesem Bild passte überhaupt nicht oder irgendetwas fehlte aber was war es nur? Was versuchte Liz hier in diesem Moment am meisten zu verbergen?

Liz Sicht

Na ganz toll. Jetzt wusste die Familie, was ich für Tabletten nahm aber es wird sich so oder so nichts daran ändern, denn ich musste diese Tabletten nehmen, ob ich es wollte oder nicht, dass spielte keine Rolle. Ich hatte keine Lust mehr wie ein dünnes Skelett durch die Welt zu laufen, ich wollte nicht mehr so aussehen als würde ich gleich auseinander fallen nur weil ich zu dünn war. Ich wollte kein Mitleid von den anderen Menschen sehen oder bekommen und genau aus diesem Grund nahm ich diese Tabletten. Immer wenn ich es geschafft hatte nicht mehr Magersüchtig zu sein, nahm mein Körper automatisch viel ab sodass ich wieder knochig und dünn war.
Ich wollte dies nicht mehr, ich wollte nicht mehr so aussehen und genau aus diesem Grund hatte ich was gegen die Krankheit was unternommen.
Seufzend holte ich das Geschenk für Ramirez aus meinen Kleiderschrank und ging wieder nach unten, wo bestimmt die anderen waren.
Ich hatte keine Ahnung, was er zu seinem Geburtstag wollte also hatte ich einfach mal einen Bilderrahmen gekauft, wo er mehrere Bilder von sich, seinen Freunden und von seiner Familie rein packen konnte.
„Ramirez?", fragte ich zögerlich nach als ich das Wohnzimmer betrat und die ganzen Jungs sowie Franzi im Wohnzimmer saßen.
„Alles Gute zum Geburtstag.", sagte ich mit einem warmen Lächeln auf meinen Lippen und übergab ihm das Geschenk. Total überrascht nahm der Junge dies an und packte es zögernd aus als ob da eine Bombe drin wäre.
Innerlich verdrehte ich meine hell blauen Augen und beobachtete den Mann, wie er langsam das Geschenkpapier von dem Geschenk entfernte und am Ende einfach nur den Bilderrahmen anstarrte. „Gracias.", brachte er raus und das war's. Mehr sagte Ramirez nicht dazu, keine Reaktion von ihm. Er sagte nicht wie er das Geschenk fand oder sonst irgendetwas sagte er dazu.
Etwas verletzt von seiner Reaktion drehte ich mich um und verließ ohne zu zögern, dass Wohnzimmer und sofort konnte ich hören wie Juan fragte, warum er sich nicht darüber gefreut hatte, natürlich fragte Juan seinen Bruder auf Spanisch. Das Geburtstagskind antwortete ebenfalls auf Spanisch, dass er sich nicht über das Geschenk von einer Schlampe freute.
So dachte die Familie wirklich über mich? Als anderes sahen sie mich also nicht? Ich bin für sie eine Schlampe? Ich bin keine Schlampe aber warum er so über mich dachte möchte ich gerne wissen. Was hatte ich ihm getan? Was hatte er gegen mich?
„Ramirez.", schimpfte eine Frauenstimme in einem wütenden Tonfall: „Liz als ‚Schlampe' zu bezeichnen ist nicht gerade schön, wenn sie dir ein Geschenk gegeben hat."
„Lucía, du siehst es vielleicht nicht aber sie schleimt sich hier total ein. Warum ist sie überhaupt hier? Warum ist nicht bei ihren Eltern? Sie sieht es doch, dass sie hier keiner haben will."
„Carlos hat mir nur so viel erzählt, dass ihre Eltern für zwei Jahren auf eine Reise sind und ihre Eltern haben sich nicht von ihr verabschiedet sowie sich die Eltern von Liz sich nicht bei ihr gemeldet haben. Denkt ihr das ist leicht für sie? Sie lebt bei einer fremden Familie, die sie nicht einmal richtig kennt. Und wenn du sie mal genau ansiehst Ramirez, dann siehst du jeden Morgen, dass ihre Augen gerötet sind. Sie weint sich leise in den Schlaf, sie wollte dir neu eine Freude machen und du beleidigst sie direkt."
Als die Stimme endlich verstummt war nahm ich meine Beine in die Hände und rannte die Treppen hinauf. Ich sah doch ganz genau, dass mich keiner von der Gruppe hier haben wollte.
„Liz!", schrie plötzlich eine männliche Stimme hinter, die von Alejandro war: „Esperar! (Warte)"
Doch anstatt auf ihn zu warten oder stehen zu bleiben knallte ich meine Zimmertür zu, jedoch hatte dies nicht wirklich irgendetwas gebracht, da im nächsten Moment die Tür wieder aufgerissen wurde und hinter wieder geschlossen wurde. In meinem Zimmer stand tatsächlich das Arschloch höchstpersönlich.
„Verpiss dich.", fauchte ich ihn an und wollte ihn aus meinem Zimmer werfen, was alles andere als einfach war. Ich wollte nicht, dass mich irgendjemand weinen sah, dass jemand meine Schwächen sah. Ich wollte für mich alleine sein, für mich alleine weinen sowie ich es schon immer getan hatte.
Alejandro wollte mich in den Arm nehmen, doch ich ging einen Schritt zurück um ihn auf Abstand zu halten. Ich kam schon früher sehr gut mit meinen Tränen allein zurecht und dies war auch dieses Mal so.
„Warum redet du nicht einfach mit uns Chica?", fragte seine raue Stimme mich.
„Was ändert das?", schrie ich ihn wütend an: „Es ändert rein gar nichts! Es ändert nichts, wenn ihr mein Leben kennt, wenn ihr mich kennt, es ändert sich überhaupt nichts, daran dass ich eine Amerikanerin bin und dass ihr mich nicht mögt!"
„Wir können nicht daran ändern das du eine Amerikanerin bist aber wir können dich akzeptieren."
Spöttisch lachte ich auf, da diese Vorstellung wirklich lustig war. Als ob die Gruppe mich jemals akzeptieren würde, als ob sie mich nicht mehr so anschauen würden, wie sie mich jetzt anschauten.
„Der einzige, der mich jemals akzeptiert hat ist Tío Mark und Tío Carlos sonst keiner. Weder du oder die Gruppe. Du schaust mich genauso an wie alle anderen auch und weißt du was? Mir ist es scheiß egal!"
Salzige, kalte Tränen flossen über meinen Wangen, die ich nicht mehr zurück halten konnte, ich konnte sie nicht mehr verbergen. Ich bin verletzt, ich konnte nicht mehr, ich war am Ende mit meinen Kräften. Ich hatte alles versucht, dass sie mich halbwegs mögen, doch dieser Versuch ist mehr als nur danebengegangen.
Der schwarzhaarige Junge vor mir packte mich an meinem Oberarm und zog mich zu seiner Brust heran. Ich war viel zu schwach um wirklich zu reagieren, um irgendetwas zu machen. Er drückte mich näher an sich heran, sodass kein Blatt zwischen uns mehr passte aber er hielt mich fest. Er hielt mich in seinen Armen fest und streichelte mir dabei beruhigend über meinen Rücken, während ich mich an deiner Brust aus weinte und mich kraftlos in sein T-Shirt krallte.

Der Latino-Badboy und ich?! ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt