Entscheidung

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Wenn es hier mit der Stadthalle auch nicht der Redoutensaal der Wiener Hofburg ist, so hat die Angelegenheit seinen Charme. Und wenn ich mir nun einmal kurz Zeit nehme und nach links und rechts schau, so kann ich bemerken, dass sich doch alle aus dem Jungdamen- und Herrenkommitee auch mit den ausgewählten Bekleidungen an den doch gestrengen Kleidervorschriften für einen Ball in Österreich gehalten haben. Auch die klassischen Etikette gelten hier- in unserer beschaulichen Kleinstadt.

Dies wird für mich so richtig deutlich, als ich Toralf aus meiner Klasse schräg hinter mir wahrnehme. Wie ich Dir ja geschildert habe ist Toralf der Sitzenbleiber, wenig strebsam und zudem mit einem rebellischen Ruf behaftet. Selbst Toralf hat sich der Ball- Kleiderordnung gestellt und nur das an der Fliege doch weit geöffnete Hemd am Kragen bekundet noch seine rebellische Allüren. Auch Murat, der mit einem Mädchen der Parallelklasse heute tanzen wird- maximale Austria- Anpassung.

Einziger Makel der Veranstaltung ist, dass sie nicht in der klassischen Ballsaison, also der Winter- und Karnevalszeit stattfindet.

Wie eine Gönnerin, die den Eltern nun die Sittsamkeit der Kinder vorzeigen darf- Frau Röhlert, die Inhaberin der Tanzschule.

„Eröffnungswalzer 2017- der Donauwalzer!"

Schon nehmen die jüngeren Schüler Aufstellung. Zu meinem Glück ist mein Bruder Julian größer als viele Gleichaltrige- so kann ich sein herausragenden Kopf und sein Lächeln- ein Geschenk an Melina- sehr gut sehen. Als sie Aufstellung genommen haben setzt auch schon die eingespielte Musik ein.

So! Julian hat es geschafft, er walzert mit Melina schon los und beide sind sowohl auf die Schritte fixiert, lächeln sich dennoch zu. Ach, wenn ich jetzt bei Mama stehen könnte, so würde man ihre Verzückung spüren.

Wo sind meine Eltern denn nur abgeblieben?

Wir rücken vor an die Tanzfläche. Hatten die unteren Klassenstufen den großen Vorteil, sich direkt auf der Tanzfläche aufstellen zu dürfen, so sind wir Größeren von Frau Röhlert und ihrem Gehilfen gedrillt worden- wir müssen uns durch Hineinwalzern einordnen, während die Kleineren zur Mitte hin Walzern.

Sollte jetzt etwas schief gehen, so war es das auch! Wie ich sagte: Gespött der Leute, der Schule, der ganzen weiten Welt.

Also konzentrieren. Man kann vor Aufregung schon einmal falsch Anwalzern mit den Schritten, sollte sich jedoch schnell wieder finden und richtig drehen.

Und nun wir- vier Paare vor mir Clara mit Partner- alles gut gegangen.

Hand nehmen- ein Hüftfassen zulassen und schöne Haltung zeigen- los.

Erstaunlicher Weise geht nichts schief. Alexanders Hände geben mir ein Gefühl absoluter Sicherheit. Wir drehen und die Füße müssen schnell der fließenden, wippenden Kreisbewegung folgen- aber es ist in der Tat sehr angenehm für mich. Fühlt sich super gut an. Da kann man nachvollziehen, dass es Anfang des 18. Jahrhunderts den Leuten solch Begeisterung brachte- ich sage nur 'Wien tanzt!' , Wiener Kongress- und so.

Nachdem wir zwei Runden umwalzert haben, sehe ich auch in der Masse der Elternschaft am Rande meine glückseligen Eltern. Papa hält die Kamera und Mama winkt und flasht mich danach mit einem Blitzlicht. Doch Alexander hält mich sehr gut weiterhin im Takt des Donauwalzers.

Die Oberstufen- Debütantinnen und Debütanten walzern ebenfalls schon in den Walzerkreis hinein. Es fehlen zwar noch einige Paare, dennoch wird es Zusehens enger auf dem Parkett.

Immer mehr Paare drehen sich. Es wird langsam auch für mich ein wenig berauschend, aber die zwingende Führung von Alexander versteht es super mich einerseits im Zaum zu halten und sein Blick bestätigt mir, dass er immer gute Freiräume zum weiterdrehen erspäht und nutzt. Genau dies ist es- so sagte uns Frau Röhlert ja- was einen hervorragenden Tänzer ausmacht.

Die Jungs- VersteherinTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon