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Nach gefühlten Stunden ist Jin fertig und ruft die Anderen zum Essen, die sich sofort auf das Essen stürzen. Nun wendet Kooks auch endlich seinen Blick von mir ab und fängt hungrig an zu Essen.

Lustlos stochere ich in meinen Essen herum und nehme nur zaghaft einen Bissen zu mir.

"Yoongi!" warnt Jungkook mich und sieht mich mit einem strengen Blick an.

Schuldbewusst ziehe ich meine Schultern hoch und nehme schnell noch einen Bissen, welchen ich hinunter würge.

Sora sieht neugierig zu mir und mustert mich schüchtern. Wütend ziehe ich meine Augenbrauen zusammen und sehe sie an. Was schaut sie so blöd zu mir? Schnell wendet sie ihren Blick ab und legt ihre Hand auf Jimins. Provoziert die mich absichtlich? Wütend zische ich auf und steche auf meine Spagetti ein.

"Yoongi? Du sollst die Nudeln essen und nicht ermorden" kichert Hobi und blickt mich belustigt an.

Erschrocken zucke ich zusammen und sehe auf. Seufzend lege ich meine Gabel zur Seite und nicke nur.

"Damit meint er nicht, dass du aufhören sollst zu essen" knurrt Kookie mich an und sieht den Schwarzhaarigen vorwurfsvoll an. Dieser zuckt nur mit den Schultern und schaut ihn fragend an.

Ich bin so froh, dass die anderen noch nicht mitbekommen haben, dass ich aufgehört habe zu essen. Jungkook wird sich sowieso nicht ewig um mich kümmern und bei Jin schaffe ich das auch noch irgendwie das er mich in Ruhe damit lässt.

Plötzlich höre ich Sora leise Jimin fragen, was mit mir los ist. Dieser wirft mir jedoch nur einen abschätzigen Blick zu und murmelt dann irgendwas, was ich nicht hören kann.

Was mischt sie sich da bitte ein? Sie soll sich um ihren eigenen Kram kümmern und meinen Jimin in Ruhe lassen. Ok, na gut er ist ihr Jimin und nicht mein Jimin aber trotzdem.

"Yoongs, iss jetzt bitte noch mehr ok" versucht mich Jin zu überreden.

Doch ich kann echt nicht mehr. Ich fühle mich so als würde ich gleich platzen. Dabei hab ich gerade mal zwei, eigentlich kleine Bissen gegessen.

"Lass ihn doch, wenn er keinen Hunger hat, musst ihn ja nicht zwingen noch mehr zu essen" mischt sich Namjoon ein und wirft uns einen irritierten Blick zu.

"Namjoon!" mahnt Jin streng und sieht ihn mit einem bösen Blick an. Der Lilahaarige schaut ihn nur noch verwirrter an, sagt aber nichts mehr.

Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, sage ich gar nichts und mache mich auf meinem Sessel so klein wie möglich.

Jin wirft mir noch einen strengen Blick zu, sagt zum Glück aber nichts mehr.

Ich will und kann wirklich nichts mehr essen und so hoffe ich einfach nur, dass die Anderen bald fertig sind und ich somit so schnell wie möglich ins Bad verschwinden kann.

Mein Magen rebelliert nämlich schon völlig und am liebsten würde ich jetzt sofort aufspringen und ins Badezimmer rennen, um das ganze Essen los zu werden. Ich will das ungewohnte Gefühl loswerden. Ich fühle mich so, als würde ich gleich platzen und das schmerzt gewaltig.

Leise seufzend schlinge ich meine Arme um meinen Bauch und hoffe, dass die Schmerzen weg gehen.

Schließlich sind alle fertig und verziehen sich. Erleichtert springe ich von meinem Sessel auf und verschwinde so schnell es geht in unserem Badezimmer.

Würgend und kotzend klammere ich mich an die Kloschüssel, so als würde nur noch sie mich am Leben erhalten. Erst als ich das Gefühl vollgestopft wie ein gemästetes Schwein zu sein losgeworden bin, lasse ich mich ausgelaugt daneben sinken. Noch immer kraftlos stehe ich nach ein paar Minuten auf, spüle angeekelt hinunter und putze mir mit meiner Zahnbürste den ekelerregenden Geschmack aus dem Mund.

Erschöpft schmeiße ich mich in mein Bett und bleibe einfach nur Stumm liegen.

Heute war wirklich ein schrecklicher Tag. Jimin stellte seine neue FreundIN vor. Jungkook hat bemerkt, dass ich nichts mehr esse. Ich bin fast zusammengebrochen. Ich bin jetzt noch schlechter in Tanzen. Ich haben Namjoon angemotzt. Ein Wunder, dass sie mich noch nicht aus der Band geworfen haben.

Es war immer mein Ziel erfolgreich auf einer Bühne zu stehen und meine eigenen Songs zu rappen. Aber wie naiv bin ich bitte um zu erwarten, dass das überhaupt jemals eintreten würde. Es war schon so viel Glück das ich überhaupt hinein gekommen bin und mit den Jungs vier mehr oder weniger erfolgreiche Jahre miterleben durfte. Sowas hält eben nicht lange. Das hätte mir von Anfang an klar sein sollen. Dann würde ich es jetzt wahrscheinlich besser aufnehmen.

Vielleicht sollte ich mal wieder einen Song schreiben, vielleicht werfen sie mich dann nicht raus wenn sie sehen das ich eventuell ja doch noch zu etwas zu gebrauchen bin.

Mit Hoffnung gestärkt ziehe ich mir meine Jacke über meine Hoodie und schleiche mich zum Vorraum, wo ich mir Schuhe anziehe und dann leise aus der Haustür verschwinde. Zum Glück hat mich keiner bemerkt und mir irgendwelche Fragen gestellt.

Zirka eine halbe Stunde später war ich beim BigHit Entertainment angelangt, wo eben unser Trainingsraum fürs Tanzen war und auch unser Studio mitsamt Piano und allem was mir sonst noch so unendlich wichtig ist. Ein Glück das wir alle einen Schlüssel für das Gebäude haben, sodass wir immer Ein und Ausgehen können. Wobei ich den Sinn dahinter schon hinterfrage aber mir solls recht sein.

Beim Piano angelangt, streiche ich sanft und ehrfürchtig über die Tasten, ehe ich mich setze und einfach beginne wahllos eine Melodie zu spielen.

Ganz in meinem Element spiele ich und lasse mich ganz der Musik hinreißen. Hier, bei meiner Musik, hier kann ich mich fallen lassen mit der 100 prozentigen Gewissheit aufgefangen zu werden. Ich spielte sanfte, nostalgische Töne. Sie erinnerten mich an früher. An früher wo ich noch naiv und unwissend in die weite, inhumane Welt ging. Sie erinnerten mich, wie Musik mich immer wieder aufgefangen hat. Daran wie sie mir alles gab was ich jemals brauchte und immer brauchen werde.

Minuten wurden zu Stunden und schließlich brach der Tag an und ich, ich sitze noch immer am braunen Piano und spiele. Ich realisiere gar nicht wirklich, wie lang ich schon hier sitze und das sich die anderen möglicherweise sogar Sorgen machen könnten. Mein Handy hatte ich ja in meinem Zimmer zurück gelassen um ungestört mit mir und meiner Musik sein zu können.

Der Text dazu hat sich in Laufe der Stunden in meinen Gedanken festgesetzt und immer wieder neu umgestaltet und angepasst. Immer und immer wieder habe ich die neu komponierten Töne gespielt. Jetzt heißt es nur noch die Noten und den Lyrics dazu aufzuschreiben, damit ich diese Namjoon geben kann. Ich will nicht aus der Band geschmissen werden. Sie ist das einzige was mich noch hält. Durch sie kann ich meiner Leidenschaft, meiner Musik nahe sein. Ich will das nicht aufgeben.

Weitere Stunden vergingen in dem ich einzelne Noten noch ausbessere und den Text immer mehr anpasse, bis ich zufrieden bin. Mir ist bewusst, dass der Song viel über mich verratet aber ich kann nicht anders als das Lied immer und immer wieder zu spielen und so meine Erinnerungen in allen Farben aufleben lassen. Müde reibe ich meine Augen und schaue auf die Uhr, woraufhin ich geschockt fest stellen muss, dass es schon Nachmittag ist. Ich sollte wohl zurück in den Dorm bevor sich die anderen noch zu sehr Sorgen.

Mit den wertvollen Zetteln in der Hand verlasse ich das Gebäude und schlendere, ausnahmsweise zufrieden mit mir selbst zum Dorm zurück.

Butterfly || BTSOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz