Trotz des Verbandes spürte ich schnell wie ich sie wieder blutig gekratzt hatte und zittrig stieß ich die Luft aus.

Ich wollte hier einfach nur noch weg, ganz weit weg und am besten nie wieder kommen.

,,Saphira kommst du mal mit?'' leicht schreckte ich auf als Frau Collister mich ansprach und sah sie dann verwirrt an.

Sie hingegen deutete mir nur an, ihr zu folgen, was ich auch zögerlich tat.

In einem Badezimmer blieben wir schließlich stehen und nach der Aufforderung von Frau Collister setzte ich mich auf den Badewannenrand.

,,Darf ich es sehen?'' mit großen Augen sah ich sie an und schüttelte dann perplex den Kopf.

,,Ich will mir nur die Wunden ansehen und den Verband wechseln. Du kannst schließlich schlecht mit einem verblutenden Verband rum laufen. Am Ende entzündet sich da noch etwas''

Ihr ruhiges Lächeln ließ mich im Endeffekt dann doch den Arm ausstrecken und lächelnd streifte sie dann Ärmel hoch und machte langsam den Verband ab.

Dass sie scharf die Luft einzog als sie die Wunden sah versuchte ich gekonnt zu ignorieren und schweigend sah ich ihr dabei zu, wie sie langsam und vorsichtig anfing die Schnitte zu desinfizieren.

Nachdem sie mir noch einen neuen Verband rum gewickelt hatte, ließ sie langsam mein Handgelenk wieder los und sah mich mit glanzlosen Augen an.

,,Tu das nicht Saphira. Tu dir das nicht an'' kraftlos wendete ich den Blick ab und biss mir unruhig auf die Unterlippe als ich bemerkte wie mir langsam Tränen in die Augen stiegen.

,,Bitte Saphira. Mach dich nicht selber kaputt''

Ich kann nicht anders, ich muss.

Es ist der einzige Weg, der hilft um zu vergessen und dem wahren Schmerz zu entfliehen.

Da halfen keine Gespräche, keine Aufmunterungen, da brachte rein gar nichts außer das Hinzufügen von anderen Schmerzen.

Sie konnten es nicht verstehen, sie wussten nicht wie qualvoll dieses Leben war und wie sehr alles in mir sich wünschte, endlich nicht mehr spüren zu müssen.


,,Danke'' flüsterte ich schließlich mit zittriger Stimme und ließ Frau Collister nur lächelnd abwinken.

,,Ich bin zwar keine Ärztin, aber ich hoffe einfach mal, dass sich die Wunden nicht entzünden. Falls doch, zöger bitte nicht und sag es Viktor oder irgendwem. Wir wollen dir nichts böses, wir wollen dir nur helfen''

Dazu war es leider zu spät und dass würden sie alle auch noch kapieren und hoffentlich verstehen.

,,Vor allem Viktor sorgst sich um dich, auch wenn du es nicht glauben magst. Ich kann völlig verstehen, dass du ihm nicht direkt vertrauen willst, aber bitte verschließ dich nicht komplett. Viktor würde sich dass nie verzeihen, wenn dir etwas passiert und er das nicht verhindern konnte. Ich weiß, du meinst das nicht persönlich oder so und du darfst das hier auch nicht persönlich nehmen, aber ich mach mir einfach nur Sorgen. Um Viktor, aber auch um dich. Du bist noch so jung Saphira, du hast dein ganzes Leben erst noch vor dir''

Wirklich kurz davor, die erste Träne zu verlieren, sah ich sie an und stieß zittrig die Luft aus.

Sie würde mich irgendwann noch verstehen, sie würde irgendwann noch kapieren, dass ich das alles nur tat um sie zu schützen.

Mein Leben hing wortwörtlich an einem seidendem Faden und ich wusste, er würde nicht mehr lange halten.

Er würde bald reißen und dann würden sie mir alle noch dankbar sein, dass ich sie nicht näher an mich heran gelassen hatte.

Lächeln unmittelbar ins Herz // #wattys2017Where stories live. Discover now