Kapitel 8

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Saphiras Sicht:


Hätte ich gewusst, wieso mir Vito gestern Mittag nach der Schule gefolgt war, hätte ich wahrscheinlich eher so getan als hätte ich ihn nicht bemerkt, als ihn irgendwann an zu sprechen und ihm klar zu machen, dass er aufhören sollte mir zu folgen, denn dann würde ich jetzt eindeutig nicht in dieser äußerst unangenehmen Situation stecken. 

,,Da du mir ja nicht deine Adresse verraten wolltest, muss ich dir den Baum halt so geben. Der ist für dich Juwel'' schüchtern überreichte mir Vito den Baum und ließ mich nur starr ihn ansehen. 

Die Blicke meiner Klassenkameraden spürte ich jetzt deutlich auf mir, genauso wie Vitos unsicheren Blick. 

Mein Blick wanderte zwischen dem Baum und Vito hin und her und unwillkürlich spürte ich wie mein Herz schneller anfing zu schlagen und somit meinen Puls rasend in die Höhe trieb. 

Andere hätten wahrscheinlich vor Freude angefangen zu schreien, andere hätten vielleicht einfach nur glücklich gelächelt und Vito umarmt, doch war ich schließlich nicht wie die anderen und war mir das hier einfach zu viel. 

Die stechenden, eifersüchtigen Blicke der Mädchen, die amüsierten Blicke der Jungs und nicht zu vergessen der unsichere Blick von Vito. 

Zudem spürte ich wie meine frischen Schnitte an meinem Handgelenk furchtbar anfingen zu jucken und ich das Bedürfnis verspürte, sie wieder blutig zu kratzen um mich irgendwie ab zu lenken. 

Alles in mir wusste, dass das hier falsch war. 

Alles in mir wusste, dass das ganze hier in eine völlig falsche Richtung lief und obwohl der Baum wirklich schön war und Vitos Lächeln mich alles andere als kalt ließ, musste ich das hier jetzt tun um sowohl ihn als auch mich zu schützen. 

,,Ich will ihn nicht'' mit zittrigen Händen reichte ich Vito wieder den Baum und ließ diesen verwirrt die Augenbrauen zusammen ziehen. 

,,Wie du willst ihn nicht? Wer sagt denn überhaupt dass du eine Wahl hast'' leicht fassungslos sah er mich an und ließ mich nur tief ein und aus atmen. 

Er würde selber irgendwann mal erfahren wieso ich dies hier getan hatte und dann würde er mir dankbar sein, dass ich ihn nicht näher an mich heran gelassen hatte. 

Dass ich verhindert hatte, dass wir uns näher kommen, damit mein Tod ihn später nicht treffen würde.

So könnte ich vielleicht von dieser Welt verschwinden ohne jemanden zurück zu lassen, dem ich wichtig war. 

Mein Tod würde einfach passieren und die Menschen, die ich bis dahin kennen gelernt hatte, würden mich mit der Zeit einfach vergessen und mehr wollte ich nicht. 

Ich wollte einfach das mein Herz endlich aufhört zu schlagen, damit Herrn Collister später keine Schuldgefühle haben würde, dass ich mich selber umgebracht hatte. 

Mein Herz sollte endlich aufgeben, damit ich nicht noch mehr Leute kennen lernen muss, die mir unbewusst ans Herz wachsen würden und somit dafür sorgen würden, dass mein Tod mich nicht kalt lassen wird. 

Mein Arzt hatte zwar damals im Krankenhaus bei meiner letzten Untersuchung gesagt, dass es noch nicht das Ende sein musste und ich nicht sofort aufgeben sollte, und vielleicht hatte er Recht und ich ging das ganze komplett falsch an, doch kannte ich mich und meinen Körper einfach und wusste, dass ich nie so glücklich sein könnte wie es andere nun mal waren und ich meine Vergangenheit nie vergessen würde. 

Sie würde mich immer wieder in dieses schwarze Loch ziehen und mich fallen lassen. 

Immer und immer wieder aufs neue und ich könnte dabei nur zu sehen und abwarten bis ich keine Kraft mehr geschweige denn einen Grund hatte um wieder auf zu stehen. 

Lächeln unmittelbar ins Herz // #wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt