Kapitel 17

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Geschockt reiße ich meine Augen auf und drücke Simon weg von mir.

,,Alice ich-", beginnt er, doch ich unterbreche ihn rasch.

,,Simon ich...ich kann das einfach nicht!", mit diesen Worten stehe ich auf und laufe weg.

Ich höre noch ein letztes verzweifeltes Rufen von Simon, ehe ich die letzten Stufen der Treppe überwinde und im Inneren des Hotels ankomme.
Total verwirrt laufe ich in mein Zimmer, schmeiße mich auf's Bett und vergrabe mein Kopf in mein Kissen.

Was war das eben? Simon hat mich mit dem Kuss einfach überrumpelt. Er fühlt echt was für mich, doch so sehr ich es mir auch wünsche, das alles fühlt sich für mich so falsch an.

Als Simon seine Lippen auf meine legte, durchfuhr mich ein unangehmer, verwirrender Schauer. Meine Gedanken schweiften ab, bevor sie überraschender Weise bei Thomas landeten und das schlechte Gewissen begann an meinem zerbrechlichen Herzen zu nagen.

Warum denke ich in so einer Situation an Thomas? Warum denke ich generell so oft an ihn? An seine perfekt geschwungenen Lippen, an seine rehbraunen Augen, die mich immer wenn ich sie vor mir sehe total faszinieren und an seine wunderschönen goldenen Haare, die man einfach nur berühren möchte, um jede einzelne Faser zwischen den Fingern zu spüren....Warte! Ich bin doch nicht...Nein das kann nicht sein oder doch? Ich kann und darf mich nicht in Thomas verliebt haben! Nein! Nein! Nein! Nicht jetzt. Ich kann das Simon nicht antun. Es wird ihm das Herz brechen und vielleicht verliere ich ihn sogar entgültig, meinen besten Freund. Das möchte ich unter gar keinen Umständen. Ich brauche ihn. Und wer sagt mir, dass ich überhaupt in Thomas verliebt bin? Vielleicht ist es ja etwas ganz anderes.

Seit ich denken kann gibt es eigentlich nur einen Jungen, natürlich abgesehen meines Bruders, in meinem Leben und das ist Simon. Ganz und allein Simon. Aber seit ich Thomas getroffen habe hat sich einiges geändert. Ob ich lediglich Freundschaft, oder doch mehr für ihn empfinde das weiß ich nicht. Ich mein wie auch? Ich hatte noch nie einen Freund und auch solche Gefühle in der Art verspürte ich noch nie gegenüber anderen Jungs. Kurz gesagt ich hab noch keinerlei Erfahrung in Sachen Liebe geschweige denn in Beziehungen. Eigentlich hat sich auch noch nie jemand auch nur ansatzweise für mich, das kleine graue Mäuschen, interessiert. Und doch gibt es jemanden der mich so liebt wie ich bin und alles tun würde um mich glücklich zu schätzen. Dieser eine Junge, der auch noch der liebenswürdigste und beste Freund, den man sich nur wünschen kann, ist, empfindet genau so für mich. Und was tu ich? Ich laufe einfach weg und schotte mich komplett ab.

Ich könnte einfach glücklich sein mit dem Wissen, dass ich nicht verletzt werde, doch es würde sich so falsch anfühlen. Ich würde nicht nur mich, sondern auch Simon bei der ganzen Sache belügen. Das geht einfach nicht! Es würde an meinem Herzen zehren, bis es dann irgendwann entgültig erschlafft, ohne jemals das Gefühl volkommener Liebe und Zuneigung zu einem Menschen gespürt zu haben. Wer so etwas bei mir auslösen wird, wird sich noch mit der Zeit zeigen, davon bin ich fest überzeugt. Es heißt ja nicht umsonst: Wer Liebe sucht, findet sie nicht, sie überfällt uns, wenn wir sie am wenigstens erwarten.

Vor lauter Gedanken habe ich das Gefühl das mein Kopf jeden Moment platzen könnte. Heute ist definitiv zu viel passiert! Aber was mich am meisten beschäftigt:
Wie wird es weiter gehen? Und wie soll ich mich gegenüber Simon verhalten? Wird unsere Freundschaft unter den Geschehnissen leiden, wenn...

Noch bevor ich meinen Gedanken beenden kann, übermannt mich die Müdigkeit und ich falle in einen unruhigen Schlaf.

****

Die Sonnenstrahlen, die sich den Weg durch das große Fenster bahnen, kitzeln meine Augenlieder, was mich dazu veranlässt sie aufzuschlagen. Total erschöpft von dem gestrigen Tag schleiche ich in Richtung Bad und erhasche dabei einen kurzen Blick auf Sarah, die noch seelenruhig in ihrem Bett liegt und nicht einen Mucks von sich gibt.

Wenn das bloß immer so wäre...

Seufzend betrete ich das Badezimmer uns stelle mich vor den Spiegel.

Ich sehe einfach nur schrecklich aus. Gestern Abend muss ich wohl vor lauter Aufregung vergessen habe mich abzuschminken, da ich ja sonst auch nicht wirklich geschminkt bin, doch das wurde mir wohl oder übel zum Verhängnis. Ich sehe aus wie ein Zombie. Wortwörtlich. Unter meinen Augen zeichnen sich dunkle Ringe und die Maskara hat sich gefühlt auf das ganze Gesicht verteilt.

Nachdem ich mich nach dem ganzen Schrubben und Waschen einigermaßen ansehnlich fertig gemacht habe, verlasse ich das Zimmer und begebe mich auf die Treppe, die geradewegs zu unserem Speisesaal führt.

Mit zittrigen Beinen überwinde ich die letzten Stufen und stehe nun unsicher vor der großen Tür des Saals.

Wie wird Simon nach gestern reagieren? Wird er so tun als wäre nichts passiert? Oder wird er versuchen mit mir ein Gespräch zu suchen. Ganz ehrlich ich weiß es nicht. Ich kenne Simon jetzt schon etliche Jahre, doch es fühlt sich gerade so an, als ob ich ihn gerade erst kennen gelernt habe. Ich weiß es klingt komisch, doch es ist so. Er wird zwar immer mein bester Freund bleiben, doch es wird nie mehr so sein wie vorher. Ich werde immer neben ihm sitzen mit dem Wissen, dass er mich liebt und ich diese Gefühle nicht erwidern kann. Es bricht mir einfach das Herz.

Ich lasse meinen Blick das letzte Mal umher schweifen, ehe ich meinen ganzen Mut zusammen nehme und langsam die Tür öffne.

In dem großen Raum haben sich schon alle Schüler versammelt und warten ungeduldig auf ihr Essen. Suchend Blicke ich mich nach Simon um, doch von ihm scheint keine Spur.

Angespannt lasse ich mich auf den Platz neben Matt fallen und ein verzweifeltes Seufzen entfährt meiner Kehle.

,, Hey sag mal hast du Simon gesehen?'', frage ich Matt, der anscheinend schon auf diese eine Frage gewartet hat.

,,Vorhin meinte er, er müsse noch etwas erledigen. Frag aber nicht was. Ich habe selber keine Ahnung.''

Ich muss mich wohl oder übel mit dieser Antwort zufrieden geben.

Nach dem Essen, naja Essen kann man das ja nicht nennen, da ich kaum einen Bissen runter bringen konnte, schlurfe ich träge den Gang entlang, als ich plötzlich laute Stimmen vernehme.

,,Was hast du mit ihr gemacht? Sie war all die Jahr mein und dann tauchst du auf und zertörst alles.''

,,Wovon redest du da bitte ich habe gar nichts gemacht!''

Von der Neugier gepackt schleiche ich leichtfüßig in die Richtung aus der die Stimmen kommen.

Als ich nur noch ein Stück von ihnen entfernt bin, schaue ich vorsichtig um die Ecke, mit der Erwartung einen kurzen Blick erhaschen zu können, doch was ich da sehe lässt das Blut in meinen Adern gefrieren...

 

The boy who changed everything... (Thomas Brodie-Sangster FF)Unde poveștirile trăiesc. Descoperă acum