1- Verschlafen

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"Aufstehen, du hast verschlafen", Grace laute Stimme an meinem Ohr reißt mich aus dem Schlaf. Erschrocken setze ich mich auf und öffne meine Augen. "Wie spät ist es?", meine Stimme klingt kratzig. "Kurz nach neun". "Fuck", murmele ich während ich aus dem Bett springe. "Meine Vorlesung beginnt um zehn", stöhne ich genervt und schlüpfe in meine Jeans. Die nächste Straßenbahn kommt um halb, dann bin ich zehn vor zehn an der Uni und müsste es gerade noch pünktlich in die Vorlesung schaffen. Hastig schnappe ich mir ein Oberteil, ziehe es über und stürze als nächstes ins Bad.

Während ich mir die Zähne putze, erzählt mir Grace von ihrem Date gestern. Meine Gedanken schweifen ab und es wird nicht lange dauern bis sie merkt, dass ich ihr nicht richtig zuhöre. Mal wieder hat sie einen neuen Kerl, wobei Grace Beziehungen (falls man das Beziehungen nennen konnte) nie länger als ein paar Wochen hielten. Dann schien es den Kerlen zu anstrengend zu werden und sie ließen Grace sitzen. Grace redete gerne viel und schnell, war manchmal etwas aufgedreht und übermotiviert. Im Grunde war sie ein liebenswerter Wirbelwind und sie war meine einzige und beste Freundin. Es hatte lange gedauert bis ich ihr vertraut hatte. Schlussendlich hatte es dazu geführt, dass wir zusammen in einer WG wohnen. "Hörst du mir überhaupt zu?", fragt Grace nun und mustert mich schmunzelnd. Mittlerweile hatte ich meine Zähne geputzt, meine Haare gekämmt und mich etwas geschminkt- zumindest so fertig gemacht das ich rausgehen konnte. "Nein nicht wirklich. Tut mir leid", murmele ich entschuldigend und mache mich auf den Weg in die Küche. Ein Blick auf die Uhr lässt mich schneller machen. Ich schnappe mir eine Wasserflasche und einen Müsliriegel und ziehe mir meine Schuhe an.

"Ich muss los. Bis später", kurz lächle ich Grace zum Abschied zu und verlasse dann keine Sekunde später unsere WG. Hastig sprinte ich zur Straßenbahn, die ich in letzter Sekunde noch erreiche. Keuchend setze ich mich auf einen freien Platz. Nach wenigen Minuten beruhigt sich meine Atmung wieder und ich bereite mich innerlich schonmal auf die Vorlesung vor. Meine Motivation ist an diesem Morgen nicht besonders groß. Seufzend sehe ich aus dem Fenster. Kurze Zeit später erreichen wir die Uni und ich steige aus. Massen an Menschen laufen auch an diesem Morgen auf dem Gelände der Universität rum. Eilig bahne ich mir einen Weg durch die Menschen, um rechtzeitig zu meiner Lesung zu erscheinen.

Dann passiert es. Natürlich laufe ich ohne mich groß umzusehen. Bis ich in ihn hineinlaufe. Fast verliere ich mein Gleichgewicht, doch seine Arme halten mich fest bevor ich stürze. Peinlich berührt hebe ich meinen Blick. Seinen Augen bleiben an meinen hängen. Immer noch hält er mich fest umschlungen. Um uns rum scheint alles zu verblassen und mit einem Mal völlig unwichtig zu sein. Immer noch ruhen unsere Blicke nur auf dem Gegenüber. Seine stechend blauen Augen fallen mir sofort auf. Leise räuspert er sich und löst seinen Griff um meine Taille. Verlegen streiche ich mir eine Strähne hinters Ohr und mustere ihn. Leicht heben sich meine Mundwinkel und ich lächle ihn an. Auch auf seine Lippen schleicht sich ein Lächeln. "Begrüßt du neue Leute immer so stürmisch?", grinsend mustert er mich. "Klar, ist meine Spezialität". Ihm entfährt ein leises Lachen. Plötzlich fällt mir alles wieder ein. "Oh Scheiße meine Vorlesung", fluche ich und sehe auf meine Uhr,"Ich muss wirklich los". Eilig gehe ich los. "Wie heißt du überhaupt?", ruft er mir hinterher. Kurz drehe ich mich einmal um und bleibe stehen. "Emma, ich heiße Emma Monroe", kurz lächle ich und laufe dann weiter.

Gerade noch rechtzeitig betrete ich den Raum ehe die Tür verschlossen wird. Mit mahnenden Blick sieht mich der Professor an, der genau nach mir den Saal betreten hat. Eilig setzte ich mich auf den letzten freien Platz und packe meinen Block und einen Stift aus um mitzuschreiben.

Schnell geht die Vorlesung rum und ich sitze wieder in den Straßenbahn auf dem Weg nach Hause. Meine Gedanken schweifen wieder zu dem Unbekannten von heute Morgen. Irgendwas hatte er an sich, das ich wirklich interessant fand. Gleichzeitig beängstigt mich das.

Als ich unsere WG betrete, stelle ich fest das ich alleine bin. Bis ich zur Arbeit muss , habe ich noch Zeit, weshalb ich erstmal das Geschirr von gestern weg räume. Anschließend gehe ich Duschen, da ich das heute morgen nicht mehr geschafft habe. Nachdem ich mich abgetrocknet habe, föhne ich meine Haare und ziehe mich an. Ich entschiede mich für meine dunkelblaue Lieblingsjeans und ein schwarzes Langarmshirt. Danach schminke ich mich dezent.

Die Zeit geht schnell rum und schon muss ich zur Arbeit. Schnell ziehe ich mir meine Schuhe an, schnappe mir meine Jacke und meine Handtasche und mache mich auf den Weg. Zu dieser Uhrzeit ist die Bahn wie immer voll. Zu meinem Glück muss ich nur wenige Stationen mitfahren, bis ich das kleine Café erreiche, in dem ich arbeite. Betrieben wird das Café von einem Ehepaar, das mit Herzblut an diesem hängt.

Zehn Minuten vor Schichtbeginn treffe ich im Café ein. Ich gehe in den kleinen Mitarbeiterraum lege Jacke und Tasche ab und tausche diese gegen Schürze, Block und Stift. Pünktlich zu Schichtbeginn gehe ich wieder nach vorne und räume ein paar Tische ab. Heute ist es für diese Uhrzeit ungewöhnlich ruhig hier. Nur einige Leute sitzen an den Tischen. Gerade scheint keiner etwas zu benötigen, weshalb ich hinter dem Tresen warte und solange ein Buch für die Uni lese. Von Zeit zu Zeit zahlen einige Kunden und verlassen das Café. Neue Leute betreten das Café, doch es bleibt ruhig und wieder kann ich weiterlesen.

Erneut klingelt die Tür und reißt mich aus dem Buch. Als ich sehe wer das Café betreten hat, halte ich die Luft an. Auch er scheint mich zu bemerken, denn er bleibt stehen und lächelt mich überrascht an.

(Anmerkung: Ich stelle mir Emma als Nina Dobrev vor)

Love AgainWhere stories live. Discover now