Kapitel 18

7K 398 18
                                    

„Wie, du hast dich mit ihm gestritten?" Die Stimme meiner Freundin hörte sich verwirrt an.

„Naja, streiten ist vielleicht ein bisschen übertrieben", erwiderte ich und zog meine Beine an die Brust. Die Klimaanlage hatte gute Dienste geleistet und das Apartment mehr als nötig gekühlt, weshalb ich nun in Hotpants und einem Top in der Embryonalstellung verweilte, mein Handy ans Ohr gepresst und mir keine Gedanken über die teuren Kosten machend, die dieses Gespräch sehr wahrscheinlich mit sich bringen würde.

„Was ist denn passiert?", fragte Laura.

Ich seufzte. Auf einmal kam mir der Grund dafür, dass Leo wütend davon gestürmt war mehr als lächerlich vor. Er war vermeidbar gewesen, meinerseits. Ich hätte mich anders verhalten können und hätte es auch tun sollen. Stattdessen hatte ich weiterhin so getan, als ob mich das Verschwinden eines Kindes nichts anginge, was es auch eigentlich nicht tat, aber ich hätte es Leo nicht so deutlich zeigen dürfen und ihm beim Suchen helfen sollen.

„Etwas ziemlich Unnötiges."

Laura stöhnte. „Wow, wie genau. Jetzt bin ich so schlau wie noch nie."

„Okay", gab ich nach. „Aber sag mir nicht, dass ich dumm war! Das ist mir nämlich auch schon klar geworden." Dann erzählte ich ihr alles, angefangen am heutigen Morgen und hier und da ergänzt mit ein paar Hintergrundinformationen, damit ihr der Zusammenhang klar wurde.

„Tessa, du bist echt dämlich", stellte Laura unbeeindruckt von meiner Warnung fest und schüttelte vermutlich gerade ihren Kopf über meine Dummheit. Danach hielt sie mir einen Vortrag über die Dinge, die ich hätte tun  und die Worte, die stattdessen meinen Mund hätten verlassen sollen. Irgendwann unterbrach ich sie genervt und sagte: „Ob du es glaubst oder nicht, darauf bin ich auch schon gekommen."

„Und wieso machst du das dann nicht?", fragte sie vorwurfsvoll.

„Weiß nicht?"

„Kommt mir auch so vor."

„Du bist echt eine große Hilfe", grummelte ich und dachte abermals an die teuren Telefonkosten und an den Vortrag, den meine Eltern mir über die Rechnung halten würden.

„Geh dich doch einfach entschuldigen", schlug Laura vor.

„Und wie? Denkst du etwa, dass er die annehmen würde? Falls er mich überhaupt zu Wort kommen lassen wird."

„Versuch macht klug", meinte sie. „Und du hast nichts zu verlieren, wenn er abblockt."

„Ich hasse es, wenn du Recht hast." Nur der Teil, dass ich nichts zu verlieren hätte machte mir noch Sorgen. Ich war mir immer noch nicht sicher, wie stark meine Gefühle für ihn waren und ob sie über eine Sommerliebe heraus reichten oder am Ende dieser Ferien enden würden.

„Danke." Ich hörte Lauras Grinsen aus ihrer Stimmer heraus. „Und jetzt geh und schnapp dir deinen Edelmann!"

„Meinen was?" Ich lachte.

„Deinen Edelmann. Du weißt schon, Prinzen, Thronfolger..."

„Ich bezweifle, dass er das ist, aber ich werde es trotzdem versuchen", erwiderte ich schmunzelnd. „Aber jetzt sollte ich mal so langsam auflegen, sonst wird es ziemlich teuer werden."

„Okay, tu das. Und halte mich auf dem Laufenden!"

„Mach ich. Bis dann."

„Ciao."

Seufzend drehte ich mich auf meinen Bauch und hätte beinahe mein Gesicht im Kissen vergraben, doch glücklicherweise fiel mir noch rechtzeitig ein, dass es voller Bodypaintingfarbe war und ich mir noch nicht sicher, ob schon alles komplett getrocknet war.

Summer LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt