Kapitel 3

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Das Frühstück am nächsten Morgen verlief besser, als das Abendessen gestern.

Niemand beschwerte sich davor über mein Outfit oder währenddessen über mein Verhalten. Aber ich war auch viel zu beschäftigt damit, ständig zum Buffet zu laufen und nacheinander Rührei mit Bacon, Cornflakes mit Erdbeerjogurt, Pancakes mit Ahornsirup und Obst mit Vanilleeis in mich hinein zu stopfen, als gäbe es kein Morgen.

Mom guckte zwar immer kritisch auf meine neuen, überfüllten Teller, aber verkniff sich einen Kommentar darüber, der wahrscheinlich in die Richtung "Wenn du so weiter machst, wirst du fett" ginge.

"Ich freue mich schon auf den Nationalpark", fing Dad irgendwann an zu schwärmen und ich musste mich beherrschen, meinen Kopf nicht auf die Tischplatte zu knallen. Stattdessen stöhnte ich genervt auf.

"Können wir nicht an den Pool gehen? Oder an den Strand, wenn euch das lieber ist?", bettelte ich.

Mom schüttelte strickt den Kopf. "Du weißt, wie schnell ich einen Sonnenbrand bekomme."

"Dafür gibt es ja Sonnenschirme."

"Nein, Theresa. Wir haben nicht mehr als 3000 Euro dafür ausgegeben, um uns auf die faule Haut zu geben. Weißt du eigentlich, wie lange Dad und ich dafür arbeiten müssen? Das sind-"

"Jaja, ich hab's verstanden", unterbrach ich sie, bevor sie mir eine unendliche Predigt über Geld hielt.

Mom hob nur eine Augenbraue, aber schwieg.

"So, alle fertig?", fragte Dad nach einiger Zeit. "Können wir los?"

„Ja", rief Mom freudig.

„Nein", stöhnte ich gefrustet.

*-*

Mir war warm. Nein, warm beschrieb meinen Zustand noch nicht einmal annähernd. Mir war so unendlich heiß, dass ich befürchtete, jeden Moment an Überhitzung zu sterben. Ich öffnete die dritte Wasserflasche innerhalb einer Stunde und trank sie in einem Zug halb leer.

"Wie lange noch?", rief ich meinen Eltern zu, die ein paar Meter vor mir in kompletter Wandermontur den unebenen Weg überwältigten. Ich hingegen in meiner Hotpants und dem luftigen T-Shirt kam mir ziemlich wanderfeindlich vor, aber trotzdem schwitzte ich wie sonst was.

„Theresa, wir wissen es immer noch nicht. Genau wie du gehen wir heute auch zum ersten Mal hier entlang." Meine Mutter drehte sich nicht um, während sie mir indirekt mitteilte, dass ich nervte. Aber das tat ich zu Recht, wie ich fand. Niemand hatte mir gesagt, dass 'das Naturschutzgebiet angucken' mit einer Kilometerlangen Wanderung durch die pralle Sonne hieß. Hätte ich das gewusst, wäre ich so was von im Hotel geblieben oder hätte mir wenigstens ein passenderes Schuhwerk als meine Sandalen angezogen. Ich schwor mir, dass mich alleine schon wegen den Blasen an den Füßen mich morgen keine tausend Pferde aus dem Hotel heraus bekamen. Es sei denn, es ging an den Strand. Dann immer wieder gerne, aber so wie ich meine Eltern kannte, würde das nicht in tausend Jahren passieren.

„Wartet doch mal", stöhnte ich genervt, als der Abstand zu meinen Eltern immer größer wurde. „Könnt ihr nicht ein bisschen langsamer gehen? Oder können wir eine Pause machen?" Ich sah mich schon mal nach einem passenden Plätzchen im Schatten um, nur da gab es einen klitzekleinen Harken: Es gab keinen!

„Wir haben uns doch erst vor fünf Minuten ausgeruht", merkte mein Vater an, aber verlangsamte wenigstens sein Tempo ein wenig.

„Aber trotzdem", nörgelte ich. „Es ist so heiß!"

„Theresa, jetzt reiß dich doch mal bitte für die letzten zweihundert Meter zusammen", ermahnte Mom mich.

Nur noch zweihundert Meter? „Bist du sicher, dass es nicht noch länger ist?"

Summer LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt