Kapitel 16

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„Nur um dich vorzuwarnen, ich muss nachher die Kinderbetreuung übernehmen", sagte Leo mir beiläufig, als wir gemeinsam an der All Inclusive-Theke standen und unsere Teller mit Essen beluden.

„Och nö", maulte ich, bevor ich mein Gehirn einschalten konnte. Ich ließ die Kneifzange für die Minisandwiches sinken und sah ihn an. „Ernsthaft jetzt?"

„Ja, ernsthaft. Ich muss einen Kollegen vertreten, der kurzfristig krank geworden ist."

Ich verdrehte die Augen. Er redete, als wäre er hier fest angestellt und nicht im Urlaub. „Solange du mich nicht zwingst, dir auszuhelfen", meinte ich uns fuhr fort, mir Minisandwiches auf meinen Teller zu füllen. Die Dinger waren einfach zu verführerisch.

„Natürlich nicht. Du kannst gerne weiter die Sonne genießen und auf der faulen Haut liegen."

„Mit dem größten Vergnügen."

Nach zwei Minuten kam mir jedoch in den Sinn, dass ich das Vergnügen mit Leos Eltern haben würde, wenn ich am Pool bliebe. Verdammt, schon wieder nicht nachgedacht, bevor ich geredet hatte. Jetzt musst ich mir überlegen, wie ich Leo vom Gegenteil meiner Entscheidung überzeugte, ohne dass er dachte, ich würde etwas gegen seine Eltern haben, denn das hatte ich nicht. Ich fand den Gedanken, mit den Eltern meines Sommerflirts am Pool zu liegen nur etwas merkwürdig.

„Ich glaub, ich komme doch mit zu deiner Kinderbetreuung", sagte ich auf halbem Weg zwischen der Essenstheke und unseren Liegen und vermied es, Leo anzusehen.

„Jetzt doch? Warum das auf einmal?"

„Einfach nur, um zuzusehen, wie die Kinder dich zur Weißglut treiben." Ich grinste fies und er verdrehte die Augen. „Viel Spaß dabei."

„Ich denke, den werde ich haben."

Als ich dann jedoch eine gute Stunde später neben Leo den Raum betrat, in dem wir vor zwei Nächten miteinander getanzt hatten, auch besser bekannt als Kinderdisko, wünschte ich mich doch wieder zurück an den Pool. Zu der friedvollen Stille, der angenehmen Wärme der Sonnenstrahlen, meinem Buch und meiner Musik. Nicht zu diesem wahnsinnig machenden Gedudel, was es wagte, sich Musik zu nennen und einen Haufen glücklich strahlender Kinder komische Bewegungen machen ließ.

Aber um ehrlich zu sein, war der nerventötende Haufen von Kleinkindern nicht das, was mich am meisten an diesem Bild störte. Nein, es war die rothaarige Schönheit in der Mitte dieses Kinderhaufens, die ihrer Arbeit als Kinderbetreuerin perfekt nachkam und sich um die kleinen Schreihälse kümmerte, als ob es das schönste auf der Welt wäre.

Ich überlegte, ob es möglicherweise zu viel des guten wäre, wenn ich Leo jetzt einen Kuss auf die Lippen pressen würde, um ihr zu signalisieren, dass sie die Finger von ihm lassen sollte. Aber ich wettete, das hätte sie nicht im Geringsten interessiert, denn das breite Lächeln, mit dem sie ihn empfing, sah so aus, als ob man es ihr durch nichts aus dem Gesicht wischen konnte.

„Seht mal, wer da ist", flötete sie ihren Schützlingen zu, die wie auf Kommando mit ihrem Rumgehampel aufhörten und Leo mit großen Augen anstarrten.

„Na, ihr kleinen Racker?" Ich beobachtete, wie er in die Hocke ging und seine Arme ausbreitete. „Wer von euch ist bereit für ein super-duper Abenteuer?"

Sofort begannen die Kinder zu jubeln und stürmten auf ihn zu. Ich konnte gerade noch rechtzeitig aus der Schusslinie entkommen, bevor ich von dem verrückten Armeisenvolk über den Haufen gerannt werden konnte.

Ich ließ mich auf einem Stuhl nieder, der so weit wie möglich von dem ganzen Geschehen entfernt war und beobachtete belustigt, wie Leo umzingelt wurde. Jedes der Gören wollte irgendwas von ihm und er brachte tatsächlich die Geduld auf, auf jedes einzeln nacheinander einzugehen, ohne sofort einen Kollaps zu bekommen.

Summer LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt