Kapitel 7

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„Leo?!“ Ich brüllte einmal quer über den halben Strand, damit er mich noch hörte, denn die Sekunden, die ich verwirrt dagesessen hatte, hatten ihm einen guten Vorsprung gegeben. Er blieb stehen und drehte ich zu mir um, nicht wissend, ob er weiter laufen, oder auf mich warten sollte.

Ich rappelte mich so wie er von meinem Handtuch auf und nahm die Verfolgung auf. Dachte er echt, er könnte mich wie ein naives, kleines Mädchen hier sitzen lassen und ich würde brav auf seine Rückkehr warten? Wenn ja, hatte er mich ziemlich falsch eingeschätzt.

„Könntest du mich vielleicht mal über das hier aufklären?“, fragte ich, als ich schnaufend bei ihm angelangte und wedelte mit meinen Händen in der Luft rum, um das hier zu beschreiben. Irgendwie kam ich mir wie seine unwissende Ehefrau vor, dabei kannte ich ihn erst seit ein paar Stunden. Reagierte ich über damit, dass ich wissen wollte, wer dieser Mann war und warum er Leo dazu aufgefordert hatte, was auch immer zu machen?

„Das ist mein Onkel, ihm gehört das Hotel und ich verdiene mir etwas als Animateur dazu“, leierte Leo so schnell herunter, dass ich Schwierigkeiten hatte, alles mitzukriegen.

„Äh… hä?“, machte ich überfordert und sah ihn an, als hätte er mir gerade irgendeine chemische Reaktion erklärt, die ich so überhaupt gar nicht geblickt hatte.

„Komm einfach mit“, sagte er augenverdrehend, packte mich am Handgelenk und zog mich im Laufschritt hinter sich her.

Okay, jetzt war ich wirklich verwirrt. Wieso flog man denn in den Urlaub, um dort zu arbeiten? Das machte doch überhaupt keinen Sinn, jedenfalls nicht für mich. Und was würde mich hier gleich erwarten? Ein kinderbetreuender Leo? Einer, der den Standardtanzkurs der Rentner beaufsichtigte? Oder vielleicht machte er irgendetwas Sportliches? Ich hoffte inständig aus letzteres, denn Kinder waren das nervigste, was es gab und Rentner das langweiligste.

Erleichtert bemerkte ich, wie er den Pool ansteuerte, mich dann aber mit den Worten „Ich muss kurz auf die Brücke“ stehen ließ und eben genannte Brücke, die über den Pool ging, bestieg.

Ich zog irritiert meine Augenbrauen zusammen, während ich dabei zusah, wie er ein quietschgelbes T-Shirt zugeworfen bekam und es sich dann über den Kopf zog. Grinsend musterte ich ihn, wie er... nunja, aussah wie ein Quietschentchen für die Badewanne. Er warf mir einen fragenden Blick zu, aber  gerade als ich abwinken wollte, setzte irgendeine merkwürdige Musik ein und ich hätte vor Lachen auf dem Boden gelegen, würde ich nicht mitten in der Öffentlichkeit stehen. Leo und drei weitere Menschen in diesen knallgelben Shirts, auch Animateure wie ich annahm, tanzen zu einem furchtbaren Schlagerlied, die Armbewegungen passend zum Text gewählt.

Und ich stand mitten zwischen all den Liegen und drohte an meinen Lachern zu ersticken, die ich verzweifelt zurückzuhalten versuchte, weil sonst alle Aufmerksamkeit auf mir liegen würde, doch den Anblick von vier Bekloppten wollte ich einfach niemandem vorenthalten.

Leo warf mir einen bösartigen Blick zu, doch ich konnte selbst aus einiger Entfernung erkennen, dass seine Mundwinkel zuckten. Trotzdem wusste ich, dass er mir meine Belustigung nicht durchgehen lassen würde. Seine Augen strahlen pure Rachegedanken aus, während er mit seinen Armen eine aufgehende Sonne oder so etwas in der Art darstellte. Und da kam der nächste Lachanfall… und ein weiterer und noch einer.

Als dann Durchsagen auf drei verschiedenen Sprachen (Spanisch, Englisch, Deutsch) gemacht wurden, fragte ich mich, welche der ganzen merkwürdigen Sachen er leiten würde.

Luftgewehrschießen?

Kindern lustige Liedchen vorträllern?

Eine Show mit freiwilligen Verrückten für den nächsten Abend einüben?

Summer LoveWhere stories live. Discover now