Ein friedliebender Vater

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Es tut mir so schrecklich Leid, dass ich schon so lange nicht mehr geupdatet habe. Aber ich hatte ziemlich viel für die Schule zu tun und hab kaum Zeit (und auch Inspiration und Motivation) gefunden, etwas zu schreiben.😔
Aber nun genug gelabert.
Viel Freude beim Lesen :)

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Es waren schon beinahe zwei Monate vergangen, seitdem Dagur und Heidrun die Drachenreiter verlassen hatten, um nach ihrem Vater, Oswald dem Friedliebenden zu suchen. Viele Hinweise darauf, wo er sein könnte, hatten sie bis jetzt noch nicht gefunden und die Spuren, denen sie gefolgt waren, hatten zu keinem Erfolg geführt.

Soeben hatten die beiden Geschwister ihr Nachtlager auf einer kleinen Insel aufgeschlagen, weit abseits aller bekannten Welt. Ein kleines Langerfeuer knisterte in der Mitte ihres Lagers. Heidrun hatte sich an ihren schlafenden Klingenpeitschling gelehnt und beobachtete die wilden Flammen des Feuers. Sie dachte nach. Würden sie ihren Vater nach all den Jahren wiederfinden? Würde er sie noch erkennen? Was, wenn er seine beiden Kinder bereits vergessen hatte?

"Hey, Schwesterchen. Du starrst schon eine Ewigkeit ins Feuer", wurde Heidrun von der Stimme Dagurs, der sich neben ihr niedergelassen hatte, aus ihren Gedanken zurück in die Wirklichkeit geholt. "Ich habe nachgedacht", meinte sie nach einiger Zeit der Stille. Dagur blickte sie erschrocken an: "Du willst mich doch nicht etwa verlassen? Ich habe dich so lange gesucht, da kannst du es mir nicht antun, mich wieder zu verlassen. Ist es wegen Fischbein? Natürlich ist es wegen ihm. Aber ich hab ihm versprochen, gut auf dich aufzupassen und", sprudelten die Worte wie ein Wasserfall aus Dagur heraus, bis er von Heidrun unterbrochen wurde: "Nein! Natürlich werde ich dich nicht verlassen, Dagur. Ich habe über etwas ganz anderes nachgedacht. Ich meine, was ist, wenn wir unseren Vater nicht finden? Was, wenn die ganze Suche umsonst ist und er schon längst..." "Nein, daran darfst du gar nicht denken. Natürlich lebt der alte Kerl noch. Er ist schließlich unser Vater und noch dazu ein Berserker. Heidrun, ich gebe dir das Berserker Ehrenwort darauf, dass wir ihn finden werden. Und ich werde nicht aufhören nach ihm zu suchen, bis ich meinen Platz in den ewigen Hallen Valhallas eingenommen habe. Und selbst dann werde ich nicht aufhören nach ihm Ausschau zu halten", versprach der Rothaarige seiner Schwester. "Aber was ist, wenn er uns nicht mehr erkennt?" "Dann zeigen wir ihm, dass wir Berserker sind. Außerdem vergisst ein Vater seine Kinder nicht", versuchte Dagur Heidrun aufzumuntern, "Und nun hör auf dir die ganze Zeit Sorgen zu machen. Wir werden ihn schon finden. Denk daran, was der Händler gesagt hat, dem wir gestern begegnet sind: Alles was man verliert kommt irgendwann wieder zurück. Außerdem hat er doch gemeint, dass er vor einigen Jahren mal jemandem begegnet ist, der sich Oswald nannte, wie unser Vater. Er hat gesagt, dass dieser Oswald weiter in den Osten wollte. Und genau dort hin brechen wir morgen auf."

Wie sie gesagt hatten, machten sich die beiden beim Anblick der ersten Sonnenstrahlen auf den Weg in Richtung Osten. Nach mehreren erschöpfenden Tagen Flugzeit, kamen sie nach stundenlangem Flug über weite See, endlich an einer rettenden, kleinen Insel an. Es war bereits später Nachmittag und die Sonne begann sich dem Horizont entgegen zu senken. Der Gronckel und der Klingenpeitschling setzten auf und ihre Reiter stiegen von den Sätteln. Die beiden Drachen schleppten sich entkräftet in den Schatten der Bäume und verfielen in einen wohlverdienten Schlaf. "Wenn ich gewusst hätte, dass wir so lange ohne jegliche Landemöglichkeit fliegen müssen, hätte ich bestimmt nicht eingewilligt, weiter in den Osten zu fliegen", gab Heidrun zu. "Glaub mir, Schwester, ich auch nicht. Ich denke, wir sollten uns auch eine kurze Pause genehmigen, bevor wir die Insel erkunden." Die beiden Berserker gesellten sich zu ihren Drachen und fielen in einen tiefen Schlummer. So bemerkten sie den Schatten, der sie aus dem naheliegenden Gebüsch beobachtete, nicht.

Erst als es bereits zum nächsten Morgen hin dämmrig wurde, erwachten die beiden Menschen aus ihrem Schlaf. Sie rekelten und streckten sich ausgiebig, bis sie sich wieder dazu im Stande fühlten, die Insel zu erkunden. Die Drachen waren noch zu schläfrig um mit auf Erkundungstour zu gehen. Nach einem kurzen Frühstück, das aus Früchten eines ihnen unbekannten Baumes bestand, machten sie sich auf den Weg in den Wald. Bis auf den Gesang der Vögel in den Bäumen und dem raschelnden Unterholz unter ihren Füßen, war kein Laut zu vernehmen. Nichts schien ungewöhnlich zu sein. Nur das Gefühl, dass sie verfolgt wurden, bereitete einem gewissen rothaarigen Berserker Bedenken.

Immer wieder blieb Dagur stehen und blickte sich um. Doch er konnte nichts Merkwürdiges erkennen. Heidrun hatte das Verhalten ihres Bruders bemerkt und blieb ebenfalls stehen. "Was hast du?", fragte sie. "Ich weiß nicht. Ich habe das Gefühl, dass wir beobachtet werden", flüsterte der Rothaarige zurück, "Aber ich glaube, es ist besser, wenn wir uns nicht anmerken lassen, dass wir wissen, dass uns jemand nachschleicht." Die beiden Berserker gingen weiter durch den Wald, bis sie zu einem großen Baum kamen, an dem mehrere Runen und Zeichen eingeritzt waren. Dagur blieb bei dem Baum stehen und ließ seine Finger über die Einkerbungen in der Rinde gleiten. "Hm, ich kenne diese Zeichen. Es sind die Zeichen für Hlin* und Gefion*. Vater hat sie immer in einen Baum geritzt bevor er die Insel verlassen hat. Auch als er verschwunden ist", berichtete Dagur und ließ seine Finger auf einer der Einkerbungen verharren, "Es sind die Göttinnen des Schicksals und des Schutzes." Schweigend wandte er seinen Blick von den Zeichen im Baum ab und blickte Heidrun an. "Meinst du, meinst du, er könnte vielleicht hier gewesen sein?", fragte Heidrun mit bebender Stimme. Dagur nickte. "Einige der Zeichen scheinen erst ein paar Wochen alt zu sein. Es...wow. Unglaublich. Stell dir vor, wir könnten ihn vielleicht finden. Nach all dieser langen Zeit. Weißt du, was das bedeutet. Wir-wir könnten wieder eine Familie sein, stell dir das vor, Heidrun. Die Berserker Sippe wieder vereint! Das-das wäre einfach nur...unglaublich." Heidrun lächelte erfreut, als sie ihrem Bruder zuhörte. Auch sie konnte es kaum glauben, dass sie vielleicht wieder eine kleine, glückliche Familie sein könnten.

Plötzlich war hinter ihnen das Knacken eines Zweiges zu hören und die beiden wirbelten herum. "Heidrun, pass auf!", rief Dagur und schob seine Schwester hinter seinen Rücken, um sie zu beschützen. Vor ihnen stand ein alter Mann, der dennoch kräftig gebaut war. Der Mann war etwa gleich groß wie Dagur und hatte einen verfilzten, schwarzen Bart, der von unzähligen weißen und grauen Haarsträhnen durchzogen war. Die Kleidung, die der Fremde trug, war zerschlissen und schon längst in die Jahre gekommen. Dagur hatte sein Schwert gezogen, um seine Schwester vor dem Unbekannten zu verteidigen. "Dagur, steck das Schwert wieder ein", ertönte Heidruns Stimme hinter ihrem Bruder, "Der Mann hat keine Waffe bei sich." Dagur vergewisserte sich, dass Heidrun recht gehabt hatte und ließ das Schwert zurück in die Scheide gleiten. Der Fremde, der bis dahin noch nichts gesagt hatte, begann plötzlich zu sprechen. Seine Stimme klang gebrochen, so als ob seit Jahren kein einziges Wort mehr über seine Lippen gekommen war: "Hei...drun und Dagur? Ihr...ihr seid ge...kommen." Der Mann schritt näher an die beiden Geschwister heran und betrachtete sie eingehend. Heidrun war inzwischen hinter Dagur hervorgekommen und hatte sich neben ihren Bruder gestellt. Sie musterte den ihr unbekannten Menschen ebenfalls. Doch Dagur war sich sicher, dass er diesen Mann kannte. Der Mann kam dem rothaarigen Berserker ungewöhnlich vertraut vor, als ob er ihm zuvor schon einmal begegnet wäre. Und dann traf es ihn, wie der Blitz.

"Vater?"

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Ich hoffe, euch hat das, was ich in den letzten drei Stunden produziert habe gefallen^^.

*Hlin: nordische Schutzgöttin
*Gefion: nordische Schicksalsgöttin

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